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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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hatte sich auf der Insel nie ganz zu Hause gefühlt. Sie hatte sich immer nach Bellezza hingezogen gefühlt; Bellezza war der Ort ihrer Herzensträume. Dann wieder klammerte sich ein anderer Teil ihrer selbst heftig an alles, was ihr vertraut war, und weigerte sich, die lieb gewordenen Eltern gegen eine neue und bedrohliche Mutter und einen unbekannten Vater einzutauschen.
    Schon früh am nächsten Morgen öffnete sich die Tür und die Duchessa trat ein, diesmal mit Dienern, die Möbel herbeibrachten. Als alles zu ihrer Zufriedenheit aufgestellt war, schickte sie die Diener wieder fort und bedeutete Arianna, sich neben sie auf das Sofa zu setzen. Arianna ließ sich bei ihr nieder und zupfte sich die letzten Strohhalme aus dem Haar. Sie war entschlossen nicht als Erste zu sprechen.
    »Du bist mir böse«, sagte die Duchessa leise.
    »Was habt Ihr denn erwartet?«, entgegnete Arianna heftig. »Ihr habt mich fortgegeben und Euch über fünfzehn Jahre nicht um mich gekümmert. Ich weiß nicht, warum Ihr beschlossen habt mich jetzt aufzuklären, außer um mein Leben zu retten.«
    »Natürlich ist das ein Grund dafür«, sagte die Duchessa. »Doch zur Zeit gibt es viele Veränderungen. Ich weiß schon seit ein paar Monaten, dass sich in meinen Angelegenheiten und in denen der Stadt eine Krise anbahnt.«
    »Was für eine Krise? Ich verstehe Euch nicht«, sagte Arianna.
    »Ich will versuchen es dir zu erklären«, erwiderte die Duchessa. »Vielleicht hilft es dir, wenn du mehr von meinem Gesicht siehst.«

    Und sie hob die Hände zu den silbernen Bändern und löste die blaue Seidenmaske, die sie trug. Sie sah Arianna unbeirrt an und das Mädchen spürte, wie sein Herz einen Satz machte.
    Wenn alles stimmte, was man ihr erzählt hatte, sah sie jetzt zum ersten Mal das Gesicht ihrer Mutter. Und ganz hinten in ihrem Kopf sagte ihr eine kleine Stimme, dass sie außerdem in das unmaskierte Gesicht der absoluten Herrscherin der Stadt blickte, der mächtigsten Frau, die sie je kennen lernen würde. Arianna musste den Blick abwenden. Doch sie hatte genug gesehen, um festzustellen, dass sie und die Duchessa sich sehr ähnelten.
    »Als ich sicher war, dass ich ein Kind bekommen würde«, fuhr die Duchessa fort, ohne auf das abgewandte Gesicht Ariannas zu achten, »bekam ich Angst um mich selbst und um dich. Das Wissen, dass ich jemanden hatte, der mir so am Herzen lag, wäre eine gefährliche Waffe in den Händen meiner Widersacher gewesen. Ich hatte längst beschlossen, unverheiratet und kinderlos zu bleiben.
    Meine Stadt war meine Familie, und das reichte mir. Daher beschloss ich – wenn auch vielleicht zu Unrecht, doch darüber sollst du dir ein Urteil bilden –, das Kind von jemand aufziehen zu lassen, dem ich vertrauen konnte, jemand, der mich nie verraten würde. Von meiner eigenen Schwester. Valeria war einverstanden, als ich nach ihr sandte, und als Lohn bekam sie die Tochter, die sie sich nach zwei Söhnen schon lange gewünscht hatte.«
    »Aber wie habt Ihr das denn bewerkstelligt?«, fragte Arianna, deren angeborene Neugier die Oberhand gewann. »Hat denn niemand bemerkt, dass Ihr, na ja, dicker wurdet? Und was war mit meiner Mutter – ich meine, mit Eurer Schwester?«
    Die Duchessa lächelte. »Einfach war es nicht. Ich habe eine Zofe, der ich mehr traue als allen anderen. Ihr Name ist Susanna und sie wusste Bescheid. Ohne sie hätte ich die Täuschung nicht durchziehen können. Lange Zeit konnte man nichts erkennen, doch als das Kind wuchs, trug ich eine üppigere Mode und man verbreitete das Gerücht, dass ich etwas am Magen hätte, was einige Monate dauern würde. Zur gleichen Zeit hat Valeria angefangen, ihre Kleider auszustopfen, und verbreitete unter ihren Freundinnen, dass sie wieder schwanger sei. Sie waren ziemlich überrascht.«
    »Stimmt«, sagte Arianna. »Alle erzählen mir immer, was es für eine Aufregung auf Torrone gab, als man erfuhr, dass ich unterwegs sei.«
    »Das war der schwierigste Teil«, erzählte die Duchessa. »Die Frauen von Torrone hatten ihre gebärfreudigen Jahre alle hinter sich und interessierten sich nun ganz besonders für das erwartete Kind. Natürlich wollten sie, dass eine von ihnen die Hebamme spielte. Doch Gianfranco bestand darauf, eine Hebamme aus der Stadt zu nehmen, da auf der Insel seit Jahren keine mehr gebraucht worden war.«
    »Und als die Hebamme kam, da hat sie mich schon mitgebracht, oder?«, vermutete Arianna.
    »Genau. Ich hatte angefangen, mich bei Staatsanlässen

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