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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Löcher. Diese Löcher wurden immer größer, und das Froschwesen begann, in sich zusammenzusinken. Es hieb um sich und schlug dabei auch den Oni aus dem Weg. Der blaue Unhold knallte in den Maschendrahtzaun. Das silberfarbene Monster kroch auf den Schläfer zu, schleppte sich dabei immer schneller über den Sand. Rücken und Hüftpartie waren längst verschwunden, hatten sich in Luft aufgelöst, dennoch kroch es weiter. Einen Augenblick später erhob es sich über den um sich schlagenden Menschen, bückte sich dann und verschlang ihn auf einen Satz. Das Kreischen des Magiers verstummte, und das Monster verschwand.
    Das Publikum war außer sich. Hunderte Münder öffneten sich zum Schrei. Links brüllte eine heisere Männerstimme aus voller Kehle: »Toooooor!«
    Der Oni kam mühsam wieder auf die Füße und stand nun drei Gestaltwandlern gegenüber. Es nahm ein schnelles, brutales Ende mit ihm.
    Ich riss die Tür auf und lief zum Tor runter. Curran und Dali folgten mir.
    Wenig später kamen die vier zu uns, mit Blut bedeckt und sandverkrustet. Andrea lief durchs Tor und fiel mir um den Hals. »Hast du das gesehen?«
    »Das war echt ein Mordsschuss!«
    »Sofort auf die Krankenstation!«, befahl Doolittle barsch. »Schnell, bevor das Silber zu wirken beginnt.«
    Sie gingen an uns vorüber. Jim sah kurz Curran an. Und der Herr der Bestien nickte kaum merklich.
    Derek und Raphael kamen als Letzte durchs Tor. Der Wunderknabe humpelte.
    »Gut gemacht«, sagte Curran zu ihm.
    Da richtete sich Derek auf, und seine Augen leuchteten stolz. Er humpelte weiter und versuchte sich dabei nicht auf Raphael zu stützen.
    Kurz vor unserem Quartier brach Andrea zusammen. Den einen Moment lächelte sie noch, und im nächsten lag sie schon flach. Raphael ließ Derek los, und ich fing ihn auf, während Raphael Andrea vom Boden aufhob.
    »Silbervergiftung«, sagte Doolittle. »Bringt sie rein.«
    Andrea keuchte. »Das brennt.«
    Ich hatte schon früher mit Gestaltwandlern zu tun gehabt, die Silberverletzungen erlitten hatten. Eine scheußliche Sache. Und ich hatte Andrea in diese Geschichte hineingezogen.
    Raphael trug Andrea in einen Nebenraum, in dem Doolittle sich eine kleine Praxis eingerichtet hatte, und legte sie auf einen Metalltisch.
    Andrea zitterte. Flecken erschienen auf ihrer Haut. Ihre Finger verlängerten sich, bekamen Krallen.
    »Halt durch.« Raphael griff nach ihrer Lederweste.
    »Nein.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, fauchte er.
    Sie hielt seine Hände fest. »Nein!«
    »Also, junge Dame … «, sagte Doolittle in besänftigendem Ton.
    »Nein!«
    Sie bog den Rücken durch. Sie zuckte und jaulte, und ihre Stimme bebte vor Schmerzen. Sie verwandelte sich und wollte nicht, dass jemand es sah.
    »Wir brauchen ein bisschen Privatsphäre«, sagte ich. »Bitte.«
    »Gehen wir.« Mit einem Mal war Dereks Last von mir genommen. Curran übernahm ihn und verließ mit ihm das Zimmer. Dali und Jim folgten ihnen. Raphael blieb da, weiß wie eine Wand, und hielt Andrea in den Armen.
    Sie fauchte mit heiserer Stimme.
    »Es ist alles gut«, sagte ich zu ihr. »Hier sind bloß der Doktor und ich und Raphael. Die anderen sind weg.«
    »Ich will, dass er weggeht«, keuchte sie. »Bitte.«
    »Du hast Krämpfe. Ich kann dich nicht alleine festhalten, dafür bist du zu stark, und der Doktor hat jetzt keine Hand frei.«
    »Schneidet ihr die Kleidung auf«, befahl Doolittle.
    »Nein. Nein, nein, nein … « Andrea begann zu weinen.
    Raphael zog sie an sich, schloss sie in seine Arme, ihren Rücken an seiner Brust. »Ist ja gut«, flüsterte er. »Alles wird gut.«
    Binnen nicht mal einer Minute hatte ich sie entkleidet. Hässliche graue Flecken zogen sich über ihren Oberkörper. Sie musste eine volle Salve der Nadeln abbekommen haben. Dann erzitterte sie erneut, und diesmal lief das Zittern bis in ihre Beine. Sie schrie vor Schmerz.
    »Wehr dich nicht gegen die Verwandlung«, sagte Doolittle leise und öffnete eine Ledertasche voller glänzender Instrumente. »Lass es geschehen.«
    »Ich kann nicht.«
    »Natürlich kannst du«, sagte ich.
    »Nein!«, stieß sie durch zusammengebissene Zähne hervor.
    »Du stirbst mir nicht, weil dir deine Hyänentüpfel zu peinlich sind. Ich hab dich schon in deiner natürlichen Gestalt gesehen, und Doolittle ist das egal. Dem sind schon ganz andere Sachen untergekommen. Nicht wahr, Doktor?«
    »Oh, ich könnt euch Geschichten erzählen«, sagte Doolittle und kicherte. »Da ist das hier gar nichts dagegen.

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