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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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weit, aber zu Fuß hätte es Falco zu viel Kraft gekostet. Im Park war ein kleiner Rummel aufgebaut und obwohl ein dreizehnjähriger Junge aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert nicht sonderlich beeindruckt gewesen wäre, fand Falco alles herrlich. Sie fuhren mit der Geisterbahn, dem Riesenrad, der Achterbahn und dem Autoscooter. Er aß rosa Zuckerwatte und trank blaue Limonade und hatte nach dem Autoscooter schon wieder Hunger.
    »Kann ich vielleicht so einen gebrannten Hund haben?«, fragte er Vicky.
    Sie musste erst überlegen, doch dann holte sie ihm einen Hotdog. Sie war überrascht, dass er wusste, was das war. Nie war sie sich seiner sicher. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass er nur so tat, als habe er das Gedächtnis verloren, doch dann wieder schien es, dass es Dinge gab, die ihm an dem Leben in London tatsächlich rätselhaft vorkamen. Daher kam sie zu dem Schluss, dass Maura O’Gradys Theorie wohl stimmte und dass er von Asylbewerbern ausgesetzt worden war.
    Falco leckte sich Finger und Lippen ab und seufzte zufrieden. Es gab so viel Leckeres zu essen in seiner neuen Welt und man konnte es so schnell bekommen.
    In der Nacht vor dem Tag der Göttin hatten sich die Manusch nicht schlafen gelegt. Sie hatten die Nacht mit ihrer alten Freundin Grazia aus dem Bezirk der Löwin auf dem Campo delle Stelle verbracht, und kurz bevor der Vollmond aufging, standen sie stumm da und blickten gen Osten. Weitere Gruppen bunt gekleideter Menschen hatten sich ebenfalls eingefunden.
    Als der Mond erschien, fingen die Manusch an zu singen. Aurelio war nicht der einzige Musiker unter ihnen; Harfen und Flöten und kleine Trommeln begleiteten die Lobgesänge an die Göttin, die die ganze Nacht dauerten.
    Die paar Remaner, die bei Morgendämmerung schon auf den Beinen waren, sahen, wie die Manusch die Arme zur aufsteigenden Sonne erhoben, und sie hörten, wie sie ihr hohes, klagendes Lied über die Göttin und ihren Gefährten anstimmten. So begann der Tag der Stellata jedes Jahr – mit einem älteren, geheimen Ritual, das nur wenige Bürger kannten, das aber alles einleitete, was an diesem Tag weiterhin geschehen würde.
    Georgia hatte nicht viel mehr geschlafen als die Manusch und war erleichtert, als sie sah, dass es hell wurde. Für ihre offizielle Nacht in Remora hatte man ihr ein eigenes Zimmer in Paolos Haus zugewiesen.
    »Zu gefährlich, auf dem Heuboden zu schlafen«, hatte Paolo gesagt. »Wir wollen nicht noch einen Reiter verlieren.«
    Als sie nach dem ausgedehnten Straßenfest und ein oder zwei Stunden leichten Schlafes erwachte, vernahm sie die Geräusche eines Hauses voller kleiner Kinder und Gäste. Doch heute schloss sie sich nicht dem fröhlichen Durcheinander am Frühstückstisch an. Sie musste mit den anderen elf Reitern zur Messe in den Dom, und zwar nüchtern.
    Georgia war es nicht gewohnt, so früh aufzustehen und ohne Frühstück loszugehen. Sie war es überhaupt nicht gewohnt, zur Kirche zu gehen. Der imposante Dom mit seinem schwarz-weißen Streifenmuster aus Marmor und dem intensiven Weihrauchgeruch war überwältigend – auf ganz andere Art als der Trubel, der am Abend zuvor um sie gemacht worden war. Was sie noch beklommener machte, war die Tatsache, dass nur die zwölf Reiter an der Messe selbst teilnahmen, wenn sich auch vor dem Dom eine Menge von Anhängern eingefunden hatte.
    Georgia beobachtete die anderen Reiter genau und machte ihnen einfach alles nach. Sie hörte, wie Salamis Magen knurrte, und musste bei dem Gedanken lächeln, dass da jemand noch hungriger war als sie. Doch abgesehen von dieser kleinen Panne, war der kurze Gottesdienst feierlich. Georgia sah sich den Papst, der die Messe zelebrierte, genau an. Sie war ja mehrmals in seinem Palast gewesen, aber gesehen hatte sie den Onkel von Falco und Gaetano noch nicht. Er sah ganz anders aus als der Herzog, weichlich und korpulent, aber er wirkte nicht unsympathisch. Das war also das Schicksal, dem Falco den Tod in Remora vorgezogen hatte.
    Aus dem kühlen Inneren der großen Kirche trat sie benommen in die frühe Morgensonne hinaus. Es war ihr, als ob sie in der Ferne ein leises Harfenspiel hörte.
    Doch dann fingen die Glocken des Doms an zu läuten und die Menge der Anhänger klatschte.
    Der Tag der Stellata hatte begonnen.
    Der Wächter im Palast von Santa Fina war ernstlich besorgt. Der gefangene Junge lag zusammengerollt in einer Ecke. Er hatte seit zwei Tagen nichts zu sich genommen von dem Essen, dass er ihm gebracht hatte.

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