Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
sein.
    »Nehmt das Ding mit. Ich will es nicht im Haus haben.« Er warf die Pistole durch das Zimmer. Scheppernd fiel sie auf den Holzfußboden. Joe bückte sich und hob sie so zimperlich auf, als fürchte er immer noch, sie könne losgehen. »Und jetzt raus mit euch«, sagte Artie. »Verschwindet, und kommt nie mehr wieder.«
    Er hörte nicht einmal mehr, wie der Wagen davonfuhr. Er merkte auch nicht, dass es dunkel wurde. Er zog einen Stuhl an das Fenster, das auf die in Dämmerung sinkende Stadt Los Angeles hinausging und dachte nach.
     
     
    »Artie, bist du da? Wenn du zu Hause bist, Artie, nimm doch bitte ab.«
    Es war Kellys Stimme, die aus dem Anrufbeantworter kam. Artie bewegte sich und merkte, dass es Nacht geworden war. Seit über zwei Stunden hatte er am Fenster gesessen und das Klingeln des Telefons kaum wahrgenommen.
    »Nun gut, wenn du wirklich nicht da bist – ich habe jedenfalls angerufen. Ich weiß, was mit dir und Mama passiert ist, und wollte nur wissen, ob es dir einigermaßen gut geht. Falls du mich anrufen möchtest, ich bin jetzt zu Hause und …«
    »Hallo Kelly, ich bin da.« Artie hatte sich aufgerappelt und war steif zum Telefon gehumpelt. Beim Sprechen streckte er sich.
    »Artie, wie geht es dir?«
    »Ganz gut, Kelly. Nett, dass du anrufst.«
    »Mensch, Artie, es tut mir so Leid!«
    »Dich trifft doch keine Schuld.«
    »Schon, aber … Artie, ich habe dich sehr lieb, und du weißt das auch.«
    »Ich weiß, Kelly. Ich habe dich auch lieb.« Als er die Worte aussprach, merkte er, wie wahrhaftig er sie meinte. Leute behaupteten viel zu oft, sich zu lieben, ohne es wirklich zu tun. Vor allem in Kalifornien. Wahrscheinlich hatte es mit dem endlosen Psycho-Geplappere zu tun, mit der ununterbrochenen, aber inhaltslosen Selbstanalyse, der sich jeder von ihnen unterzog. »Ich liebe dich« wurde wie ein Pflaster auf die Wunde angekratzter Beziehungen geklebt, deren Probleme man zwar freigelegt hatte, aber wo die Zeit fehlte, die Wahrheit zu ergründen. Es grenzte an einen Schock, eine Gelegenheit zu finden, in der die Worte wirklich zu den Gefühlen passten.
    »Wir haben einen langen, gemeinsamen Weg hinter uns, mein Großer. Ich lasse dich jetzt bestimmt nicht im Stich.«
    Artie musste schlucken. In seiner Kehle saß ein dicker Kloß. »Ich dich auch nicht«, antwortete er. Kelly war erst fünf Jahre alt gewesen, als er ihre Mutter heiratete. Seither hatte er sowohl als Schutzschild als auch als Verbindungsglied zwischen den beiden hergehalten – es hing immer davon ab, wer gerade was nötig hatte.
    »Mir gefällt der Gedanke nicht, dich da oben ganz allein zu wissen«, erklärte Kelly. »Ich könnte vorbeikommen. Oder wir gehen zusammen essen – es ist noch nicht sehr spät.«
    »Mir geht es wirklich gut. Ich möchte nur lieber allein sein. Ich bin dir wirklich dankbar, aber …«
    »Ich verstehe dich ja. Aber wenn du irgendetwas brauchst, rufst du mich an, versprochen?«
    »Versprochen. Ach, Kelly, da ist noch etwas. Du liebe Zeit, dass mir das jetzt erst einfällt! Kein Wunder, dass die Autoren sich immer beschweren, wie schlecht sie hier behandelt werden. Jemand müsste Mike sagen, was passiert ist.«
    Mike Swift war einer von Kellys Kunden und der Autor, den Artie für die Ausarbeitung des Drehbuchs zu Seitensprünge bezahlt hatte.
    »Das ist schon in Ordnung. Er versteht es.«
    Etwas in der Art, wie sie es sagte, machte ihn hellhörig, und die folgende Stille, die keiner von ihnen unterbrach, bestätigte sein Gefühl. »Er wusste auch Bescheid, nicht wahr?«, wagte sich Artie schließlich vor.
    Sie klang verlegen. »Artie, er hat das Bestmögliche aus deiner Idee gemacht. Die Idee ist wirklich gut, genau wie das Drehbuch. Nur will niemand heute mehr solche Filme sehen. Man behauptet es zwar, aber es ist nicht wahr. Jedermann schwärmt von Gable, Lombard, Hepburn und Tracy, aber wenn es dann so weit ist, bezahlt man einem österreichischen Gewichtheber fünfzehn Millionen Dollar für die Rolle eines Androiden.« Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Es tut mir Leid, Artie. Es tut mir Leid, dass wir dich angelogen haben. Wir haben es gut gemeint. Entschuldige bitte.«
    »Schon gut«, antwortete er. »In gewisser Weise zeugt es von Achtung. Ich fühle mich geschmeichelt. Für deine Mutter und Joe hat es die Angelegenheit sicherlich erleichtert, aber es war sehr nett von Ned Ross, dass er sich beteiligt hat.« Er unterbrach sich. »Etwas verstehe ich allerdings noch immer nicht. Mir

Weitere Kostenlose Bücher