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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ganz eingerahmt. »Hallo, Avice Benner Cho«, begrüßte er mich.
    Ich erhob mich. Dann schüttelte ich den Kopf über ihn. »Du Schweinehund! Wo bist du gewesen?«
    »Wie der verlorene Sohn. Reumütig zurückgekehrt.« Er lächelte mich ein wenig vorsichtig an.
    Ich lächelte ihn eine Minute lang nicht richtig an. Aber dann – scheiß drauf! Ja, ich tat es.
    »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, wollten einige wissen, die aufgrund der Umstände so neu befördert worden waren, dass sie hinzufügten: »Wer sind Sie?« Andere machten vor Verlegenheit zischende Geräusche. Ra schüttelte Brens Hand und versuchte, ihn willkommen zu heißen. Bren wies ihn mit einer Handbewegung ab.
    »Es sind nicht bloß diese ariekenischen Flüchtlinge, mit denen wir fertig werden müssen«, erklärte Bren. »Obschon sie sicherlichdie Angelegenheiten erschweren werden.« Er sprach mit monotoner Autorität. »Da sind noch andere Dinge.«
    Natürlich konnte er nicht Sprache sprechen, seit sein Doppel gestorben war, doch es gab einige Ariekei – man könnte sie sentimental und irreführend als alte Freunde bezeichnen –, die zu seinem Haus kamen und ihm Dinge erzählten.
    »Glaubt ihr, niemand von denen möchte, dass sich dies alles ändert?«, fragte Bren.
    »Nein, das wissen wir«, warf Mag ein.
    Doch er fuhr sogleich fort: »Ihr glaubt, es gibt keine Gastgeber, die entsetzt sind? Sie denken wie durch Nebel, das ist wahr, doch einige von ihnen denken trotzdem. Ihr wisst, wie sie EzRa nennen? Die Gott-Droge.«
    Nach einer Weile des Schweigens sagte ich vorsichtig: »Das ist eine Kenning.«
    »Nein«, widersprach Bren. Er blickte sich im Raum um und schätzte ab, wer den alten Begriff für diese Trope kannte. »Es ist nicht wie ein Knochenhaus, Avice.« Er klopfte gegen seine Brust: sein Knochenhaus. »Es ist mehr geradeheraus. Es ist einfach Wahrheit.«
    »Huch«, warf jemand zaghaft ein. »Das ist Religion …«
    »Nein, ist es nicht«, entgegnete Bren. »Götter sind Götter, und Drogen sind Drogen. Aber hier, hier, gibt es eine Gastgeberstadt nicht nur der Süchtigen, sondern der … einer Art von Gläubigen.«
    »Sie haben keine Götter«, betonte ich. »Wie …«
    Er unterbrach mich. »Sie haben von Göttern gewusst, spätestens seit wir hierhergekommen sind und ihnen erzählt haben, was sie sind und was sie machen. Sie konnten auch nicht über ein Leere -Schiff oder Hosen reden, bevor wir ankamen, doch nun finden sie Wege dafür. Und es gibt einige Gastgeber, die alles tun werden, um das aufzuhalten. Das mögen vielleicht noch nicht viele sein, bis sie sich selbst ausreichend befreien können, um zu versuchen, sich selbst noch weiter zu befreien. Aber wenn sie es tun – gut. Sie werden es beenden, wie auch immer sie es können. Ihr solltet an all die Möglichkeiten denken, mit denen ein paar entschlossene Ariekei versuchen können … betroffene Landsleute … zu befreien.«
    In jener Nacht gesellte er sich erneut zu mir, privat in meinen Räumlichkeiten. Er fragte mich, wo meine Freundin Ehrsul war, und ich antwortete ihm, dass ich es nicht wüsste. Das war fast alles, was ich in dieser Nacht sprach. Bren selbst hatte nicht viel zu erzählen; doch er war gekommen, und wir saßen zusammen, während er es erzählte.
    Ich ging aus der Gastgeberstadt hinaus. Dreimal.
    Während wir uns diese einwandernden Ariekei aus den abgelegenen Gegenden ansahen, kamen uns Ideen. Es gab einige, die noch nicht ihre Heimstätten verlassen hatten, die sich aber bereits nach EzRas Äußerungen sehnten. Wir gingen zu ihnen.
    Unser Schiff hatte Höhlungen, durch die ich meinen Kopf stecken und nach unten schauen konnte, während wir flogen. Es verströmte Luft in seiner Bauchbrücke, und zwar mit genügendem Druck, sodass die schlechte Atmosphäre nicht eindringen konnte. Ich schöpfte mehrmals Atem, dann streckte ich meinen Kopf nach draußen und verfolgte die Situation unten am Boden.
    Einen Kilometer weiter unten: die Domänen der Gastgeberstadt. Hochebenen, Ackerbau und einfache gewaltige Felsen, die zerbrochen waren, ihre Brüche gefüllt mit schwarzem Krautzeug. Wiesen, durchkreuzt von Spuren und durchsetzt von Wohnstätten. Mehr gewachsene Architektur: an Gassäcken aufgehängte Räume beobachteten uns mit einfachen Augen, während wir flogen.
    Erst Botschaftsstadt zu verlassen und dann die Gastgeberstadt fühlte sich so dramatisch an wie das Eintreten in das Immer. Es hätte schön sein können. Selbst jetzt noch während des Zusammenbruchs

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