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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ertragen. Unsere Blicke trafen sich, und ich biss die Zähne zusammen. Wir hatten gerade erst angefangen zu plaudern, und schon bedachte er mich mit seinem Alphatierblick. Wenn er jetzt noch anfing, mit den Zähnen zu knirschen, musste ich zusehen, dass ich Land gewann. Oder ihn mit meinem Schwert bekannt machen.
    »Du wirst mir jetzt sagen, was du weißt«, sagte er.
    »Sonst?«
    Er erwiderte nichts darauf, und daher fuhr ich fort: »Bei derartigen Drohungen schließt sich normalerweise ein ›Sonst‹ an. Oder ein ›Und‹. ›Sag es mir, und ich lasse dich am Leben‹ – oder so.«
    Seine Augen glühten goldfarben. Jetzt vermochte ich seinem Blick nicht mehr standzuhalten.
    »Ich kann dich dazu bringen, dass du mich anflehst, mir alles erzählen zu dürfen, was du weißt«, sagte er, und seine Stimme war ein tiefes Knurren. Er jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    Ich packte Slayers Griff, bis es wehtat. Die güldenen Augen brannten mir bis in die Seele. »Ich weiß nicht«, hörte ich meine Stimme sagen. »Ich finde, du siehst nicht aus, als wärst du besonders gut in Form. Wie lange ist es denn her, dass du das letzte Mal deine eigene Drecksarbeit erledigt hast?«
    Seine rechte Hand zuckte. Muskeln ballten sich unter der straff gespannten Haut, und Fell brach hervor, überzog den Arm. Klauen fuhren aus nun kräftigeren Fingern. Die Hand schlug übermenschlich schnell zu. Ich wich zurück, und sie fuhr mir übers Gesicht, jedoch ohne eine Spur zu hinterlassen. Eine Haarsträhne fiel mir auf die linke Wange, aus meinem Zopf herausgeschnitten. Er zog die Klauen wieder ein.
    »Ich glaube, ich weiß noch, wie das geht«, sagte er.
    Ein Funken Magie fuhr von meinen Fingern in Slayers Griff und von dort in die Klinge, hüllte das glatte Metall in einen milchig-weißen Lichtschein. Nicht dass dieses Licht tatsächlich irgendeinen Nutzen hatte, aber es war ein verdammt eindrucksvoller Anblick. »Jederzeit bereit«, sagte ich.
    Er lächelte träge. »Jetzt lachst du nicht mehr, was, kleines Mädchen?«
    Er war beeindruckend, das musste ich ihm lassen. Ich bewegte die Klinge, wärmte mein Handgelenk auf. Das Schwert zog eine leuchtende Ellipse durch die Luft, sprühte einige winzige leuchtende Tropfen auf den schmutzigen Boden. Einer dieser Tropfen landete knapp vor seinem Fuß, und er zog ihn zurück. »Ich frage mich, ob dieses ewige Gestaltwandeln dich nicht schwerfällig gemacht hat.«
    »Komm doch her mit deinem Kartoffelschäler, dann werden wir das herausfinden.«
    Wir umkreisten einander, und unsere Füße wirbelten kleine Staubwolken auf. Ich wollte gegen ihn kämpfen, und sei es auch nur, um zu sehen, ob ich gegen ihn bestehen konnte.
    Seine Lippen öffneten sich, stießen ein Knurren aus. Ich schwang die Klinge, schätzte den Abstand zwischen uns ein.
    Wenn wir kämpften und ich es überlebte, würde ich nie herausfinden, wer Greg getötet hatte. Das Rudel würde mich in Fetzen reißen. Das führte zu nichts. Mir blieb keine andere Wahl: Ich musste das Gesicht verlieren. Ich blieb stehen und ließ die Klinge sinken. Die Worte wollten mir nicht über die Lippen, aber ich zwang mich dazu, es zu sagen. »Es tut mir leid. Ich würde sehr gerne mit dir spielen, aber ich muss gegenwärtig noch auf andere Leute Rücksicht nehmen.«
    Er lächelte.
    Ich gab mir große Mühe, die Herablassung zu ignorieren, die ich seinem Gesicht ansah. »Ich heiße Kate Daniels. Greg Feldman war mein Vormund und das Einzige, was ich viele Jahre lang an Familie besessen habe. Ich will herausfinden, wer ihn getötet hat. Ich kann es mir nicht leisten, gegen dich zu kämpfen, und ich werde hier nicht meine Magie vorführen. Ich will bloß wissen, ob das Rudel irgendetwas mit Gregs Tod zu tun hat. Und wenn ich den Täter erst einmal gefunden habe, können wir beide uns gerne mal im Kampf miteinander messen.«
    Ich bot ihm meine Hand an. Er hielt inne, beäugte mich, und dann verschwand das Fell, von denselben Follikeln wieder eingesogen, die es hatten sprießen lassen. Der Herr der Bestien gab mir seine Menschenhand, und ich schüttelte sie.
    »Also gut. Ich muss gegenwärtig auch auf andere Leute Rücksicht nehmen«, sagte er. Da er der Herr der Bestien war, musste er das wahrscheinlich meistens.
    Das Gold der Regenbogenhaut seiner Augen schrumpfte zu kleinen Tupfen. Seine Selbstbeherrschung war unglaublich. Die fähigsten Gestaltwandler konnten zwischen drei Formen wählen: Mensch, Tier und Bestie. Einen Teil seines Körpers in

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