Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Hinter mir schloss sich das Wehr.
Ein seltsames gurgelndes Geräusch kam von dem Upir. Es drang aus seiner zerfetzten Kehle. Bono griff nach dem Flaschenhals. Seine Finger schlossen sich um das vom Blut glitschige Glas, rutschten daran ab, griffen die Scherbe, die Glaskante schnitt in das Fleisch seiner Finger. Er zog und riss sich die Flasche aus der Kehle, ließ sie auf die Veranda fallen.
Das Gurgeln wurde lauter, stieß nun mit jedem Keuchen Blut aus. Glassplitter glitten aus der Wunde, von dem Blutstrom fortgetragen. Ein abscheuliches Wesen schlich sich auf die Veranda und schnupperte an dem blutigen Flaschenhals. Bono packte es mit einer Hand und schleuderte das sicherlich zwanzig Kilo schwere Monster wie ein kleines Kätzchen über das Geländer.
Seine Finger betasteten die schreckliche Schnittwunde, wischten das Blut fort. Die Wunde schloss sich. Und als sie sich ganz geschlossen hatte, verwandelte sich das Gurgeln, wurde lauter, und da wurde mir klar, dass Bono lachte.
»Netter Versuch«, sagte er und zeigte seinen unvernarbten Hals vor. »Jetzt bin ich dran.«
Er stürzte auf die offen stehende Tür zu. Eine rote Explosion erfüllte den Türrahmen, und Bono wurde aufheulend zurückgeschleudert. Er überschlug sich und wirbelte herum, und nun glühten seine Augen. Das Silber seiner Augen lief ihm über die Wangen, färbte seine Haut. Nun hatte er überhaupt nichts Menschliches mehr an sich.
Er stürzte sich erneut auf die Tür, und da sah er die kreisförmig ausgelegten Vampirknochen, welche die Tür von innen schützten.
»Stein, Holz und Knochen, Bono«, sagte ich. »Dein Wehr verstärkt nun meines.«
Er schrie. Die Fenster bebten. Ich hielt mir die Ohren zu. Bono schlug mit den Fäusten auf den Verandaboden ein, und die Dielen zerbrachen.
»Das wird nicht funktionieren«, sagte ich zu ihm. »Du kannst das ganze Haus niederreißen. Das Wehr bleibt dennoch bestehen.«
Er starrte mich an, und silberne Bahnen liefen ihm über die Wangen, so als weinte er flüssiges Eisen. Seine Nachkommenschaft hatte sich geduckt und bibberte. »Das ist noch nicht vorbei«, heulte er. »Ich werde alle töten, die dir Schutz gewähren. Ich werde die Katze töten und ihr Fleisch verschlingen. Ihre Magie wird mein sein, und dann komme ich wieder. Und dann wird kein Wehr dich mehr beschützen können!«
Er sprang von der Veranda, lief fort in die Nacht, seine Brut hintendrein.
Ich lehnte den Kopf an die Wand. Der Alkohol lähmte ein wenig meine Gedanken. Er war nicht gestorben. Ich hatte das eigentlich auch nicht erwartet. Wer aus Macht-Worten ganz Sätze bilden konnte, der starb nicht an einem einzigen Wort.
Die Katze? Er hatte gesagt, er würde die Katze töten. Meinte er Jim? Nein, er musste Curran meinen. Jim war nicht stark genug, um meinem Wehr gefährlich werden zu können. Curran war es. Alle Gestaltwandler verfügten über eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Wehre. Das musste vom tierischen Anteil ihres Wesens herrühren. Und Currans Widerstandskraft war die stärkste. Ich musste Jim anrufen und ihn warnen.
Doch wer würde mir glauben?
»›Und sie schelten meine Klagen, und sie höhnen meinen Schmerz‹«, murmelte ich und erhob mich mühsam.
Ich rief dennoch bei Jim an. Er ging nicht ran, und auch der Anrufbeantworter meldete sich nicht.
Der Schock eines durchbrochenen Wehrs traf meinen Schädel mit voller Wucht. Ich war mit einem Schlag hellwach.
Jemand war in mein Haus eingedrungen.
Ich griff unter mein Kopfkissen, fand den Griff des dort deponierten Wurfmessers und zog es hervor.
Dann lag ich reglos da und atmete leise. Die Räume lagen still und dunkel da. Es war nicht nötig, auf die Jagd zu gehen. Wer auch immer das war – er würde zu mir kommen.
Ein menschengroßer Schatten tauchte im Flur auf. Er hielt kurz inne und kam dann näher. Ich beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen.
Noch sechs Meter. Einatmen. Ausatmen.
Fünf.
Vier. Nah genug.
Ich warf das Messer. Die schwarze Klinge wirbelte durch die Luft und traf den Schatten an der Schulter. Mist. Daneben.
Der Schatten stürzte sich auf mich. Ich griff nach Slayer, aber der Scheißkerl war schneller. Ich trat mit beiden Füßen zu. Der Schatten wehrte meine Tritte ab und packte mein rechtes Handgelenk. Stahlharte Finger drückten zu, und ich hatte kein Gefühl mehr in der Hand. Ich rammte dem Schatten meine linke Faust an den Hals. Er knurrte, und mit einem Mal starrte ich in gelbe Augen.
»Lass meine Hand los, verdammt
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