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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Schuhe. »Er blutet schon nicht mehr.«
    Crest wollte etwas erwidern, sah sich dann noch einmal die Wunde an. »Was ist denn das?«
    »Das ist der Lycos-Virus in Aktion«, erklärte ich ihm und ging in die Küche. Es standen keine Eiswürfel bereit, und mir war in diesem Moment nicht danach, die Wände des Kühlfachs abzukratzen, also legte ich die Tasche in die Spüle und zog mir unter heftigen Schmerzen die zerfetzte Jacke aus. Das Oberteil darunter war blutgetränkt. Ich versuchte es ebenfalls auszuziehen, aber es klebte fest. Ich fand in der Krimskramsschublade eine Schere und versuchte es damit aufzuschneiden.
    Die Schere blieb in dem blutgetränkten Stoff hängen. Ich fluchte, und dann war Crest bei mir und nahm mir die Schere ab. »Mir ist wieder eingefallen: Sie haben den Lyc-V ja nicht«, sagte er, und dann fiel mein Oberteil in einem feuchten Klumpen zu Boden.
    Er kniete sich hin, um die gefurchten Krallenspuren auf meinem Bauch zu untersuchen.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
    »Die meisten sind nur oberflächlich. Sie haben zwei tiefe Schnittwunden – hier und da.« Sein Finger fuhr vorsichtig über meine Haut, und ich zuckte zusammen.
    »Es tut weh.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Wollen Sie, dass ich Sie zur Notaufnahme bringe?«
    »Nein. Auf dem Tisch im Wohnzimmer liegt ein Wiederherstellungsset«, sagte ich. Ich hatte ein Vermögen dafür hingeblättert, aber das war es wert. Und seine Magie heilte, ohne größere Narben zu hinterlassen.
    Er sah mich an. »Sind Sie sicher? Das könnte man auch ganz schnell nähen lassen.«
    »Ich bin sicher.«
    Er ging es holen. Das Problem mit diesen W-Sets war, dass sie manchmal, wie alles Magische, nach hinten losgingen. In diesem Fall würden sie sich unter Umständen in die Wunde hineinfressen, statt sie zu heilen.
    Ich befreite mich auf dem Weg ins Bad von meiner Hose, meiner Unterhose und meinem BH und trat dann unter die Dusche. Das Wasser lief blutig an mir herab. Mein Bauch tat weh. Als mir kein Blut mehr um die Füße strudelte, stellte ich die Dusche ab und rief nach Crest. Er kam herein, eine Rolle braunes Papier in den Händen.
    »Wissen Sie, wie man damit umgeht?«, fragte ich.
    »Ich bin Arzt.«
    »Manche Ärzte wollen mit diesen W-Sets nichts zu schaffen haben.«
    »Sie lassen mir da ja keine Wahl«, erwiderte er. »Arme hoch.«
    Ich reckte die Arme empor und murmelte die Zauberformel. Crest löste das Band, das das Papier zusammenhielt, und rollte es dann auseinander. Es enthielt einen Verband und einen langen, breiten Streifen, der mit brauner Salbe beschichtet und mit Wachspapier überzogen war. Crest schälte das Wachspapier ab und hielt den Streifen mit den Fingerspitzen an den Kanten fest. Ich murmelte weiter die Zauberformel, und die Salbe gehorchte und verflüssigte sich. Ein starker, an Muskatnuss erinnernder Geruch breitete sich im Raum aus.
    Crest drückte mir den Streifen auf den Bauch. Er blieb haften, und in meinen verletzten Muskeln verbreitete sich eine angenehme Kälte, die sich langsam in eine Wärme verwandelte, die meinen Bauch durchströmte und die Schmerzen vertrieb.
    »Schon viel besser«, murmelte ich. Crest bandagierte meine Taille. Nach einem langen Arbeitstag kam dieser anscheinend ganz normale Typ die ganze Strecke hierher, nur um mich zu sehen. Wieso? Wie wäre es wohl, wenn ich nach einem harten Tag nach Hause gekrochen käme, und statt allein, in einem dunklen, leeren Haus meine Wunden zu lecken, würde ich ihn dort vorfinden? Vielleicht auf dem Sofa liegend. Und ein Buch lesend. Und vielleicht würde er das Buch beiseitelegen und sagen: »Schön, dass du es geschafft hast. Darf ich dir einen Kaffee bringen?«
    Seine Hand fuhr über die Tätowierung auf meiner Schulter. »Weshalb der Rabe?«
    »Um meinen Vater zu ehren.«
    Die Finger fuhren weiter sacht über meine Haut. »Die Inschrift darunter, ist das Kyrillisch?«
    »Ja.«
    »Was bedeutet es?«
    » Dar Vorona . Die Gabe des Raben. Ich bin meines Vaters Geschenk.«
    »Geschenk? An wen?«
    »Das, mein lieber Onkel Doktor, ist eine Geschichte für ein andermal.«
    »Der Rabe hält ein blutiges Schwert«, sagte Crest nachdenklich.
    »Von einem netten Geschenk war nie die Rede.«
    Er war mit dem Verband fertig und betrachtete ihn mit kritischer Miene. »Sie wissen ja, dass diese Dinge unzuverlässig sind.« In seinem Ton schwang nur ein ganz leichter Tadel mit.
    »In elf von zwölf Fällen funktioniert es bestens. Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit ist

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