Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
bis zum Heft in die Schulter. Das Ding riss mich von den Füßen. Ich prallte hart auf den Asphalt. Ich kam mit dem Kopf auf, und die Welt verschwamm vor meinen Augen. Die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst. Ich konzentrierte mich und jagte einen Schuss von meiner Macht durch Slayers Klinge.
Der Griff des Schwerts wurde mir aus der Hand gerissen, und der Druck auf meine Brust verschwand. Ich sog tief Luft ein und sprang auf die Füße, das Wurfmesser in der Hand.
Das Wesen hockte zitternd ein paar Meter entfernt. Die dünne Klinge meines Schwerts ragte ihm aus dem Rücken. Fünf Zentimeter tiefer, und ich hätte sein Herz getroffen. Die Schulter zuckte, von einem Krampf ergriffen, während Slayer sich auf der Suche nach dem Herzen weiter in den Muskel grub. Das Fleisch schmolz unter der Klinge wie Wachs.
Das Wesen hob ruckartig den Kopf und wirbelte zu mir herum. Fünf Zentimeter noch. Slayer würde mindestens drei Minuten dazu brauchen, sich so tief ins Fleisch zu graben. Noch drei Minuten musste ich überleben.
Kein Problem .
Ich schleuderte den Dolch. Die Spitze prallte an dem Knochenwulst über dem linken Auge ab. Spektakulär.
Das Wesen sprang in die Höhe, überwand die drei, vier Meter die uns trennten, mühelos, doch mitten im Flug prallte es mit einer pelzigen Gestalt zusammen. Sie kullerten übereinander, der Vampir und der Werwolf, der eine knurrend, der andere fauchend. Und ich rannte hinterher. Einen Moment lang presste Derek den Blutsauger zu Boden, hielt mit beiden Pranken den Bauch des Vampirs gepackt. Doch dann schlug der Vampir nach ihm und schüttelte ihn ab.
Ich sprang. Das Wesen rechnete nicht damit, dass ich es angreifen würde, und ich trat ihm mit voller Wucht gegen die Schulter. Es war ein Gefühl, als würde man gegen eine Marmorsäule treten. Ich hörte seine Knochen brechen und landete noch zwei schnelle Hiebe gegen den Hals. Das Wesen schlug nach mir, riss in einem Wirbel aus Zähnen und Krallen an meinen Kleidern. Ich parierte seine Hiebe, so gut ich konnte. Kein Laut drang aus dem Maul des Monsters. Krallen trafen mich. Heißer Schmerz fuhr mir über die Rippen und den Bauch. Die Fangzähne schnappten nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt zu. Ich wich zurück, doch auch der Vampir ließ von mir ab und trat einen Schritt zurück.
Da wuchsen aus seinem Rücken zwei neue Vampirarme. Er wirbelte fuchtelnd herum, und ich sah, dass Ghasteks Vampir ihm im Nacken hockte.
Der Blutsauger ritt auf dem Rücken des Monsters und schlug seine Krallen in den kräftigen Hals. Das Wesen bäumte sich auf. Derek packte seine Hinterbeine. Der Vampir trat aus, aber Derek klammerte sich fest. Ich nahm Anlauf und rammte dem Vampir einen Tritt in die zertrümmerte Brust. Knochen knackten. Das Fleisch des Vampirs platzte auf, und heraus schwappte ein Schwall einer widerlich stinkenden Flüssigkeit.
Da schrie das Wesen zum ersten Mal, ein wütendes Kreischen. Die Adern unter seiner blassen Haut traten hervor, seine Augen glommen in einem dunklen Blutrot und erhellten sein Gesicht. Es hatte zu schwere Verletzungen erlitten und war drauf und dran, der Blutgier zu erliegen und sich aus der Kontrolle seines Lenkers zu lösen. Es schleuderte Ghasteks Vampir beiseite wie ein Terrier eine Ratte. Derek bemerkte nichts und schlug weiter auf das Wesen ein.
»Geh da weg!« Ich verpasste dem Werwolf einen Tritt. Er fauchte mich wütend an, und ich trat ihn erneut. Endlich ließ er von dem Wesen ab und kam stattdessen knurrend auf mich zu. Ich stieß ihn beiseite.
Das Wesen kreischte wieder und wieder, sein Leib wand sich und wandelte sich, während Muskeln sich ballten und rissen. Knöcherne Dornen brachen aus seinen Schultern hervor, wuchsen ihm wie Hörner aus dem Leib. Es richtete sich auf, schlug nach dem Boden und hinterließ Furchen im Asphalt. Durch das Loch in der Brust konnte ich Slayer sehen.
Dann griff der Vampir mich an. Er stürzte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit auf mich. Wir prallten aufeinander, ich packte Slayers Heft und stieß mit allem zu, was ich hatte. Wir landeten auf dem Asphalt und rutschten ein Stück, bis wir an eine Mauer stießen.
Nur gut, dass die Mauer da stand. Wir wären noch ewig weiter gerutscht.
Ich lag ganz ruhig. Das Blut des Wesens wallte aus seinem durchschnittenen Herzen und floss auf mich herab. Ich sah nur noch bunte Kreise. Dann wurde ich mir langsam bewusst, dass mich über die Schulter des Vampirs zwei Augen in sanftem Gelb ansahen. Ich blinzelte und
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