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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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beherrschte, war pure Erleichterung. Papa Reggie lächelte – er hatte
sich eine Verbindung zwischen ihnen schon von vornherein gewünscht. Wenn sie
sich jetzt für Matthew entschied, hätte sie ihn nicht enttäuscht.
    Die
Erleichterung wurde immer stärker, mischte sich mit einem Hoffnungsschimmer.
Wenn sie jetzt nur nicht herunterfiel, ehe sie aus der Kirche entkommen konnten
...
    Matthew
hastete durch die Tür, seine Schritte wurden unsicher, aber hinter ihnen fiel
die schwere Tür ins Schloß. Doch leider trat Matthew nun mit dem Fuß auf ihre
Schleppe und den Schleier. Mit dem nächsten Schritt zerfetzte er die kostbare
Schleppe, und der silberne Schleier wurde von ihrem Kopf gerissen. Ihr Haar
löste sich, und die langen goldblonden Locken fielen kopfüber bis zu seinen
Beinen. Jetzt bestand die Gefahr, daß er darüber stolpern würde. Doch Matthew
ließ sich nicht beirren.
    Nicht, bis
er auf der Straße angekommen war. Dort blieb er stehen und sah sich nach der
Kutsche von Belmore um. Als er sie ausfindig gemacht hatte, stakste er darauf
zu. Der Lakai stand mit offenem Mund neben der Kutsche und starrte ihn wie
einen Geist an. Doch Matt bellte einen kurzen Befehl, die Tür flog auf und
Jessie hinterher. Ihre Schleppe und das, was von ihrem Schleier noch übrig war,
knüllte er hinter ihr in die Kutsche.
    Er
strauchelte, als er hinter ihr in die Kutsche klettern wollte, und fiel der
Länge nach auf den Boden der Kutsche. Mit lautem Stöhnen und unter größter
Anstrengung rappelte er sich wieder auf. Er klopfte gegen das Dach, ein Signal
für den Kutscher loszufahren, und das Gefährt begann zu rollen. Jessie
bemerkte, daß Matt kaum aufrecht sitzen konnte. Er war offensichtlich
betrunkener, als es den Anschein hatte.
    Dennoch
fühlte sie eine leichte Erregung, als er sie schweigend auf seinen Schoß zog.
Als er dann ihr Gesicht in beide Hände nahm und sie küßte, störte es sie
überhaupt nicht, daß sein Atem nach Alkohol roch und daß dieser Geruch auch in
seiner Kleidung hing. Statt dessen schlang sie die Arme um seinen Hals und
erwiderte seinen Kuß – genauso selbstvergessen und gründlich.
    Ein heißes
Glücksgefühl stieg in ihr auf. Was auch immer geschehen würde und egal, welche
peinlichen Dinge nun vor ihr lagen: Matthew war gekommen und hatte sie zu sich
geholt. In diesem Augenblick wußte Jessie ganz sicher, daß es keinen Ort auf
der Welt gab, an dem sie lieber sein würde: entführt, bei ihm in der Kutsche.
    Einige
Stunden später
beschlich sie allerdings der Argwohn, als sie vor einem kleinen Landgasthaus
südlich von London anhielten, auf dem Weg nach Guildmore. Matthew hatte die
ganze Zeit über geschlafen – er schlief seinen Rausch aus –, doch als sie das
Gasthaus erreichten, wachte er auf.
    »Warte
hier«, befahl er mit rauher Stimme. »Ich bin gleich wieder da.« Er war noch
immer betrunken, seine Kleidung war nach wie vor zerknittert, und sein Haar
mußte dringend gekämmt werden.
    Sie sah ihm
nach, als er unsicher aus der Kutsche stieg. Zum ersten Mal, seit sie die
Kirche verlassen hatten, regte sich Mißtrauen in ihr. Matthew wollte sie. Er
hatte ihr das mehr als einmal erklärt. In der letzten Nacht hatte er sich
betrunken, und heute morgen war er in ihre Hochzeitsfeier geplatzt und hatte
sich das genommen, was er keinem anderen überlassen wollte. Doch was führte er
jetzt im Schilde?
    Sie kaute
nervös auf ihrer Unterlippe, bis er zurückkam, um sie zu holen. Stirnrunzelnd
stieg sie aus der Kutsche und ging vor ihm her in das Gasthaus. Die Leute
starrten sie wie einen Geist an. Ihre neugierigen Blicke folgten ihnen bis
hinauf zu dem Zimmer, das er gemietet hatte. Matthew in seiner schmutzigen,
unordentlichen Kleidung und sie in ihrem zerrissenen Hochzeitskleid, mit
offenem, zerzaustem Haar, das ihr über die Schultern fiel, gaben ein wahrhaft
interessantes Bild ab ...
    Jessie
wartete, bis er die Tür des Zimmers hinter sich geschlossen hatte. Dann wandte
sie sich zu ihm um, wobei sich ihr Magen vor Nervosität zusammenzog.
    »Also gut,
Matthew. Du hast mich hierhergebracht. Was hast du vor?«
    Ein
boshafter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Das, was ich schon seit dem
Augenblick habe tun wollen, als du vor meinen Füßen in der Pfütze gelandet
bist.« Er roch nach Gin und Zigarrenrauch, als er mit einem entschlossenen
Glänzen in seinen Augen näher kam.
    Er hatte
sie entführt, hatte sie davor gerettet, den Herzog zu heiraten. Wenn er nur
etwas nüchterner gewesen wäre,

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