Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
eilig zusammengezimmerten fortgeworfenen Holzteilen. Man sagte »Erdstrahlentaxis« dazu, billige Holzkonstruktionen, die neben jedem Endpunkt einer Erdstrahlenader aufgestapelt lagen. Kein Lebewesen konnte ohne irgendeinen Untersatz unter den Füßen auf einer Erdstrahlenader dahingleiten. Wenn man so dumm gewesen wäre, es dennoch zu versuchen, hätte einem die Magie die Unterschenkel abgerissen.
    Auf der Erdstrahlenader sausten wir mit gut hundertzwanzig Sachen in nördliche Richtung, nach Atlanta. Die Magie hielt die Taxis vollkommen starr, sodass es einem vorkam, als würde die hölzerne Plattform stillstehen, während der ganze Planet Erde sich im Zeitraffer weiterdrehte.
    »Erklär mir das mit dem Knochenwehr noch mal«, sagte Curran leise.
    »Er hat die Vampire getötet und anschließend aufgefressen. Das Fleisch, das er fraß, erschuf eine Verbindung zwischen ihren Knochen und ihm. Indem ich die Knochen ins Haus brachte und mit dem Steinfundament und den Hausmauern verband, habe ich ihn gezwungen, gegen sich selbst zu kämpfen. So ein Wehr zu durchbrechen, ist so gut wie unmöglich. Außerdem hatte ich die Umgebungswehre rings um meinen Vorgarten deaktiviert, sodass er freien Zugang zu meiner Veranda hatte. Er hat sich wohl zu sehr gefreut, mich zu sehen, um das zu bemerken.«
    »Du hast ihn geködert?«
    »Ja.«
    »Dann lassen sich Knochenwehre also umkehren, Blutwehre aber lassen sich nur von einer Person mit ähnlichem Blut durchdringen?«
    »Da vergleichst du Äpfel mit Birnen«, erwiderte ich. Ich war gleichzeitig todmüde und absolut rastlos. »Das Blutwehr bezieht seine Macht direkt aus dem Blut, wohingegen das Stein-Holz-Knochen-Wehr seine Kraft aus der Magie selbst bezieht. Die Anwesenheit der Knochen lässt es nur hervortreten, so ähnlich wie eine Linse, die nur Licht einer bestimmten Farbe durchlässt. Er kann mein Haus nicht betreten, wenn die Magie im Schwange ist. Und da er selbst ein magisches Wesen ist, wäre er dazu zu schwach, wenn die Magie nicht im Schwange ist.«
    Ich sah zu, wie die Erde beiderseits vorüberzog, die Berge und die in Dunkelheit getauchten Täler. Der arme Derek. Ich biss die Zähne zusammen.
    »Nicht«, sagte Curran.
    »Ich hätte jemanden finden müssen, der mir zuhört.« Wir sahen einander nicht an, schauten stattdessen ins Angesicht der Nacht hinaus.
    »Das hätte auch nichts geändert«, sagte Curran. »Ich hätte sie dennoch in den Wald geschickt. Es war der sicherste Ort für sie.«
    »Im Nachhinein passt es alles zusammen.« Meine Stimme klang bitter. »Er war Ghasteks Geselle, bekam also beim Volk alles mit. Er wusste, wann Vampire ausgesandt wurden und wohin sie unterwegs waren. Er wusste, welchen Weg deine Leute nahmen, wenn sie aus der Festung in die Stadt zurückkamen. Und er verbrachte seine gesamte Freizeit damit, in einer Bar Frauen aufzureißen.« Ich lehnte mich zurück. Und dann hatte ich auch noch Annas Vision zur Verfügung und habe es dennoch übersehen. »Ich bin so dumm.«
    Curran sagte nichts.
    Die Sterne schienen, lachten auf uns herab: zwei Menschenwesen auf einer Müllplanke. Ich schloss die Augen, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen.
    »Ich hab ihm eine abgebrochene Flasche in die Kehle gerammt«, sagte ich.
    »Ich habe die blutigen Glasscherben gesehen.«
    »Er hat nur gelacht. Die Flasche steckte ihm in der Gurgel. Er hat geblutet wie ein Schwein und hat mich nur ausgelacht.«
    »Wenn ich ihn finde, wird ihm das Lachen vergehen.« Er sagte das ganz sachlich-nüchtern, so wie normale Leute ankündigten, dass sie auf dem Heimweg noch rasch ein Brot kaufen gehen wollten.
    In dem Almanach stand, der Upir wäre immun gegen Metall, Holz, Stein, Zähne und Krallen. Wie, zum Teufel, sollten wir ihn töten?
    Curran legte mir für einen Moment seine warme Hand auf den Unterarm. Aus irgendeinem Grund ging es mir anschließend besser. Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf an die muffig riechenden Planken und schlief ein.
    Eine sachte Berührung an der Schulter weckte mich. »Wir sind da«, sagte Curran.
    Ich setzte mich auf und sah die Lücke in der Erdstrahlenader, wo die Sicht auf die normale Welt zu verschwimmen begann. Dort warteten etliche große Gestalten auf uns.
    »Freunde oder Feinde?«
    »Freunde«, sagte Curran.
    Die Plattform bog sich, versuchte sich zusammenzuziehen. Die alten Planken knarrten unter der Anspannung und wurden glitschig, als die Feuchtigkeit aus dem Holz gepresst wurde. Die ganze Ader bebte und schleuderte uns in

Weitere Kostenlose Bücher