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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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der Piazza Maddalena eröffnet. Es hatte klein angefangen, doch war es schon bald erweitert worden; er kaufte die Läden zu beiden Seiten dazu und machte es zu einer blühenden Gastwirtschaft. Das »Fiorentino« in Bellezza wurde im ganzen Gebiet des Mittleren Meers zu einem Begriff für gute Küche.
    Die Geschäfte beider Brüder florierten also, seit sie das Mandolafahren aufgegeben hatten, aber keiner der beiden hatte je geheiratet. Es schien, dass denen, die sich einmal der Gunst von Silvia, der Duchessa, erfreut hatten, keine andere Frau genügen konnte. Immer noch waren sie ihre ergebenen Diener und bereit, alles zu tun, was sie wollte. Und wenn sie eifersüchtig waren auf ihren jüngeren Bruder, der seit fast zwanzig Jahren nicht von ihrer Seite gewichen war, dann ließen sie sich das nie anmerken.
    An diesem Tag genossen die beiden Brüder die Sonne auf der Terrasse von Egidios Haus. Sie hatten einen jungen Neuling beobachtet, der sich darin geübt hatte, die Mandola mitten im Kanal zu wenden und zugleich kenntnisreich mit den
    »Reisenden« an Bord zu plaudern, die in Wirklichkeit Prüfer der Scuola waren.
    Denn jeder Mandolier musste auch Prüfungen in bellezzanischer Geschichte, Musik, Literatur und Kunst ablegen und nicht nur seine Geschicklichkeit im Wasser unter Beweis stellen.
    Dieser spezielle Schüler – wenn auch eindeutig von schönem Äußeren – hatte offensichtlich Schwierigkeiten mit seiner Aufgabe. Die Brüder lachten laut, als der junge Mann seine Stange verlor und sie unter den Augen seiner Prüfer aus dem Wasser fischen musste. Dann entdeckte Fiorentino noch eine Mandola, die viel geschickter gesteuert wurde und durch den Kanal auf Egidios Haus zukam und dort anlegte. »Dia!«, stieß Fiorentino hervor. »Das ist Silvia!« Es war nicht ihre Staatsmandola, sondern eine einfache schwarze, die jedoch eine verhüllte Kabine hatte und auf eine Person von Stand schließen ließ. Die Brüder warteten nicht, bis sie sahen, wer darin war; sie rannten die Treppe hinunter wie die jungen Männer, die sie einmal gewesen waren.
    Auf dem Landungssteg half ein langer, rothaariger junger Mann einer gut angezogenen, maskierten Dame heraus. Er war offensichtlich nervös. Die schwarz verkleidete Tür am Landungssteg ging nach innen auf und er geleitete die Duchessa hinein, wo sie herzlich von den zwei vornehm aussehenden älteren Herren begrüßt wurde. Die gesamte Gesellschaft kehrte auf die Dachterrasse zurück, wo die Besucherin huldvoll etwas Gebäck entgegennahm.
    »Das hier ist Guido«, sagte sie. »Ich melde ihn an der Scuola Mandoliera an.«
    »Ist das nicht ein bisschen zu spät?«, fragte Egidio. »Die neuen Schüler haben schon seit Wochen geübt.«
    »Sie schulden mir einen Mandolier«, sagte die Duchessa ruhig. »Außerdem handelt es sich bei Guido um einen besonderen Fall. Er hat versucht mich zu töten.«
    Guido senkte den Kopf und merkte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte nicht so geredet, aber er nahm es als Teil seiner Strafe hin. Beide Brüder hatten unwillkürlich mit der Hand zu den Merlino-Dolchen in ihren Gürteln gegriffen, die Guido sofort entdeckt hatte, da er gewissermaßen ein Experte war und die Kunstfertigkeit der Messer bewunderte.
    »Seid nicht albern, Jungs«, sagte die Duchessa mit einem Blick auf die besorgt gerunzelten Stirnen der beiden Brüder. »Er ist ein Bekehrter. Die Sache ist die: Ich will, dass er eine Weile untertaucht. Sagen wir, es fügt sich gut in meine Pläne. In der Schule fällt er nicht weiter auf – ihr müsst zugeben, dass er gut hineinpasst.«
    Es gelang Guido nicht, seine Befangenheit loszuwerden, da ihn alle drei anstarrten und sein Aussehen taxierten. Er errötete bis an die Wurzeln seines rotblonden Haars, das in Talia schon ungewöhnlich genug war, um ihn als hübsch einzustufen, selbst wenn er nicht so eine schlanke Figur und so ebenmäßige Züge gehabt hätte.
    »Aber, aber, Fiorentino, werd doch nicht eifersüchtig. Du weißt doch, dass all das längst hinter mir liegt«, sagte die Duchessa lachend. »Abgesehen davon spricht mich versuchter Mord nicht gerade an.«
    »Was willst du von uns?«, fragte Egidio geradeheraus.
    »Dass ihr ihm unter eurem Dach ein Zimmer gebt«, erwiderte die Duchessa. »Du oder Fiorentino. Und dass ihr ihm die Grundbegriffe des Mandola-Fahrens beibringt, damit er mit seiner Ausbildung nicht hinterherhinkt. Und dass ihr ihn vor unerwünschter Aufmerksamkeit abschirmt, vor

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