Stadt der Sterne strava2
gesagt, dass sie mir immer in Freundschaft verbunden bleibt, aber dass ihr Herz einem anderen gehört. Und dann hat sie gesagt, ich soll Fran
cesca aufsuchen.«
»Und ich bin frei und kann ihn annehmen, Onkel«, sagte Francesca. »Die Hoch
zeit mit dem Bellezzaner ist annulliert worden.«
Herzog Niccolò starrte sie an. All seine Pläne waren zunichte. Immerhin sah er, dass die beiden jungen Menschen sich liebten, und in seinem Kopf fügten sich schon wieder neue Pläne zusammen. Gaetano würde Bellezza also nicht bekom
men, aber er konnte den Titel von Fortezza erben, wenn Niccolòs alter Cousin dort starb, denn der hatte nur Töchter. Und diese Töchter konnten mit Niccolòs andern Söhnen oder Neffen verheiratet werden, damit sie auf keinen Fall irgend
welche Ehemänner ohne Titel bekämen und Gaetanos Erbe bedrohten.
»Nun gut«, sagte er, »ihr habt meinen Segen. Geht und verkündet es im Palast.
Ich bleibe hier bei Falco.«
Im päpstlichen Palast kündigte sich inzwischen bei Arianna Besuch an; sie hatte nicht schlafen können und hatte bereits ihr Tageskleid an, als ein Diener ihre Mutter in ihre Gemächer führte.
»Signora Bellini«, sagte er und zog sich zurück.
»Silvia«, sagte Arianna, als er fort war. Sie hatte nie Mutter zu ihr gesagt, denn der Name war für ihre Tante reserviert, die sie auf einer der Laguneninseln auf
gezogen hatte, während Silvia Bellezza regiert und die Chimici in Zaum gehalten hatte.
»Guten Morgen, meine Liebe«, sagte Silvia und schlug den Schleier zurück.
»Ich muss dir ja wohl nicht sagen, wie gefährlich es ist, hierher zu kommen«, sagte Arianna.
»Keineswegs«, erwiderte Silvia. »Hier hat doch noch nie jemand mein Gesicht gesehen außer dir und deinem Vater.«
»Aber du bist doch wohl letzte Nacht nicht hier geblieben?« Arianna war allein von der Vorstellung entsetzt.
»Die Nacht war ja schon fast vorbei nach all der Feierei. Nein, ich habe im Wid
der gewohnt. Und dort mit deinem jungen Freund gesprochen.«
»Mit welchem?«, sagte Arianna.
»Mit dem, der will, dass du ihn heiratest – der Bellezza besitzen will.«
»Du meinst wohl Gaetano«, sagte Arianna. »Was hast du zu ihm gesagt?«
»Ich habe ihm geraten, dass er es sich gut überlegen soll, ehe er seine alte Liebe zu Gunsten einer neuen wegwirft.«
»Tja, das hat wohl nicht viel genützt«, sagte Arianna. »Auf dem Rückweg in den Palast hat er um mich angehalten.«
Silvia sah sie stumm an. Dann sagte sie: »Das war viel zu früh am Tag, um et
was Ernstes zu sagen. Wie lautete deine Antwort?«
»Ich habe ihm einen Korb gegeben.«
»Mit welcher Begründung?«
»Mit der Begründung, dass ich ihn nicht liebe und glaube, dass auch er eine an
dere liebt – das war doch Grund genug, wie ich fand.«
»Ja, für ein einfaches Mädchen von den Inseln schon«, sagte Silvia. »Aber das bist du nicht mehr. Du weißt, dass deine Wahl von anderen Überlegungen beeinflusst werden sollte.«
Arianna riss die Augen auf. »Du meinst doch wohl nicht, dass ich ihn hätte nehmen sollen? Einen di Chimici? Er würde Herzog von Bellezza werden und seine Familie würde keine Ruhe geben, bis sie mich so weit hätte, dass ich dem Städtebund beitrete. Und damit würde er dann endgültig Herzog werden – nicht als Prinzgemahl, sondern als Herrscher. Bellezza würde seine Unabhängigkeit und seine Traditionen verlieren – alles Dinge, für die du so lange gekämpft hast.«
»Bist du sicher, dass du ihn nicht aus niedrigeren Gründen abgelehnt hast?«, fragte Silvia. »Weil du für einen anderen frei sein willst?«
»Und wenn das so wäre?«, sagte Arianna, verletzt von der Frage ihrer Mutter.
»Du redest dauernd von Pflicht und Verantwortung, aber du hast auch aus Liebe geheiratet. Du kannst mir doch nicht raten, es anders zu machen.«
»Ich rate dir gar nichts«, sagte Silvia. »Nur dass du dir über deine Gründe im Klaren bist.«
Es klopfte und ein Diener ließ Gaetano ein. Er strahlte übers ganze Gesicht und hatte Francesca an der Hand.
»Verzeiht, Euer Gnaden«, sagte er förmlich. »Ich wusste nicht, dass Ihr beschäftigt seid.« Neugierig betrachtete er seine Gesprächspartnerin von der Nacht zuvor.
»Ich glaube vielmehr, Ihr seid in der nächsten Zeit sehr beschäftigt«, sagte Arianna belustigt. Sie streckte Francesca die Hände entgegen. »Und ich glaube, wir zwei kommen jetzt viel besser miteinander aus, wo Ihr keine Bellezzanerin mehr seid.«
»Vater hat uns seinen Segen erteilt«, sagte
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