Stadt der Lüste
starrte sie mit aufgerissenen Augen an. Doch sie war noch nicht fertig.
»Es existieren noch einige weitere Aktivposten, außerdem ein paar Immobilien und Kunstwerke, deren Wert nur schwer zu schätzen ist. Ich vermute, dass sich mein Nettovermögen auf dreizehneinhalb Millionen Pfund beläuft. Vielleicht sollte ich lieber das Eis bezahlen, meinst du nicht?« Sie lächelte.
»Hast du in der Bank gearbeitet oder sie ausgeraubt?«
»Ich habe an der Wall Street gearbeitet, bei Morse Callahan. Hast du schon einmal von der Firma gehört?«
Matt schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du hättest in London gearbeitet …«
»Ich war Investmentbankerin in der Abteilung für Fusionen und Übernahmen. Weißt du, was das ist?«
»Firmenausschlachtung und so weiter?«
»So könnte man es nennen«, sagte sie, ein wenig erstaunt, weil er wusste, wovon sie sprach. »Ich habe genug verdient, um nicht mehr arbeiten zu müssen, also habe ich etwas wirklich Schockierendes getan – ich habe aufgehört zu arbeiten.«
»Und die haben dir so viel Geld bezahlt?«
Sie nickte. »Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie viel Investmentbanker verdienen. In meinem ersten Jahr habe ich einen Bonus von fast zwei Millionen Dollar erhalten.«
Matt beugte sich näher zu ihr. »Und was machst du dann bei Lomax? Weiß die Agentur davon? Bin ich der Einzige, der keine Ahnung hatte?«
»Natürlich nicht. Und bitte versprich mir, dass du niemandem etwas davon erzählst, okay?«, bat sie ihn eindringlich.
Plötzlich fühlte sie sich ausgeliefert. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihm nichts zu sagen. »Catherine Lomax und ich sind befreundet, und ich überlege, in Lomax zu investieren. Ich möchte mir aber erst ein Bild von der Agentur machen, bevor ich mich daran beteilige, und die Arbeit dort bietet mir die Gelegenheit dazu.«
»Dreizehneinhalb Millionen Pfund, und du sitzt hier, isst Eis und arbeitest für eine Immobilienagentur?«
»Was soll ich denn sonst machen? Zum Mond fliegen?Es ist doch bloß Geld. Komm schon, Matt, du hast selbst genug davon.«
»Wir sind sehr wohlhabend, das stimmt. Vater spricht zwar nicht darüber, aber ich weiß, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Doch ich glaube kaum, dass wir so reich sind wie du. Also wirklich, Emma!«
»Was ist?«, fragte sie.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Habe ich doch«, erwiderte sie.
»Und
warum
hast du es mir gesagt?«, fragte er in leicht verärgertem Tonfall.
»Was macht das denn für einen Unterschied?«
»Es macht einen riesigen Unterschied«, entgegnete er.
»Woher soll ich jetzt wissen, was du wirklich willst?«
»Geht es darum, dass ich mehr Geld habe als du?«, fragte sie.
»Das Geld spielt keine Rolle. Ich …« Er hielt inne und wirkte auf einmal sehr unsicher. »Ich wusste die ganze Zeit, dass du irgendwie anders bist. Du hast von Anfang an nicht zu Lomax gepasst. Mit dem ganzen Geld hast du doch unbegrenzte Möglichkeiten, und jetzt fühle ich mich irgendwie …« Erneut verstummte er.
»Matt«, flüsterte Emma. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
Matt holte geräuschvoll Luft. »Ich mag dich bereits mehr, als ich sollte. Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für verrückt. Es tut mir leid.«
»Hör auf, dich zu entschuldigen, Matt. Wenn du die Wahrheit wissen willst – mir geht es genauso. Ich stecke emotional schon ziemlich tief drin. Aber es fühltsich gut an. Ich habe dir das alles über mich erzählt, weil ich dich nicht länger belügen will.«
»Dreizehn Millionen? Und du sagst es mir ausgerechnet heute Abend?«
»Zwischen uns hat sich nichts geändert. Bitte denk immer daran«, erwiderte sie mit fester Stimme.
»Aber es fühlt sich anders an«, widersprach er. »Ich habe den Eindruck, dass dein ganzes Leben in trockenen Tüchern ist. Gibt es überhaupt noch Platz für jemanden wie mich?«
Die Frage hing für eine Weile unbeantwortet zwischen ihnen.
»Wenn ich zurückkomme, nehme ich mir frei und wir verbringen ein bisschen Zeit miteinander. Ich hätte noch damit warten können, dir alles zu erzählen, aber der Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Ich wollte, dass du es erfährst, bevor ich nach L. A. fliege.«
»Ist dein Name wirklich Emma Fox?«
Emma beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die Wange, gefolgt von einem etwas forscheren Kuss auf den Mund.
»Warum gehen wir nicht nach Hause, und du zeigst mir, dass sich nichts verändert hat?«, flüsterte sie ihm zu.
Vierzehn
Emma lächelte dem
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