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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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and Carrie geliebt hatten. Er selbst hatte einmal eine halbe Folge im Fernsehen gesehen. Immerhin war ihm dieser Film als Hit im Gedächtnis geblieben, was die Achtung für den Mann, der neben ihm am Bett saß, deutlich steigerte. »Ich bin beeindruckt«, sagte er.
    In Artie glomm ein Funke Zufriedenheit auf. Doch dahinter steckte mehr als nur die Tatsache, dass sein Ego gerade gestreichelt worden war. Auf eine merkwürdige Weise, die er selbst in seinem tiefsten Innern nicht in Worte zu fassen wagte, hatte der Tod dieses Mannes für ihn eine größere Bedeutung, als er es normalerweise gehabt hätte. Ted Long starb nicht anstelle irgendeines Niemand.
    Aber nein, so etwas durfte er nicht denken! Solche Gedanken waren absurd und ließen ihn selbst umso absurder erscheinen. Er musste es wiedergutmachen.
    »Sie haben doch sicher schon von Greg Warren gehört, nicht wahr?«
    »Wer hat das nicht?«
    »Und Lars Hanssen?«
    »Der Schwede? Ich habe seinen letzten Film gesehen. Der war unheimlich witzig.«
    »Ich habe mich vor einigen Tagen mit ihnen getroffen. Wir planen einen gemeinsamen Film.«
    »Hört sich gut an. Schade, dass ich ihn nicht mehr sehen kann.« Ted schwieg und starrte vor sich hin auf etwas, was er immer noch nicht fassen konnte, selbst wenn es sich wie eine Wand vor ihm aufbaute.
    Artie rutschte auf seinem Stuhl herum. Plötzlich wusste er, was er tun würde. Der Gedanke war ihm durch den Sinn gegangen, aber auf eine Weise, wie einem Tag für Tag hunderte von Gedanken durch den Sinn gehen, ohne dass man letztendlich etwas daraus macht. Fantasien. Doch in diesem Fall wurde ihm mit absoluter Gewissheit klar, dass er den Gedanken verwirklichen würde, obwohl er nicht genau wusste warum.
    »Wie fänden Sie es, wenn ich Ihnen einen Teil davon abgäbe?«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Einen Teil von den Einkünften dieses Films.«
    »Warum sollten Sie das tun?«
    »Wie ich schon sagte: Ich habe den Eindruck, dass zwischen uns eine gewisse Verbindung besteht. Zumindest wäre es etwas für Ihre Familie. Was halten Sie davon?«
    Ted starrte ihn mit einer Mischung aus Zweifel und Verständnislosigkeit an. »Es ist Ihr Geld, Mr Fleischman. Sie können damit machen, was Sie wollen.«
    »Nennen Sie mich Artie.«
    »Ted.«
    Einem Impuls folgend schüttelten sie sich die Hände, ohne den Blick voneinander zu wenden. »Sieht aus, als wären wir uns einig, Ted«, erklärte Artie.
    »Meinen Sie das wirklich ernst?«
    »So ernst, wie ich hier sitze.«
    »Und woher weiß ich, dass Sie nicht einfach durchgeknallt sind?«
    Artie lachte. »Sie sollten lieber hoffen, dass ich es bin.«
    Ted sah ihn noch immer an. In seinem Kopf überschlugen sich die unterschiedlichsten Gedanken. Er konnte nicht wirklich glauben, was da geschah. »Über wie viel reden wir hier?«
    »Schwer zu sagen.« Artie schob das Kinn vor. »Kommt darauf an, wie viel der Film einspielt.«
    »Auch nicht schätzungsweise?«
    Artie rechnete. Es gab eine Obergrenze, die er nicht überschreiten durfte. Nach dem Verkauf des Hauses, dessen Erlös zur Hälfte Molly zustand – das war nicht nur kalifornisches Gesetz, sondern nach so vielen Jahren zweifellos gerechtfertigt –, und der Begleichung einiger noch ausstehender, aber nicht allzu hoher Steuerschulden, würde er vermutlich über etwa eine Viertelmillion verfügen können. Für jemanden wie Ted war das ein Vermögen. Er könnte seine Hypotheken tilgen und seinen Kindern das College bezahlen, wenn sie hingehen wollten. Das wäre gut. So könnte Artie das Gefühl haben, dass letztendlich doch nicht alles umsonst gewesen war.
    »Sagen wir mal…« Er tat, als nenne er eine beliebige Summe. »Natürlich muss ich auch anderen gegenüber fair sein, also sagen wir mal, wir einigen uns auf zwei Prozent vom Nettogewinn.« Nettogewinn war in Hollywood ein häufig gebrauchter Euphemismus für überhaupt nichts. Üblicherweise manipulierten die Studios ihre Bücher so, dass auch bei einem Kassenschlager kein Nettogewinn zu verzeichnen war, weil sich alles auf magische Weise in allgemeinen Unkosten und ähnlichen Ausgaben verflüchtigte. Aber das konnte Ted Long nicht wissen. Ted Long wusste noch nicht einmal, dass es niemals einen Film geben würde; zumindest keinen, an dem Artie beteiligt war.
    »Und das wäre in etwa wie viel?«
    Artie zuckte die Schultern, als müsse er geschäftliche Dinge abwägen. »Ungefähr eine Viertelmillion.«
    Von Ted kam ein langer Pfiff. »Wissen Sie, Artie«, begann er schließlich,

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