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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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richtig.«
    Sie entließ den Diener und öffnete das Päckchen. Das Spitzengewebe war kompliziert und kunstvoll gefertigt. Die Duchessa hielt es vor sich, als sei es ein Buch, aus dem man lesen könnte. Und so war es für sie auch in der Tat. Ihre Mutter, die alte Spitzenklöpplerin, hatte beiden ihrer Töchter etwas beigebracht, was sie die Sprache der Spitze nannte.
    Seit dem Tag, als Silvia sie auf der Insel besucht hatte, war ihre Mutter informiert gewesen, dass sich eine Krise anbahnte. Die Existenz des Kindes würde nicht mehr lange ein Geheimnis sein. Und durch einen glücklichen Zufall hatte sie nun etwas erfahren, was ihrer eigenen Tochter das Leben retten konnte. Alles, was sie über das Komplott di Chimicis gehört hatte, hatte Paola in ihre Spitze verarbeitet. Und ehe der Botschafter eintraf, wusste die Duchessa genau, was er ausgeheckt hatte.
    »Gut«, sagte sie leise. »Ich werde mir daraus ein Oberteil arbeiten lassen und es vor dem törichten Mann tragen. Da braucht es schon mehr als einen Rinaldo di Chimici und seinen schmutzigen, kleinen Handlanger, um mir Bellezza wegzunehmen.«

    Kapitel 16
    Der gläserne Saal
    Lucien hatte auf mehr als eine Weise aus seiner Woche in Venedig Nutzen gezogen. Zum einen hatte er jede Nacht wie ein Stein geschlafen und seinen monatelangen Schlafentzug ausgeglichen. Und zum anderen war Venedig eine Stadt, in der man trotz ihrer vielen Wasserwege eine Menge zu Fuß gehen musste. Das Training hatte ihm gut getan. Und der Szenenwechsel war herrlich gewesen. Allein aus dem Haus zu kommen und neue Orte zu sehen wäre gut gewesen nach den Monaten, die er im Bett verbracht hatte. Aber dass dieser neue Ort nun auch noch Venedig war… Und dennoch, seit jenem Moment am Kanal in Torcello hatte er ein Art unterschwelliger Angst verspürt. Die ganze Zeit, während der er so krank gewesen war und die Chemo über sich hatte ergehen lassen müssen, hatte er gewusst, dass sein Leben in Gefahr war, aber das hier war ganz anders. Er war sicher, dass diese neue Bedrohung ihren Ursprung in Bellezza hatte, und er wusste, dass er ihr nicht aus dem Weg gehen konnte.
    So etwas hatte der Gefängniswärter der Duchessa noch nie erlebt. Da war diese weibliche Gefangene, die eines der abscheulichsten Verbrechen in Bellezza begangen hatte – und sie wurde wie ein Ehrengast behandelt! Auf Geheiß der Duchessa war sie in eine größere, luftigere Zelle mit privatem Abtritt verlegt worden. Und dann waren auch noch Möbel hereingebracht worden. Ein rotes Samtsofa, ein Sessel, ein kleiner Sekretär und ein Stapel Bücher!
    Die Gefangene hatte ihre eigene Öllampe und Kerzen und einen Teppich, der den Steinboden bedeckte. Die Zelle war gemütlicher und heimeliger als die eigene Wohnung des Wärters. Er hätte neidisch werden können, aber das Mädchen war tatsächlich ein ganz entzückendes, kleines Ding und er war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie unschuldig war. Das hoffte er zumindest sehr, denn sonst stand ihr ein ganz schreckliches Schicksal bevor. Aber wenn sie unschuldig war, warum musste er sie immer noch gefangen halten?
    Arianna war eigentlich ganz erleichtert im Gefängnis zu sitzen. Sie musste sich so viel durch den Kopf gehen lassen, dass sie sich durch nichts und niemanden ablenken lassen wollte. Nach ihrem zweiten Gespräch mit der Duchessa hatte Rodolfo ihre Eltern zu ihr gebracht, und kaum hatte sie sie erblickt, hatte sie sich schluchzend an sie geklammert und sie angefleht ihr zu sagen, dass alles nicht stimmte. Obwohl die beiden überrascht waren zu erfahren, dass sie das Geheimnis ihrer Geburt kannte, konnten sie es nicht abstreiten. Sie sahen sie nur mit ernsten Augen an und waren erleichtert, dass ebendieses Geheimnis nun das Leben ihrer Pflegetochter retten würde. Und dann hatten sie sie fest umschlungen gehalten und selbst Tränen vergossen und ihr versprochen, dass sie sie weiter lieb haben würden, als wäre sie ihr eigenes Kind. Und Arianna hatte umso heftiger geschluchzt und das Gefühl gehabt, dass von nun an für immer eine Barriere zwischen ihnen bestehen würde.
    Die Duchessa war seither ein paar Mal erschienen und hatte ihr kleine Leckereien und Kleidungsstücke geschenkt. Einmal hatte sie ihre eigene Zofe geschickt, die Arianna das Haar wusch und frisierte. Arianna ließ das über sich ergehen, als wäre sie in einem Traum. Als die Duchessa ihr zuerst die Wahrheit gesagt hatte, war sie wütend gewesen. Sie war ja ohnehin schon gegen ihre allmächtige Herrscherin

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