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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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prüfenden Blick von der Seite zu. »Und ich wette, wenn du an ein Baby
gedacht hast, dann ist es der gutaussehende Kapitän, den du dir dabei als den
Vater des Kleinen vorgestellt hast.«
    Jessie
fühlte, wie ihr brennende Röte in die Wangen schoß. »Ich habe vielleicht davon
geträumt, aber daran glauben, daß ich je eine eigene Familie haben werde, tue
ich nicht. Tief in meinem Herzen hatte ich befürchtet, daß ich einmal so enden
könnte wie meine Mutter.« Sie sah Viola an und lächelte. »Und das wäre auch so
gekommen, Vi, wenn du nicht gewesen wärst.«
    Die ältere
Frau wurde nun ihrerseits über und über rot und winkte mit ihren gutgepolsterten
Händen ab. »Ich habe dir geholfen, davon wegzukommen, das ist alles. Du bist
bei dem Versuch fast verhungert. Wenn Seine Lordschaft nicht gewesen wäre, ich
weiß nicht, was dann mit dir geschehen wäre.«
    »Du warst
da, als Mama gestorben ist. Du hast mich vor meinem Bruder beschützt. Du warst
mir die beste Freundin, die ich je gehabt habe, Vi.« Impulsiv beugte Jessie
sich zu ihr und drückte Vi an sich. Dann kam ihr ein Gedanke, und ihre Augen
strahlten vor freudiger Erregung. »Das ist es, wir werden einige Sachen für
dich einkaufen!«
    Viola
lachte. »Rede doch keinen Unsinn.«
    »Das ist
kein Unsinn, Vi. Du hättest doch gern ein paar neue Hüte, nicht wahr? Und
eventuell noch ein paar Schuhe?«
    Noch immer
lachte Viola, doch dann nickte sie zustimmend. »Wenn du das wirklich möchtest,
mich stört es nicht, etwas von dem Geld Seiner Lordschaft auszugeben. Wie mir
scheint, hat er mehr als genug davon.«
    Jessie
lächelte. »Sobald wir hier fertig sind, werden wir zur Putzmacherin gehen.« Sie
griff nach Vis Hand und zog sie durch die offene Tür in das Geschäft. »Aber
zuerst möchte ich ein paar Sachen für die Kinder kaufen.«
    Es gab eine
so große Auswahl, daß es Jessie schwerfiel, sich zu entscheiden. Schließlich
kaufte sie eine hübsche kleine Puppe mit einem Porzellankopf für Amanda Jane
und ähnliche Puppen für Penelope und Fanny. Dann suchte sie nach Geschenken für
die anderen Kinder. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß es ihr je so viel
Freude bereitet hatte, Geld auszugeben.
    »Sieh
dir das an, Connie,
mein Freund.«
    Der Mann,
so dürr wie eine Vogelscheuche, drängte sich ein Stück näher an ihn. Sein Blick
folgte den beiden Frauen, die gerade den Laden der Putzmacherin verlassen
hatten. Sie gingen die Straße entlang, ihre Arme waren beladen mit Päckchen. Sobald
er sah, daß sie in einem Geschäft ein Stück weiter verschwanden, drückte er
sich gegen eine Hauswand und wandte sich zu dem grinsenden Danny Fox um.
    »Sie kauft
sogar Sachen für diese verdammte alte Schachtel«, staunte Danny, als er den
neuen Strohhut entdeckte, den Viola Quinn auf dem Kopf hatte, als die beiden
aus dem Laden kamen. »Die Börse des kleinen Luders muß überfließen vor Geld.«
    »Sollen wir
es ihr abnehmen, Danny? Es könnte ein bißchen schwierig sein, weil all diese
reichen Kerle hier herumlaufen, aber immerhin rechnen sie hier nicht mit uns.
Sie wird sich nie denken, daß wir in London sind.«
    Danny
schüttelte den Kopf. Er trug Stadtkleidung, eine dunkelgraue Hose, ein weißes
Rüschenhemd und einen senffarbe nen Überrock, Kleidungsstücke, die er einem
der Liebhaber seiner Geliebten gestohlen hatte. Die Hose glänzte zwar schon etwas
an der Sitzfläche, und die Manschetten des Hemdes waren ein wenig
zerschlisssen, aber nicht so viel, daß es jemand bemerken würde.
    »Es ist
nicht nötig, die Dinge zu überstürzen, Connie. Wir sind ihr bis jetzt gefolgt,
da schadet es nichts, wenn wir noch etwas warten. Außerdem haben wir es auf
einen größeren Fisch abgesehen als auf die wenigen Münzen in ihrer Börse. Und
ganz sicher möchten wir nicht, daß Seine verdammte Lordschaft wieder auf der
Bildfläche erscheint und all unsere Pläne ruiniert.«
    Connie
nickte, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Da hast du recht, Danny, jawohl.
Besser, wir warten und sehen, wie die Dinge sich entwickeln, ehe wir etwas
unternehmen.«
    »Und ob ich
recht habe, Connie. Mit Danny Fox kannst du rechnen, wenn es darum geht, deine
Börse zu füllen und für dein Rohr die rechte Beschäftigung zu finden.«
    Die beiden
lachten hämisch und beobachteten die beiden Frauen, die die Straße entlanggingen.
Es war nicht nötig, ihnen jetzt noch weiter zu folgen. Danny wußte, daß sie
unterwegs waren zum eleganten Stadthaus Seiner Lordschaft. Er wußte, wo er
seine

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