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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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»es fällt mir zwar nicht leicht zuzugeben, dass etwas Gutes aus dieser Krankheit erwachsen ist. Doch wenn Sie das wahrmachen sollten, würden Sie meiner Familie ungemein helfen. Sie sind unser Wohltäter.«
    Artie antwortete nicht, sondern tätschelte Teds auf der Decke Hegende Hand. Er fühlte sich gut. Sehr gut sogar. So gut, dass er sich selbst misstraute. Er musste sicherstellen, dass er die Sache nicht vermasselte. Er musste es richtig machen.
    »Wissen Sie was, Ted?«, sagte er nach einer Weile. »Damit Sie ganz beruhigt darauf vertrauen können, dass ich Sie nicht übers Ohr haue, gebe ich Ihnen jetzt sofort eine Garantie auf das Geld.« Er griff nach seinem Jackett und zog sein Scheckbuch und den goldenen Füllfederhalter aus der Tasche. »Ich stelle einen undatierten Scheck über eine Viertelmillion Dollar auf Ihre Frau aus. Natürlich darf sie ihn jederzeit einlösen, aber ich würde sie trotzdem bitten, noch etwa zwei Monate damit zu warten.«
    »Wird der Film bis dahin fertig sein?«
    »Bis dahin sind noch nicht einmal die Dreharbeiten beendet. Aber dann kann ich das Geld aus dem Produktionsfonds nehmen und es von der für Sie vorgesehenen prozentualen Beteiligung zurückzahlen.« Er beglückwünschte sich innerlich zu seiner aalglatten Zunge und fragte sich ganz nebenher, ob er diese Fähigkeit in Zukunft noch einmal für eigene Zwecke würde einsetzen können. Eine Stimme in seinem Kopf sagte Nein. Er verstand zwar noch nicht ganz warum, aber dieser Teil seines Lebens war endgültig vorüber.
    Das perforierte Papier machte ein sauberes Reißgeräusch. Mit Schwung händigte Artie Ted den Scheck aus. Ted betrachtete ihn einen Augenblick mit vor Verwirrung und Dankbarkeit glänzenden Augen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Artie. Verdammt, ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.«
    »Sie brauchen nichts zu sagen, Kumpel. Absolut nichts.«
     
     
    Artie schlug zunächst den Weg nach Doheny ein, aber schon nach weniger als einer Meile wurde ihm klar, dass er keine Lust hatte, den Rest des Morgens in seinem Haus zu verbringen. Er hatte nichts zu tun. Da fiel ihm ein kleines Café mit Konditorei auf der Robertson ein, dessen Anblick ihm beim Vorbeifahren schon immer gefallen hatte. Es erinnerte ihn an Ferien in Frankreich. Er fand einen Parkplatz unmittelbar davor, fütterte die Parkuhr und setzte sich an einen Tisch auf der Terrasse. Nachdem er einen Kaffee und ein Croissant bestellt hatte, dachte er über seine Situation nach.
    Genau genommen, überlegte er, gehörten ihm lediglich sein Auto, die Kleider, die er am Leib trug und das Geld in seiner Tasche. Das war alles. Mit einem Wort: eine dicke, fette Null.
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass ihm die Erkenntnis eine merkwürdige Erleichterung verschaffte. Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun und wovon er leben würde, und er wollte es auch gar nicht wissen. Er betrachtete den fließenden Verkehr und beobachtete die Leute, die das Café betraten und wieder verließen. Manche trugen große Konfektschachteln vor sich her, die sie an der langen Glastheke erstanden hatten.
    Und dann geschah etwas Seltsames. Es war weder unangenehm noch beängstigend, vielleicht, weil es wie etwas war, was er aus Filmen kannte. Ein Teil seines Bewusstseins löste sich von ihm und schwebte über seinem Kopf wie eine an einem Kran befestigte Kamera. Es bewegte sich langsam und mühelos rückwärts hoch in den Himmel, bis er sich selbst mit dem Auge seines Bewusstseins als winzigen, vom unruhigen Flimmern der Stadt umgebenen Punkt wahrnahm.
    Und dort unten auf der Cafe-Terrasse, unter dem unbeirrbaren Blick, der sein eigener war, ohne dass er ihn vollständig unter Kontrolle hatte, begann Artie zu lachen. Erst noch leise und vorsichtig. Dann immer lauter.
    Die Leute drehten sich nach ihm um.

 
Erinnerungen
     
     
    Ein paar Blocks östlich von Highland stiegen wir aus dem Taxi. Wir befanden uns etwa auf halber Strecke zwischen Hollywood und Sunset. Der Eingang des Etablissements, das ich aufsuchen wollte, lag im oberen Abschnitt einer Art Allee und war nur zu Fuß erreichbar. Genau genommen sah er überhaupt nicht wie der Eingang zu irgendetwas aus; weder war er beleuchtet, noch stand ein Name an der zerkratzten, rot gestrichenen Tür, deren Messingknauf von den Händen der während vieler Jahre ein und aus gehenden Leute auf Hochglanz poliert worden war.
    Nicht jedermann war hier willkommen. Zwar handelte es sich nicht um einen privaten Club,

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