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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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noch mal!«
    Curran ließ sie los, und ich rieb mir das Handgelenk. »So ein Mist. Hast du das Sprechen verlernt?«
    Er sah mich verständnislos an. Ich griff nach der Lampe, doch dann fiel mir wieder ein, dass die Magie im Schwange war, und ich nahm stattdessen eine Kerze vom Nachttisch. Ich riss ein Streichholz an. Im Licht der Streichholzflamme stand Curran vor mir, die Augen weit aufgerissen. Winzige rote Flecken überzogen sein Gesicht und seine Hände und flossen zu einer Fläche zusammen. Ich streckte die Finger aus und berührte seinen Handteller. Die Magie stach mir in die Fingerspitzen. Es war Blut. Curran war von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt, mit winzigen Blutströpfchen, die ihm aus jeder einzelnen Pore drangen. Er hatte mein Wehr durchbrochen und hatte teuer dafür bezahlt.
    »Curran?«
    Es war ihm nicht anzumerken, dass er mich hören konnte. Er war vermutlich noch ganz benommen.
    Der Schmerz wütete in meinem Kopf wie mit einem Hammer. Ich stand auf, nahm Curran bei der Hand, führte ihn ins Badezimmer und schob ihn unter die Dusche. Dann drehte ich das kalte Wasser auf und ließ den eiskalten Strahl auf seinen Kopf niederprasseln.
    Ich setzte mich auf den Klodeckel und stützte den Kopf in die Hände. Das Wasser floss. Ich hätte jetzt einen Mord begangen für ein einziges Aspirin.
    Curran atmete stockend tief durch. Das Bewusstsein kehrte in seinen Blick zurück. »Kalt«, sagte er. Schaudernd drehte er das Wasser ab und schüttelte sich. Die Tropfen, die er verspritzte, löschten die Kerze, und wir waren wieder in Dunkelheit gehüllt.
    Ich griff nach einem Handtuch und warf es ihm zu. Ich tastete nach der Tür und ging in Richtung Küche. Auf halber Strecke fiel mir auf dem Flur etwas auf den Kopf. Ich sprang beiseite und streckte die Hand danach aus. Es war ein kleiner Zweig.
    Was, zum Teufel, war hier los?
    Ich hob den Blick und sah in den Nachthimmel. Ein großes, unregelmäßiges Loch klaffte in meinem Dach. Curran hatte sich die höchste Stelle des Gebäudes ausgesucht, wo das Wehr am schwächsten war, und war dort in mein Haus eingedrungen.
    Zähneknirschend ging ich in die Küche und fand eine Feenlampe. Nach einigem guten Zureden sprang sie an und verbreitete ihr sanftes, bläuliches Licht. Curran erschien in der Küchentür.
    »Du hast mein Dach aufgebrochen«, sagte ich.
    »Das war einfacher als die Tür«, erwiderte er. »Ich hab angeklopft. Du hast dich nicht gemeldet.«
    Ich rieb mir die Schläfen. Ab jetzt keinen Wein mehr.
    Etwas klackte. Ich hob den Blick. Curran hatte mein Wurfmesser auf den Küchentisch gelegt.
    »Wie geht’s deiner Schulter?«
    »Sie tut weh.«
    Ihm zu sagen, dass ich eigentlich auf seinen Hals gezielt hatte, hätte uns beide in diesem Moment nicht weitergebracht.
    »Du hattest recht«, sagte Curran. »Es ist noch nicht vorbei. Es gibt da einen Upir.«
    »Ich weiß.«
    »Er hat Derek.«
    Ich starrte ihn an.
    »Ich hatte Derek und Corwin in den Wald geschickt«, sagte Curran. »Er hat sie dort am Treffpunkt angegriffen und Derek verschleppt. Das Letzte, woran Corwin sich erinnert, ist, dass der Junge ein gebrochenes Bein hatte, aber noch am Leben war.«
    »Und wie geht es Corwin?«
    »Er ist verletzt«, sagte Curran.
    »Wie schlimm ist es?«
    »Er liegt im Sterben.«
    »Der dritte Baum von links«, sagte Curran.
    Wir standen Schulter an Schulter auf der Veranda und schauten hinaus in die Nacht.
    »Ja, ich sehe ihn.« Ein echsenartiges Wesen hockte auf einem Ast einer meiner Pappeln und hatte den langen, schuppigen Schwanz um den Baumstamm gelegt. Der von Bono hinterlassene Aufpasser.
    »Wir dürfen ihn nicht töten. Bono glaubt, ich hocke in meinem Haus und verschanze mich hinter meinen Wehren. Wenn wir das Vieh da töten, erfährt Bono davon. Zwischen den beiden besteht eine telepathische Verbindung.«
    Curran schlenderte zu dem Baum hinüber. Das Ding sah ihn aus großen runden Augen an. Curran sprang empor, erwischte einen der unteren Äste und zog sich daran hinauf. Das Echsenmonster fauchte. Ich ging in den Schuppen und holte eine Rolle Draht. Curran packte das Ding im Nacken. Es kreischte und ließ den Ast los. Dann schleuderte er es in den Vorgarten, ich stellte einen Fuß darauf und band ihm den Draht um den Hals. Seine schuppige Haut war durchscheinend und hell olivefarben. Curran sprang vom Baum herab, und wir banden das andere Ende des Drahts an den Stamm.
    Dann gingen wir zur Erdstrahlenader.
    Wir saßen auf einer schmalen hölzernen Plattform aus

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