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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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einem Gummiband den Bizeps ab. Eine lange Nadel wurde Crest in den Arm gestochen, und dann lief dunkles Blut in die Spritze.
    »Was genau soll ich denn nun sein?«, fragte Crest. »Wenn Kate involviert ist, gehe ich mal davon aus, dass ich kein normaler Mensch bin. Was habe ich verbrochen?«
    »Sie glaubt, dass du Leichen frisst«, sagte Jim.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Du gehst auf die Jagd. Nachts. Menschen, Vampire, Rudelmitglieder, ganz egal. Du machst Jagd auf sie, du tötest sie, und dann frisst du ihre Leichen.«
    »Das ist ja allerliebst.« Crest zuckte mit keiner Wimper. Doolittle brachte die Probe zu dem Scanner.
    »Oh, und es kommt noch besser, Doc.« Jim kam richtig in Fahrt. Der Scheißkerl. »Du entführst auch junge Frauen. Du fickst sie, und anschließend frisst du sie auf. Du treibst es auch mit Tieren und zeugst Nachkommen mit ihnen. Ganze Horden kleiner, missgestalteter Crests, die auf der Suche nach Menschenfleisch durch die Straßen ziehen.«
    »Reizend.«
    Der Scanner ratterte und druckte das Ergebnis aus. Jim verstummte und beugte sich vor, seine potenzielle Beute fest im Blick. Die Gestaltwandler standen kurz davor, ihre Menschlichkeit abzustreifen und sich auf warmes Fleisch zu stürzen. Sie atmeten tief durch, ihre Muskeln angespannt, ihre Augen gierig und wachsam. Und ihre mögliche Beute, der Mensch in der Mitte des Zimmers, stand dort ganz allein, von ihnen umzingelt, und sah mich an wie ein kleiner Junge, der sich verlaufen hatte. Ich zog Slayer und hielt es bereit.
    »Ein Mensch«, sagte Doolittle. »Er ist sauber.«
    »Sicher?«, fragte Curran.
    »Nicht der geringste Zweifel.«
    Ein Beben durchlief die Gruppe, so als hätte jemand einen imaginären Schalter umgelegt. Ich steckte Slayer weg. Curran sah mich an. Sein Gesicht war ganz ruhig, aber es war eine Ruhe vor einem Sturm.
    Er wandte sich an Crest. »Im Namen des Rudels möchte ich mich in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Man wird Ihnen eine angemessene Entschädigung anbieten. Sie würden uns eine Ehre erweisen, wenn Sie sie annehmen würden.«
    Crest machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schon gut, keine Sorge.«
    Curran ging an mir vorbei, und die Gestaltwandler verließen nacheinander den Raum, bis ich mit Crest allein war.
    »Du hast wirklich gedacht, ich wäre ein Monster.« Crests Stimme klang verwundert. »Sag mir, wie lange du mich schon in Verdacht hast. Bist du mit mir essen gegangen und hast dabei gedacht, dass ich Frauen vergewaltige und töte, damit ich dann anschließend ihre Leichen fressen kann?«
    »Nein.«
    »Nein? Und wieso sollte ich dir das glauben?«
    »Wenn ich dich damals in Verdacht gehabt hätte, hätte ich dich an Ort und Stelle umgebracht.«
    »Mit dem Unterschied, dass du jetzt bereit gewesen wärst, mich umzubringen?« Er ging nun auf und ab. »Ich habe in deine Augen gesehen. Wenn dieser Scan etwas anderes ergeben hätte, als er ergeben hat, hättest du mich mit diesem Schwert da aufgeschlitzt. Und es hätte dir nichts ausgemacht!«
    »Es hätte mir sehr viel ausgemacht.«
    Er wirbelte herum. »Weißt du, ich dachte wirklich, das mit uns könnte was werden. Ich dachte, wir hätten ein gutes Verhältnis zueinander. Aber ich habe mich offensichtlich geirrt.«
    Darauf gab es keine gute Antwort, daher hielt ich den Mund. Crests Gesicht war nun ganz blass vor Bitterkeit, und er kniff die Lippen zusammen. »Und was am Schlimmsten ist, ich glaube, dir wäre es andersherum lieber gewesen. Du wolltest, dass ich dieses Vieh bin.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Doch, das wolltest du. Was sollte das, Kate? Musst du einfach recht haben, oder passe ich so, wie ich bin, gar nicht in deine Welt? Muss ich denn ein Monster sein, damit du mit mir ins Bett gehst?« Seine Stimme klang bitter.
    »Es tut mir leid.«
    Er fuchtelte mit den Händen. »Es tut dir leid!« Er funkelte mich zornig an und atmete schnaubend aus. »Dieses Gespräch ist beendet. Ich bin fertig mit dir. Mach, dass du rauskommst. Zisch ab!«
    Ich ging. Er schloss hinter mir die Tür. Ich wünschte, er hätte sie zugeknallt, aber er schloss sie ganz vorsichtig.
    Unten wartete niemand auf mich. Ich ging zu dem Portier. »Gibt es hier einen Hinterausgang?«, fragte ich.
    Er wies mir die Richtung. Ich verließ das Gebäude und ging immer weiter. Die Gestaltwandler konnten mich anhand meines Geruchs finden. Wenn sie mich aufspüren wollten, konnte ich nichts dagegen unternehmen. Aber ich hatte so das Gefühl, dass sich Curran zu sehr über mich ärgerte,

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