Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
eine andere Form zu verwandeln, während der restliche Körper blieb, wie er war, so wie er es gerade getan hatte, war einfach unglaublich. Bis zu diesem Abend hätte ich nicht geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich war.
    Der Herr der Bestien setzte sich auf den schmutzigen Boden. Mir blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun, und ich kam mir ziemlich bescheuert vor, dass ich mir zuvor die Jeans abgestaubt hatte.
    »Wenn ich dir beweise, dass das Rudel keinerlei Interesse hatte, den Wahrsager zu beseitigen, lässt du mich dann an deinem Wissen teilhaben?«
    »Ja.«
    Er griff unter sein Sweatshirt, zog ein schwarzes, mit einem Reißverschluss versehenes Lederetui hervor und hielt es mir hin. Ich griff danach, aber er riss es zurück, ehe meine Fingerspitzen das geschmeidige Leder berühren konnten. Ich fragte mich, ob er tatsächlich schneller war als ich. Es wäre interessant gewesen, das herauszufinden.
    »Das bleibt unter uns«, sagte er.
    »Verstanden.«
    Ich nahm das Etui und öffnete den Reißverschluss. Es waren Fotos darin, Aufnahmen von Leichen, einige menschlich, andere teilweise tierisch, zerfleischt und blutig. Das leuchtende Blutrot beherrschte die Bilder, erschwerte es, sie zu analysieren. Ich sah mir die Fotos dennoch eins nach dem anderen an. Eine Leiche nach der anderen, zerfetzt, mit aufgeschlitztem Bauch, vor Blut triefend. Mir wurde schlecht davon.
    »Sieben«, murmelte ich und hielt die Bilder an den äußersten Rändern, als würde das darauf abgebildete Blut sonst meine Finger berühren. »Eure?«
    »Ja.« Er tippte mit der Fingerspitze auf die einzelnen Fotos. »Der da, Zachary Stone. Die Alpharatte. Ein knallharter, fieser Scheißkerl.«
    Ich versuchte, das Blut auszublenden und mich auf die Verletzungen zu konzentrieren. »Etwas hat an ihm herumgekaut.«
    »Etwas hat an fünf von ihnen herumgekaut. Und hätte auch an den anderen beiden gekaut, wenn es nicht verscheucht worden wäre.«
    Da ging mir ein Licht auf. »Greg ermittelte in dieser Sache.«
    »Ja. Und hat Stillschweigen gewahrt. Das Volk strebt nur nach Macht. Sie gieren danach, wie ihre Vampire nach Blut gieren. Sie sehen uns als Rivalen, und sie stürzen sich auf jede unserer Schwächen. Und eingestehen zu müssen, dass man nicht auf die Seinigen aufpassen kann, wäre eine solche Schwäche. Nataraja würde einer abgehen, wenn er das wüsste.«
    »Und du glaubst, die stecken dahinter?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er mit grimmiger Miene. »Aber ich werde es herausfinden.«
    Das ergab Sinn. Der Orden hatte nicht viel übrig für das Rudel, das für seinen Geschmack zu gut organisiert und zu gefährlich war, doch vor die Wahl zwischen dem Volk und den Gestaltwandlern gestellt, würde sich der Orden an die Seite des Rudels stellen. Greg hatte möglicherweise einen Vampir verfolgt, als dieser getötet wurde und somit nicht mehr berichten konnte, was er gesehen hatte oder kurz davorstand zu sehen. Der Vampir war womöglich in irgendeinen Streit verwickelt. Oder der Vampir war Greg gefolgt, als er getötet wurde, weil er irgendetwas zu nahe gekommen war. Ode r …
    »Ich würde gerne mit Corwin sprechen«, sagte ich.
    Sein Gesicht zeigte keine Reaktion. »Ist er ein Verdächtiger?«
    Ich sah keinen Sinn darin zu lügen. »Ja.«
    »Also gut«, erwiderte er. »Du wirst mit ihm sprechen. Bei uns daheim.«
    »Einverstanden.«
    »Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt«, sagte er.
    Ich zog den M-Scan hervor, den ich im Leichenschauhaus hatte mitgehen lassen, und breitete ihn auf dem schmutzigen Boden aus.
    »Worauf sollte ich achten?«, fragte er.
    »Auf das da.« Ich zeigte auf die gelben Linien.
    »Sieht aus, als hätte der Scanner nicht richtig funktioniert.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Er runzelte die Stirn. »Was würde denn eine gelbe Spur hinterlassen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich kenne einen Fachmann, der es mir vielleicht sagen kann.«
    »Hast du sonst noch irgendwas vorzuweisen?«
    Da war noch das Haar, und ich überlegte, ihm nichts davon zu sagen. Wer gewarnt war, war schließlich auch gewappnet. Und er hatte mir nichts geliefert, das ich nicht auch vom Protektor hätte bekommen können. Theoretisch. Dennoch, der Herr der Bestien hatte mir eine Menge Arbeit erspart, und ich bezweifelte sehr, dass sich die Beschaffenheit von Corwins Haar so grundlegend ändern ließ, dass die DNA anschließend anders aussah.
    Der Herr der Bestien betrachtete die Fotos, blätterte sie betont langsam durch. Er sah dabei

Weitere Kostenlose Bücher