Stadt der Blumen strava3
Versuch, überzeugend zu wirken, war kläglich gescheitert. Ihr sonnendurchfluteter Urlaub endete in Misstrauen und Eifersucht. Und was alles noch schlimmer machte: Rosalind hatte nicht gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und plauderte den ganzen Heimweg über fröhlich über Paul Greaves. Laura war fast so befremdet darüber wie Sky. Sie kannte Pauls Exfrau Jane, die Mutter von Alice; beide waren sie im Bezirksrat von Islington und hatten gemeinsam in mehreren Ausschüssen gesessen. Da Laura mit Jane befreundet war, konnte sie nicht glauben, dass Paul nett sei.
»Du weißt doch, warum sie geschieden worden sind?«, fragte sie. Wie immer fuhr sie zu schnell und hatte das Fenster auf, sodass sie bei dem Lärm richtiggehend schreien musste.
»Weil er ein Serienmörder war? Oder in Ivy Court Orgien gefeiert hat? Hat er sie geschlagen?«, schlug Rosalind vor. Sie war pikiert von Lauras allwissendem Getue. »Weil er alles unter Kontrolle haben und Jane kein eigenes Leben zugestehen wollte«, sagte Laura. »Er war immer sicher, dass er mit allem Recht hatte.«
»Alice sagt, sie waren einfach zu verschieden«, warf Sky ein. So unglücklich er gerade über seine eigene Beziehung war, wollte er doch nicht, dass Laura das Glück seiner Mutter zertrat. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zuletzt so unbekümmert und entspannt erlebt hatte. Als sie schließlich in London eintrafen, war Rosalind jedoch völlig erschöpft und ging gleich zu Bett. Nach einem eher unbefriedigenden Telefonat mit Alice tat Sky es ihr gleich und eilte für eine Stippvisite nach Talia – gerade lang genug, um Sulien mitzuteilen, dass sie zurück waren. Am nächsten Morgen war Sky zeitig auf und machte Frühstück, entschlossen als Erster an der Tür zu sein, wenn die Stravaganti aus Talia ankamen.
Er wusste nicht, wie er seine Mutter aus der Wohnung bekommen sollte. Remy strich ihm um die Beine, hin- und hergerissen zwischen der Freude über seine Rückkehr und der Empörung darüber, dass er so lange von einer Nachbarin gefüttert worden war. Sky nahm ihn hoch und legte sich seinen langen, schnurrenden Körper über die Schulter, als die Türglocke klingelte. Es waren Nicholas und Georgia.
Rosalind kam in die Küche. Sie sah jung und zerzaust aus in ihrem Morgenmantel.
»Ach, hallo, ihr zwei«, sagte sie lächelnd. »Ihr könnt wohl gar nicht mehr ohne einander auskommen, was? Ist Alice nicht dabei?«
Jeder murmelte unbehaglich etwas vor sich hin und Sky rettete die Situation, indem er Kaffee und Toast anbot, während seine Mutter duschen ging.
»Ich weiß nicht, wie ich sie loswerden soll«, sagte er. »Nach der Reise gestern ist sie so müde. Ich kann sie nicht einfach wegschicken.«
»Vielleicht sollten wir lieber draußen auf sie warten?«, schlug Georgia vor.
»Das wird aber ein bisschen komisch aussehen,«, meinte Nicholas, »wenn wir den ganzen Tag vorm Haus rumhängen, oder?«
»Es wäre ja nicht den ganzen Tag«, sagte Sky. »Sie kommen irgendwann heute Vormittag.«
Ein gedämpftes Klopfen kam von der Haustür durch das Treppenhaus.
»Zu spät«, sagte Georgia. »Das sind sie bestimmt.«
Sky trat vor die Wohnungstür und horchte. Vor der Haustür konnte er Stimmen hören, dann wurde sie geöffnet. Ihre Nachbarin Gill, die über ihnen wohnte und die Remy versorgt hatte, kam herein. Sie hatte eine Zeitung unter dem Arm und trug eine Papiertüte vom Bäcker um die Ecke in der Hand; Sky konnte frische Croissants riechen.
»Sky«, sagte Gill, »da ist so was wie ein Priester draußen, der nach dir fragt. Soll ich ihn reinlassen?«
Beatrice gewöhnte sich allmählich an ihr neues Heim im Palazzo Ducale. Ihr neues Schlafzimmer war viel größer als ihr bisheriges im Palazzo di Chimici und sie hatte einen hübschen, kleinen Salon, dessen Wände mit grüner Seide bespannt waren und der gleich neben der Zimmerflucht ihres Vaters lag. Beide hatten den Blick auf den Fluss.
Beatrice war beschäftigter denn je, denn noch immer musste sie die hohen, eleganten Räume einrichten. Bald würde sie auch Gäste im alten Palazzo in der Via Larga unterbringen müssen. Mitglieder der Chimici-Familie würden aus allen Teilen Talias in Giglia zusammenströmen, um an den Hochzeitsfeierlichkeiten teilzunehmen. Das letzte Mal, dass so viele Familienmitglieder in der Stadt waren, war bei Falcos Beisetzung gewesen, und Beatrice war entschlossen die traurige Erinnerung mit einem fröhlichen Empfang zu verscheuchen. Aber die Pläne ihres Vaters für
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