Stadt der Sterne strava2
nicht.
Eine Gruppe von Schütze-Anhängern, die bei Alba und ihrem Reiter standen, traten auf Paolo zu und waren verdutzt Arcangelo ohne Reiter zu sehen. Als er sie flüsternd ausfragte, bestätigten sie, dass sie Cesare vor einiger Zeit auf dem Campo gesehen hatten.
»Er wollte mit einem Mann in einem blauen Umhang eine Erfrischung zu sich nehmen«, sagte einer von ihnen. »Er war ein Widder – zumindest hat er Widderfarben getragen.«
Lucien erschrak. Ein Mann in einem blauen Umhang konnte nur eines bedeuten –
und das war keine gute Nachricht.
»Ich habe den Verdacht, dass Cesare entführt worden ist, flüsterte er Georgia
zu.«
»Die Pferde an die Startlinie«, rief der Platzwart.
»Oje, was wird Paolo machen?«, fragte Georgia. Die Pferde und Männer, die sich alle drängend an den Start begaben, hielten kurz inne.
»Der Widder fällt aus«, verkündete der Platzwart. »Die anderen elf bitte an die Startlinie. Nehmt eure Plätze für den dritten Probelauf ein.«
Und der fand diesmal tatsächlich ohne den Widder statt.
Cesare erwachte mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder wie er da hingekommen war. Er lag in einem unmöblierten, hei
ßen und staubigen Zimmer mit hohen, vergitterten Fenstern. Er reckte sich, um hinauszusehen, und stellte fest, dass er irgendwo auf einer Höhe war und von oben über Hügel und Wälder blickte. Irgendwie kam ihm die Aussicht bekannt vor, aber er war zu benommen, um draufzukommen, wo er sich befand.
Am Licht erkannte er, dass er Stunden bewusstlos gewesen sein musste und dass es Zeit für den abendlichen Probelauf war. Verzweifelt lief Cesare in dem Raum auf und ab. Als er an der Tür rüttelte, stellte er fest, dass sie von außen verriegelt war. Er saß wie eine Maus in der Falle.
»Georgia«, sagte Ralph am nächsten Tag. »Da ist heute Abend eine Sendung im Fernsehen, die dich vielleicht interessiert. Es geht um Pferde.«
Georgia war fast nicht dazu in der Lage, einen Blick in die Zeitung werfen, die er ihr hinhielt. Immer noch war sie wie gelähmt von den Ereignissen in Remora letzte Nacht. Es war eine große Schande für einen Bezirk, nicht an einem der Probeläufe teilzunehmen, aber Paolo hatte keinen Ersatzreiter zur Verfügung. Er selbst war zu groß und inzwischen auch zu schwer, um bei der Stellata zu reiten; er war ja erst fünfzehn gewesen, als er vor fünfundzwanzig Jahren den Sieg für den Widder errungen hatte. Und es sah jetzt tatsächlich so aus, als ob Cesare entführt worden sei.
Georgia hatte gewagt so spät zurückzukommen, weil sie wusste, dass sich keiner darum kümmern würde, wenn sie am nächsten Morgen nicht pünktlich zum Frühstück kam. Daher war sie überrascht Ralph noch vorzufinden. Er erklärte ihr, dass er auf eine wichtige Lieferung von Ersatzteilen wartete. Und jetzt wedelte er mit dem Fernsehteil der Zeitung vor ihren Augen herum.
Doch plötzlich wurde sie aufmerksam. PALIO, stand dort in der Zeitung. Dokumentation über das verrückteste Pferderennen der Welt. Kanal IV, 20Uhr. »Dachte ich mir doch, dass dich das interessiert.« Ralph freute sich über ihre Reaktion.
»Und wie!«, sagte Georgia. »Hast du vielleicht eine leere Kassette, mit der ich das aufnehmen kann? Ich würde das nämlich gerne aufheben.«
»Ja«, sagte Ralph. »Du kannst Vier Hochzeiten und ein Todesfall überspielen.
Das will ich nie mehr sehen.«
»Mach keine Witze«, erwiderte Georgia grinsend. »Maura würde mich umbringen. Sie ist verrückt nach diesem Film.«
»War nur Spaß«, sagte Ralph. »Nimm doch das Band mit der Oscar-Verleihung; das will sie sicher nicht noch mal sehen.«
»Ich würde gern Fal… Nicholas dazu einladen«, sagte Georgia. »Du weißt doch, dass er auch ganz versessen auf Pferde ist.«
»Gute Idee«, sagte Ralph. »Wir können es alle zusammen auf dem großen Bildschirm im Wohnzimmer ansehen.« So hatte sich das Georgia nicht ganz vorge
stellt. Sie musste Falco warnen keine Vergleiche mit der Stellata anzustellen; es würde für sie beide schwierig werden.
»Erst Merla und jetzt Cesare«, sagte Paolo. »Dahinter müssen doch die Chimici stecken.«
»Ich stimme Euch zu«, sagte Rodolfo, der ins Haus des Stallmeisters gerufen worden war. »Obwohl es mich doch überraschen würde, wenn sich der Herzog fortbewegt hätte, während sein Sohn noch in Gefahr schwebt. Ich dachte, er sei ganz allein damit beschäftigt.«
»Es sind genug andere Familienmitglieder in der Stadt«, warf
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