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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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und mit Spiegeln geschmückten Ballsaal getanzt. Große
Kronleuchter aus Kristall hingen an der Decke, und in vergoldeten Vasen
standen Sträuße mit weißen Rosen, die ihren Duft im Saal verströmten. Das ganze
Haus glitzerte wie ein Diamant in der untergehenden Sonne.
    Jessie nahm
das wunderschöne Bild in sich auf, die Marmorstatuen und die teuren
orientalischen Teppiche, und bemühte sich, von alldem nicht zu überwältigt zu
sein. Auch wenn sie die Vornehmheit von Belmore gewöhnt war, so fiel es ihr
schwer, in einer so reichen Umgebung nicht an die Vergangenheit zu denken, an
den verräucherten Schankraum, die halbnackten Frauen und die lüsternen Männer,
an ihr dunkles, elendes Loch über dem Black Boar Inn.
    Entschlossen
schob sie die dunklen Gedanken beiseite, sie lächelte und klammerte sich in
stiller Verzweiflung an Matthews muskulösen Arm. Er war gerade ihr Partner und
führte sie auf der mit Intarsien versehenen Tanzfläche zu einem Kontratanz.
    »Lächeln«,
riet er ihr leise. »Ihr wißt, wie so etwas geht. Nichts wird geschehen.«
    Seine
blauen Augen gaben ihr Sicherheit, und das Lächeln fiel ihr leichter als
angenommen. Der Tanz dauerte beinahe zwanzig Minuten, doch mit Matthew als
ihrem Partner, der ihr Mut und Kraft gab, schien die Zeit dahinzufliegen.
    Danach
verschwamm der restliche Abend zu einem bunten Bild. Sie tanzte mit einem
jungen Mann nach dem anderen und war überrascht, gleich vier neue Gesichter zu
entdecken, die ihren letzten Partner ablösen wollten. Zuerst hatte Matthew sich
immer in ihrer Nähe aufgehalten, für den Fall, daß sie ihn brauchte, wie er es
versprochen hatte. Dann erschien Papa Reggie mit Lady Bainbridge, und Matthew verschwand
unauffällig.
    Drei
Stunden später entdeckte sie ihn wieder. Er tanzte mit ei ner extravaganten
Brünetten, Madeleine Gräfin Fielding, eine Witwe, wie man ihr sagte.
    Eine
einsame Witwe, so schien es Jessie, als sie sah, wie diese sich an Matthews Arm
klammerte und ihn mit schamloser Überschwenglichkeit anlächelte. Jessie hoffte,
daß ihr nicht die üppigen, milchweißen Brüste, die sich gefährlich nach oben
drängten, aus dem Kleid hüpfen würden.
    Sie war
eine wunderschöne Frau, älter als Jessie, sicher schon beinahe dreißig, mit
seegrünen Augen und einem breiten, volllippigen Mund. Bei einer Rondele
tanzten die beiden an ihr vorüber, und ein Schwall ihres Parfüms wehte Jessie
in die Nase. Matthew schien gegen den erstickenden Geruch nichts zu haben. Er
war viel zu sehr damit beschäftigt, die offensichtliche Einladung der Frau zu
genießen. Nur einmal blickte er in Jessies Richtung. Und als Jessie das sah,
bedachte sie ihren Tanzpartner, den jungen Herzog von Milton, mit ihrem
strahlendsten, verführerischsten Lächeln.
    Wahrscheinlich
hatte sie sich das kurze, zornige Aufblitzen in den Augen des Grafen nur
eingebildet. Sie blinzelte, und als sie ihn genauer ansah, lächelt er die
verheißungsvolle Brünette an.
    Sie verließen
das Fest knapp nach dem ausgiebigen Mitternachtsessen, weil sie sich Sorgen
machten, daß der Marquis sich überanstrengen würde. Außerdem wollte Jessie
ihren ersten Ausflug in die Gesellschaft nicht übertreiben. Vielleicht war der
Grund allerdings auch nur der, daß Matthew eine Verabredung mit der Gräfin
einhalten wollte.
    Der Gedanke
daran trübte den überwältigenden Erfolg dieses Abends für Jessie.
    »All
diese Monate in
einem stickigen alten Boot!« Madeleine Gräfin Fielding lehnte sich nackt gegen
das Kopfteil ihres riesigen, mit rotem Samt ausgeschlagenen Bettes. Mit dem
Finger tastete sie über die Schnitzerei eines winzigen Cherubs in dem polierten
Holz. Dann fuhr der Finger über Matts nackte Schulter, über seine Brust und um
seine Brustwarze. »Es ist schon viel zu lange her, Matt, mein Liebling.«
    Er faßte
nach ihrem Handgelenk und zog ihre Hand an seine Lippen. »Viel zu lange,
Gräfin. Wir haben uns das letzte Mal gesehen, bevor du deinen letzten, nun
verblichenen Mann geheiratet hast. Welcher war es doch gleich, dein zweiter
oder dein dritter?«
    Ein
kehliges Lachen belohnte seine Frage. Ihr schlanker, weißer Hals bildete einen
erstaunlichen Kontrast zu dem glänzenden schwarzen Haar, das ihr über die
nackten Schultern fiel. »Der dritte, aber wer zählt denn schon? Jetzt, wo er
nicht mehr da ist, habe ich genügend Geld. Ich brauche keinen Mann mehr in
meinem Leben.« Sie lächelte aufmunternd. »Außer natürlich zu meinem Vergnügen.«
Sie beugte sich über ihn, kniff

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