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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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neues
Spielzeug geschenkt bekommt. Ihre. Kehle wurde trocken. Am liebsten wäre sie
aus der Kirche gelaufen – zu Fuß zurück nach Belmore.
    »Heiliger
und gnädiger Vater«, betete der Erzbischof. »Siehe hinunter auf diese Kinder.
Führe und segne sie, erteile ilmen ...«
    Mit lautem
Krachen flog die große Kirchentür auf, und dem Erzbischof blieben die nächsten
Worte im Hals stecken. Über dem Dröhnen in ihrem Kopf und der Enge in ihrer
Brust dauerte es einen Augenblick, bis Jessie begriff, daß etwas nicht in
Ordnung war. Der Erzbischof starrte über ihren Kopf hinweg auf irgend etwas.
Sein Mund stand offen, und seine Augen waren vor Verblüffung weit aufgerissen.
Erst jetzt wandte Jessie sich um, genau wie der Herzog, gerade noch
rechtzeitig, um den Grafen von Strickland an der Tür zu sehen. Seine Lippen
waren zusammengepreßt, sein Kinn vorgeschoben, sein Gesicht so entschlossen,
wie sie es noch nie gesehen hatte.
    Jessies
Herz begann zu rasen, sie hatte das Gefühl, als würde ihr jemand die Brust
zusammenpressen. »Matthew ...«, flüsterte sie.
    Natürlich
konnte er sie nicht hören, denn die Menschenmenge in der Kirche hatte zu
murmeln begonnen, seine Schritte im Mittelgang der Kirche waren laut, als er
auf sie zukam. Sein goldblondes Haar war zerzaust, seine langen Schritte nicht
sehr sicher, er stieß an einer Seite des Ganges gegen die Kirchenbänke, dann
reckte er sich wieder und ging weiter.
    »Lieber
Gott ...« Jessie nahm sein unordentliches Äußeres in sich auf, der Rock stand
offen, die wenigen Knöpfe, die geschlossen waren, waren falsch geknöpft, seine
Krawatte schlackerte gelöst über der Brust. Seine Schuhe waren voller Lehm, die
Manschetten seines Hemdes hatte er nicht geschlossen. Selbst das weiße
Batisthemd stand zur Hälfte offen.
    »Der Teufel
soll ihn holen«, sagte der Herzog verärgert. »Was um alles auf der Welt hat
dieser arme Kerl nur vor?«
    Jessie
sagte nichts, sie sah Matthew entgegen mit einer Mischung aus Entsetzen und
einem winzigen Fünkchen Hoffnung. Der Erzbischof sah aus, als würde er jeden
Augenblick in Ohnmacht fallen, während die Menge hinter ihnen aufgeregt und
ungläubig flüsterte.
    Der Graf
kam zielstrebig weiter auf sie zu, dann stand er vor ihnen.
    »M-Matthew?«
flüsterte Jessie noch einmal und starrte in seine fast überirdisch blauen
Augen.
    Er grinste
betrunken. »Mein«, lallte er und schwankte so sehr, daß sie fürchtete, er würde
fallen. Doch statt dessen beugte er sich vor, stupste seine breite Schulter an
Jessies Taille und hatte mit einem einzigen Schwung Jessie über seine Schulter
geworfen. Fest legte er die Arme um ihr Hochzeitskleid aus Seidenbrokat und die
lange blau-silberne Schleppe.
    Der Herzog
stellte sich ihm entrüstet entgegen. »Um Himmels willen, Mann, seid Ihr
vollkommen verrückt geworden? Ihr könnt doch nicht ...«
    Matt
versetzte ihm einen Fausthieb, genau auf das Kinn, und der Herzog ging zu Boden
wie ein Sack Kartoffeln. Jessie keuchte auf, genau wie die anderen Menschen in
der Kirche, die alle aufgesprungen waren. Matthew ignorierte sie. Er war damit
beschäftigt, seine Beine aus der langen Schleppe zu befreien. Er fluchte
ausgiebig und bemühte sich, nicht mit Jessie hinzufallen. Schließlich gelang es
ihm, sich zu entheddern. Er überhörte die empörten Rufe der Menge und stolperte
mit seiner Last über den Mittelgang zur Kirchentür zurück.
    Die ganze
Zeit über hing Jessie wie hypnotisiert über seiner Schulter. Das Ereignis war
so unglaublich, daß sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte. Ihr Herz
raste, es dröhnte in ihrer Brust, doch ihr Kopf schien völlig leer zu sein.
Wie eine ausgestopfte Puppe baumelte sie über seiner Schulter. Eine Hand hatte
er besitzergreifend auf ihre Röcke gelegt, die andere hielt ihre Beine fest. Um
sie herum hatten die Leute zu rufen begonnen, sie
waren von den Kirchenbänken aufgesprungen, doch niemand versuchte, Matthew
aufzuhalten.
    Heiße Röte
schoß in Jessies Wangen. Sie erhaschte einen Blick auf Caroline Winston, deren
Gesicht voller Entsetzen war. Ein Stück neben ihr stand Lady Bainbridge. Ihr
Gesicht war aschgrau. Und daneben stand – zu Jessies Erstaunen – Papa Reggie
und grinste über das ganze Gesicht.
    Eine
angenehme Wärme begann sich in ihrem Inneren auszubreiten, und sie entspannte
sich etwas. Zum ersten Mal wurde ihr klar, daß ihr weißer Ritter wirklich
gekommen war – auch wenn er ein wenig angeschlagen war –, und das Gefühl, das
sie jetzt

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