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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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worden war.
    Er ging hinüber zum Bett und hob seinen Sohn heraus, der jetzt so leicht war, dass es ihm keinerlei Mühe machte, und trug ihn ans offene Fenster.
    »Schau mal, Falco«, sagte er, »siehst du die schönen Fahnen?«
    Es kam Cesare vor, als sei er seit Stunden unterwegs. Er wusste, wie weit Santa Fina von der Stadt entfernt war, aber in den umliegenden Wäldern war er noch nie gewesen und er hatte völlig die Orientierung verloren. Die Wälder waren still, der Boden unter ihm war schon weich von trockenem Laub, obwohl es erst August war. An den Büschen hingen die vertrockneten Kätzchen vom Frühjahr und die Bäume wölbten sich wie ein ewiger grüner Tunnel über dem Weg.
    Aber war es der richtige Weg? Durch die Blätter konnte er den Stand der Sonne nicht genau erkennen, aber sie schien direkt über ihm zu stehen. Er hoffte, dass er sich immer noch nach Süden bewegte.
    Cesare konnte nur noch daran denken, dass heute der Tag des Rennens sein musste und dass der Widder keinen Reiter hatte. Müde, hungrig und durstig schritt er weiter, auch wenn er wusste, dass er keinesfalls in der Lage sein würde, zu reiten – ob er nun rechtzeitig in Remora ankam oder nicht.
    Nach dem Segen überredete Paolo Georgia sich auszuruhen, auch wenn sie anfangs zu aufgeregt sein würde, um liegen zu bleiben. Das hier war schließlich ihre einzige Gelegenheit, den großen Tag mit all seiner rituellen Pracht zu erleben, und sie wollte keine Sekunde verpassen. Aber Georgia sah ein, dass es sinnvoll war, kurz in ihre Welt zu reisen, um festzustellen, ob ihre Vorkehrungen in London funktionierten. Und nach einiger Zeit döste sie tatsächlich ein – mit dem geflügelten Pferd, ihrem Reisepass nach Hause, in der Hand.
    Falco erschrak, als sich Georgia plötzlich aufsetzte und nach seiner Hand griff.
    Nicht dass er geschlafen hatte. Es war so schön gewesen, wach zu liegen und sie ungestört im Schein des Mondes, der durch die offenen Vorhänge fiel, anzuse

    hen. Jetzt sah sie ihn an.
    »Klappt etwas nicht?«, flüsterte er. »Was ist los in Remora?« Sie schüttelte den Kopf. »Alles in Ordnung. Ich soll mich vor dem Rennen ausruhen. Alles ist so umwerfend: die Fahnen, die Kostüme, die Pferde. Heute Morgen bin ich im Vorlauf Dritte geworden und dann bin ich zu Arcangelos Segnung gegangen und …«
    Ihr fehlten die Worte. »Aber ich musste kurz zurück und sehen, ob hier alles läuft. Und probieren, ob es noch klappt mit der Stravaganza«, fügte sie leise hinzu. »Hier ist alles bestens«, sagte Falco. »Ich wünschte nur, ich könnte mit dir bei dem Rennen sein.« Georgia drückte seine Hand. »Das ist der schwerste Teil für dich, ich weiß«, sagte sie. »Halte noch ein wenig durch, und wenn ich zurückkomme, erzähle ich dir alles. Aber ich muss wieder weg.«
    Damit legte sie sich zurück und konzentrierte sich auf das Zimmer in Paolos Haus.
    Bald verriet ihr regelmäßiger Atem, dass sie eingeschlafen war, und Falco konnte seine Wache wieder aufnehmen. Es dauerte Stunden, ehe auch er die Augen schloss; im Geiste durchlebte er jeden Augenblick des großen Tages des Rennens, das er nie mehr sehen würde.
    Georgia stand auf den Stufen vor der großen Kirche und sah den Fahnenträgern beim Schwingen der rot-gelben Fahnen zu. Wie alle Mitglieder des Widders stieß sie einen Schrei aus, als die Fahnenträger die Flaggen mit den schweren Stäben paarweise hoch über die Menge warfen und jeweils die Fahnen des Partners auffingen, nachdem sie sich in der Luft gekreuzt hatten.
    »Die alzata «, sagte eine Stimme hinter ihr. Es war Paolo, der sein prächtiges Paradekostüm trug. Als Capitano würde er mit den Fahnenträgern und dem Trommler in dem Widder-Abschnitt mitmarschieren, so wie alle Hauptmänner der Bezirke. Er sprach jetzt mit einem großen, grauhaarigen Mann. Aus den Gesprächen schloss Georgia, dass es sich um den Zunftmeister der Silberschmiede handeln musste.
    Jetzt stellten sie sich alle auf in ihren rot-gelben Samtkostümen mit Brokatumhängen und kunstvollen, federgeschmückten Hüten. Paolo hatte außerdem noch silberne Sporen und ein Schwert. Später würden dann der Festwagen mit dem Bild eines Widders und ein Widder-Bewohner, der Arcangelo führte, zu ihnen sto
    ßen. Auch Georgia musste sich der großen Prozession anschließen. Sie würde ihren Helm tragen und als Ersatz ein Paradepferd reiten; Arcangelo durfte kein Gramm seiner Energie damit verschwenden, dass er sie vor dem Rennen über den Campo trug. Doch

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