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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Küssen.
    »Wißt Ihr
schon, wie lange Ihr diesmal auf See sein werdet?« fragte Caroline, und wieder
riß sie ihn mit ihrer Frage aus seinen Gedanken. Er schalt sich selbst, weil
er nicht aufmerksamer war.
    »Leider
kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir haben in den letzten beiden
Jahren Napoleons Schiffe blockiert. Etwas muß geschehen, und es wird sehr bald
geschehen. Wenn die Kämpfe dann vorüber sind, werde ich meinen Abschied von der
Marine nehmen.« Wenn er die Schlacht überhaupt überleben würde. Die
Möglichkeit, daß er dabei ums Leben kam, war der Grund dafür, daß er noch keine
endgültigen Pläne gemacht hatte.
    »Oh,
Matthew, ich sehne den Tag herbei, an dem Ihr für immer nach Hause kommen
werdet.« Sie beugte sich zu ihm, und der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die
Nase, es war ein leichter, angenehmer Duft nach Lilien. »Wir werden ein so
wundervolles Paar sein. Das sagt jeder. Wir werden wunderhübsche Kinder haben
und in einem wunderschönen Haus leben.« Sie lächelte strahlend. »Ich habe
Belmore immer geliebt. Wenn Euer Vater erst einmal gestorben ist, wird das Haus
mit all seinen herrlichen Möbeln uns gehören. Ich plane schon all die Veränderungen,
die ich dann vornehmen werde. Es wird dann noch wunderbarer sein als ...«
    »Mein Vater
wird noch viele Jahre leben«, fuhr er sie an. »Wir werden im Herrenhaus von
Seaton wohnen. Wenn Euch das allerdings nicht gefällt ...« Der entsetzte
Ausdruck in Ca rolines Gesicht ließ ihn innehalten. Gütiger Himmel, was war
bloß mit ihm los?
    »Ich ... es
tut mir leid«, flüsterte sie voller Reue. »Ich wollte nicht eigensinnig
erscheinen. Es war nur ...«
    »Ich sollte
derjenige sein, der sich entschuldigt. Ich hätte Euch nicht so anfahren dürfen.
Es ist nur so, daß mein Vater in letzter Zeit kränklich war. Ich mache mir
Sorgen um ihn, dabei muß ich schon so bald wieder fort.« Er stand auf. »Und ich
hätte gar nicht so lange hierbleiben dürfen.« Er verzog den Mund zu einem
Lächeln. »Wir wollen doch nicht, daß unnötig über uns geklatscht wird.«
    Caroline
runzelte die Stirn. Sie fühlte, daß sich seine Stimmung verändert hatte. Doch
er wollte ihr nicht erklären, was geschehen war. »Ja, nun, dann werden wir uns
in Benhamwood sehen.«
    »Ja.« Matt
beugte sich über ihre Hand. »Ich freue mich schon darauf, Mylady.« Doch in
Wirklichkeit, so stellte er fest, freute er sich absolut nicht.
    Caroline
brachte ihn zur Tür, und der Butler reichte ihm seinen Hut und seine
Handschuhe.
    »Danke für
Euren Besuch«, verabschiedete sie ihn.
    »Es war mir
eine Freude, Mylady.« Er küßte ihr die Hand und fragte sich, warum er noch nie
versucht hatte, ihren Mund zu küssen. In den letzten fünf Jahren hatte er sich
sein Leben mit Caroline Winston vorgestellt. Doch jetzt war dieses Leben irgendwie
in den Hintergrund gerückt.
    Insgeheim
verfluchte Matthew sich selbst – und Jessie Fox – dafür, daß er so sehr nach
ihr verlangte.
    Warm schien
die Sonne durch die Blätter der Platane, die an dem Weg stand, über den Jessie
durch den Garten von Benhamwood schlenderte. Ein sanfter Wind bewegte die
Blätter und ließ sie leise rascheln. Clematis blühte, und der Duft von Flieder
lag in der Luft.
    Das
Landhaus des Grafen von Pickering war herrlich, riesig und imposant, mit mehr
als hundert Schlafzimmern, einem Dutzend
eleganter Salons und einem wundervoll ausgestatteten Speisesaal, der Platz bot
für zweihundert Gäste. Doch es war die ländliche Umgebung, die Jessie am besten
gefiel.
    Ein See, um
den sich Weidenbäume gruppierten, beherrschte die sanfte Hügellandschaft, Rehe
und Schafe weideten auf den weiten Grasflächen, die von dunklen, grünen Wäldern
eingerahmt wurden. Seit ihrer Ankunft vor Tagen war die weite, liebliche
Landschaft ihr Zufluchtsort geworden. Hier hatte sie Ruhe gefunden vor den
vielen Menschen, dem Klatsch und den Ränken, die die Reichen schmiedeten, die
sich auf Lord Pickerings Landsitz versammelt hatten. Sie wünschte sich, daß
Gwen hier wäre, doch Lord Waring und seine Familie nahmen nur sehr selten an
solchen Treffen teil, und ohne sie konnte Gwen nicht kommen.
    Jessie ging
durch die Gärten des Landsitzes, sie pflückte eine Kletterrose von einem
Spalier am Weg und drehte sie gedankenverloren zwischen ihren Fingern. Sie
hatte sich immer gewünscht, eine Lady zu sein, und nach außen hin war sie das
auch. Doch tief in ihrem Inneren, dort, wohin niemand sonst blicken konnte,
fragte sie sich, ob sie

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