Stadt der Lüste
Sonnenstudios erbaut, und die Sonnenstrahlen, die durch die getönten Fenster ins Innere fielen, wirkten durch die Brechung im Glas malvenfarben.
Die Bar selbst war außerordentlich gut bestückt. Nic trat hinter die Theke und öffnete einen gigantischen Kühlschrank, in dem er beinahe zur Gänze verschwand. Kurz darauf tauchte er mit zwei Flaschen in der Hand wieder auf.
»Trinken Sie einen hiervon. Ein wirklich hervorragendes Getränk. Danach fühlen Sie sich himmlisch.«
»Da ist doch hoffentlich kein Alkohol drin?«
»Natürlich nicht. Wir sind hier in L. A.«
Sie nahmen auf zwei Barhockern Platz. Die Theke bestand aus einem edlen, durchsichtigen Material und enthielt die Goldenen Schallplatten diverser Musiker. »Sind diese Künstler alle bei Ihnen unter Vertrag?«, erkundigte sich Emma.
»Auf die eine oder andere Weise. Sie kennen L. A. gut, nicht wahr? Das sehe ich sofort. Als ich zum erstenMal hier war, hat es mich umgehauen, aber Sie scheinen sich ganz wie zu Hause zu fühlen.«
»Ich habe einmal für vier Monate hier gelebt. Ich bin überhaupt viel in den Staaten herumgekommen«, erwiderte sie.
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Ich erzähle Ihnen zuerst ein wenig über das Haus, bevor wir zur Besichtigung aufbrechen. Es gibt drei Stockwerke und einen Keller. Die Hälfte des Kellers besteht aus einem Atomschutzbunker mit einem Strahlenschutzraum. Der Typ, dem das Haus vor mir gehört hat, war ein Spinner, einer von diesen Überlebensfetischisten, die ihr Sperma einfrieren lassen, denn es könnte ja zu einem dritten Weltkrieg kommen. Kurz nachdem ich das Haus gekauft hatte, gab es in der Weltpolitik ein paar Spannungen, also beschloss ich, den Bunker einfach drin zu lassen. Man weiß ja nie. Die andere Hälfte des Kellers steht im Zeichen von Musik, Computerspielen und Spaß. Es gibt ein Kino und ein Musikzimmer. Das zeige ich Ihnen ganz zum Schluss. Im Rest des Hauses befinden sich die üblichen Zimmer. Sind Sie verheiratet?«, schloss er plump.
»Nein. Nicht mal geschieden«, gab sie zurück.
»Sehr vernünftig. Das zweite Stockwerk ist nur halb so groß wie die anderen und besteht aus vier Schlafzimmern, alle mit eigenem Bad, und zwei Wohnbereichen. Es gibt bewegliche Trennwände, so dass aus den Räumen zwei abgeschlossene Wohnungen entstehen können. Eine davon wäre die Ihre gewesen, wenn Sie gewollt hätten. Sie hätten sich also nicht einmal das Wohnzimmer mit mir teilen müssen.«
Nun endlich setzte auch Nic seine Sonnenbrille ab, und Emma gefiel es weitaus besser, ihm in die Augen sehen zu können.
»Und der erste Stock?«, fragte sie und ignorierte seinen flehenden Blick, der zu sagen schien »Bitte streichle mich!«. Stattdessen trank sie einen weiteren Schluck ihres fruchtig schmeckenden Drinks.
»Der besteht hauptsächlich aus meinem Schlafbereich. Viele Schlafzimmer, viele Badezimmer, viel Stuck. In einem Zimmer steht ein Bett, das fast so groß ist wie der Raum selbst, und überall hängen Spiegel an den Wänden. Ich nenne es das Fickzimmer, bitte entschuldigen Sie den vulgären Ausdruck. Die sechs Schlafzimmer sind alle unterschiedlich gestaltet, und es hängt ganz von meiner Stimmung und von meiner Begleitung ab, in welchem ich schlafe.«
Emma trank die Flasche aus. »Sollen wir mit der Besichtigung beginnen?«
Nic führte sie von Raum zu Raum, hielt ihr höflich die Türen auf und erklärte ihr ganz genau, wie viel Geld er für die einzelnen Umbauten ausgegeben hatte. Emma musste sich eingestehen, dass das Haus beeindruckend war und nicht halb so geschmacklos, wie die Fassade vermuten ließ. Nic schien gern zu repräsentieren. Im Erdgeschoss befand sich im Anschluss an die Bar ein großes, speziell für Partys eingerichtetes Wohnzimmer, von dem aus man einen herrlichen Blick in den Garten hatte, außerdem ein Arbeitszimmer, die Bibliothek, einige Empfangsräume und ein Billardzimmer. Die einzelnen Räume fügten sich gut in das Gesamtbild ein. Einige waren mit Parkett, andere mit Steinböden oderTeppichen ausgestattet, aber die Inneneinrichtung war farblich aufeinander abgestimmt, so dass ein Raum in den anderen überzugehen schien.
Die Besichtigung des ersten und zweiten Stocks nahm weniger Zeit in Anspruch. Die Trennwände für den Gästebereich im zweiten Stock entpuppten sich als genial. Nic führte Emma das System stolz vor und genoss es zweifellos, den Gastgeber zu spielen. Die Schlafzimmer im ersten Stock unterschieden sich tatsächlich alle voneinander: Eines war im
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