Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
rötlichem Haar. Er hielt sich mit Sport und einer ausgeklügelten Diät in Form und wirkte jünger als seine fünfundvierzig Jahre. »Natürlich muss das Drehbuch noch etwas überarbeitet werden«, erklärte er. »Nicht viel. Ein kleines bisschen. Das gilt aber für jedes Drehbuch.«
    »Ich hoffe, du wirst keinen anderen Autor daransetzen«, sagte Artie schnell. »Der Junge hat sich für das Projekt den Arsch aufgerissen und verdient unser Vertrauen.«
    »Keine Sorge, der Junge wird nicht zu kurz kommen. Und die Überarbeitung kann er selbstverständlich machen. Wenn du hinter ihm stehst, habe ich vollstes Vertrauen.«
    Artie war erleichtert. Er hatte dem Jungen viel mehr Arbeit abgefordert, als er für sein mageres Gehalt hätte liefern müssen. Mit jungen Autoren konnte man so etwas machen, denn sie taten alles, um den großen Durchbruch zu erreichen. Auf dem Weg ins Studio hatte er bereits Kelly angerufen – sie war die Agentin des Jungen – und ihr die gute Nachricht mitgeteilt.
    Ross stand auf, legte Artie den Arm um die Schultern und lotste ihn zur Tür. »Ich dachte, wir essen vielleicht im Studiorestaurant. Du wirst da sicher ein paar alte Freunde treffen. Wie findest du das?«
    Artie fand es gut. Ein Mittagessen am Tisch von Ned Ross in der Vorstandsabteilung des Studiorestaurants war wie eine Ankündigung an die gesamte Branche, dass Artie Fleischman wieder im Spiel war. Es fühlte sich noch besser an, als Artie es sich je vorzustellen gewagt hatte.
    Nachdem sie an fast jedem Tisch das rituelle Händeschütteln, die Umarmungen und die Versprechen eines baldigen gemeinsamen Mittagessens absolviert hatten, saß Artie seinem mächtigen Gastgeber bei einem Caesar’s Salad und einem Glas Mineralwasser gegenüber. Ned Ross spielte mit einem Croûton und einem Blatt knackigem, kühlem Kopfsalat herum. Es schien ihm – für ihn völlig uncharakteristisch – einen Augenblick lang die Sprache verschlagen zu haben. »Artie«, fing er schließlich an, »ich möchte dir etwas sagen. Ich habe in der letzten Zeit viel weniger Kontakt zu dir gehabt, als es eigentlich meine Absicht war. Aber du weißt ja, wie das ist: Geschäft, Probleme, Vertragsabschlüsse …«
    Artie versicherte ihm, dass er sehr genau über die Umstände Bescheid wisse, und dachte insgeheim, dass Ross sein Drehbuch wirklich ganz besonders gut finden musste, wenn er sich in solchen Gefühlsduseleien erging.
    »Ich habe dir nie vergessen«, fuhr Ross fort, »dass du mir den Weg in dieses Geschäft geebnet hast, Artie. Von dir habe ich mehr gelernt als von irgendjemand anderem. Dafür werde ich dir immer dankbar sein.«
    Artie machte eine ablehnende Handbewegung, aber Ross fuhr unbeirrt fort.
    »Lass mich ausreden, Artie. Es gibt da etwas, was du mich über dieses Geschäft gelehrt hast. Noch heute ist dieser Satz eine große Bereicherung für meine Karriere, und ich habe mich während meines ganzen Berufslebens daran erinnert. ›Junge‹, hast du gesagt, ›das ganze Geschäft ist nichts als eine Riesenfälschung. Die Zähne, Titten und Haare der Stars sind falsch, die Bühne ist eine Fälschung, die Storys sind nicht wahr. Happy Ends sind sogar doppelt unwahr. Auch die Musik ist falsch. Aber eines sage ich dir, und wenn du in diesem Geschäft Erfolg haben willst, solltest du versuchen, es zu verstehen: Fälschungen kann man nicht fälschen.‹«
    Artie warf den Kopf zurück und lachte höflich. Er konnte sich erinnern, den Rat gegeben zu haben, wusste aber auch, dass Ned Ross die Bemerkung seither als sein eigenes geistiges Eigentum beanspruchte. Manchmal hatte man sie Artie gegenüber sogar als Beweis für die Klugheit von Ned Ross zitiert. Aber das war schon in Ordnung. Heute war alles in Ordnung. Artie entschloss sich, zum Seebarsch ein Glas Chardonnay zu bestellen und fügte der Summe, die sein Anwalt Joe Cross für das Drehbuch fordern sollte, im Geiste bereits ein paar Nullen hinzu.
    Als ob er Gedanken lesen könnte, sagte Ross plötzlich: »Übrigens, möchtest du, dass wir beide ein paar Vertragsrichtlinien aushandeln? Können wir machen. Oder sollen wir es über die Vertragsabteilung laufen lassen? Wer vertritt dich inzwischen? Immer noch Joe Cross? Weißt du was, meine Vertragsabteilung setzt sich mit ihm in Verbindung. Wir lassen einen Entwurf machen und reden dann noch mal drüber. Dabei fällt mir ein, dass hier im Haus in meinem Stockwerk demnächst ein paar Büros frei werden. Wahrscheinlich wirst du erst in ein paar Monaten

Weitere Kostenlose Bücher