Stadt der Sterne strava2
Bruder und mich sehr peinlich.«
»Ich bedaure das, Heiligkeit«, sagte Enrico. »Aber was kann ein Mann schon gegen die Macht des Schicksals ausrichten? Ihr müsst mir zustimmen, dass die große Göttin gegen uns war.«
»So einer gottlosen Bemerkung werde ich keinesfalls zustimmen!«, sagte der Papst und wurde zornesrot.
»Nur eine Metapher, Heiligkeit«, beeilte sich Enrico aalglatt zu sagen und machte das Zeichen der Glückshand, das er jedoch als ein Kratzen und Räuspern tarnte.
»Was ich eigentlich sagen wollte«, fuhr der Spion fort, »ist, dass manche Sachen einfach nicht sein sollen – wie das Überleben des jüngsten Prinzen. Ich habe alles getan, um den Sieg im Rennen zu sichern, aber die Remaner sind abergläubisch, und nachdem sie die geflügelte Schönheit gesehen hatten, haben die Reiter einfach die Kontrolle verloren – abgesehen von dem Reiter des Widders.«
»Ich weiß, wer gewonnen hat«, sagte der Papst ärgerlich. »Aber ich muss zugeben, von dem Moment an, als das Pferd in Remora geboren wurde, sprach alles gegen uns. Doch es erhebt sich die Frage, was wir nun, nachdem das Ren
nen gelaufen ist, mit dir machen. Ich schlage vor, dass du meinen Bruder, den Herzog, nach Giglia begleitest, sobald er in der Lage ist, mit dem Leichnam seines Sohnes zu reisen. Ich bin sicher, er findet eine Aufgabe für dich.«
Falco hatte einen Operationstermin bekommen und konnte nicht abwarten es Georgia zu erzählen. Doch als er anrief, merkte er gleich, wie niedergeschlagen sie war.
»Wie meinst du das – weg ?«, fragte er.
»Russell ist bis zum Ende der Ferien in Griechenland und ich glaube, er hat den Talisman mitgenommen – oder endgültig kaputtgemacht. Er hat gesagt, er zahlt es mir heim, und das hat er jetzt gemacht.«
»Das tut mir furchtbar Leid«, sagte Falco. »Meinst du, du könntest es mit der Feder versuchen? Ich gebe sie dir, wenn du willst.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause.
»Nein, ich glaube nicht«, sagte Georgia schließlich. »Ich habe sie nicht für mich mitgebracht. Es würde wahrscheinlich nicht klappen.«
Herzog Niccolò schlief zwölf Stunden und erwachte mit wieder gewonnener Energie. Er rief nach seinem Kammerdiener, der ihn rasieren und sein frisch ergrautes Haar schneiden sollte. Dann nahm er ein kräftigendes Frühstück ein, sehr zur Erleichterung seiner verbliebenen Kinder. Der Herzog hatte sich vorgenommen den Kummer hinter sich zu lassen und sich wieder der Politik zu widmen. An den vergangenen Tag konnte er sich kaum erinnern. Tief im Inneren wusste er, dass die Geschichte von Falcos Tod nicht ganz so war, wie er sie klingen ließ. Irgendetwas an Falcos Ausscheiden aus der Welt war unheimlich gewesen und es hatte mit den Stravaganti zu tun, auch wenn Niccolò nicht mehr wusste, was er in Rodolfos Spiegeln gesehen hatte. Wilder denn je war er entschlossen den Stravaganti nachzustellen.
Dazu ließ er alle seine Söhne zu einem Familienrat zusammenkommen. Als Erster traf Gaetano ein und die Neuigkeiten, die er seinem Vater übermittelte, waren nicht willkommen.
»Fort? Die Bellezzaner sind fort?«, sagte Niccolò ungläubig. »Ohne auch nur den Anschein der Höflichkeit zu wahren oder die Beisetzung meines Sohnes abzuwarten?«
»Die Duchessa bestand darauf, dir ihr tiefstes Bedauern auszudrücken, Vater«, sagte Gaetano. »Aber wir wollten dich nicht wecken, nachdem du das erste Mal seit Tagen richtig schliefst. Gestern war jedoch der vorgesehene Tag ihrer Abreise und sie machte sich Sorgen, weil sie die Angelegenheiten ihrer Stadt so lange vernachlässigt hatte. Bellezza musste zwei Wochen lang ohne den Regenten und ohne sie auskommen und du weißt ja, wie gefährdet ein Herzogtum sein kann, wenn sein Herrscher abwesend ist.«
»Ich selbst bin mehr als doppelt so lange von Giglia fort gewesen«, sagte der Herzog verächtlich.
»Aber niemand würde es wagen, etwas gegen dich zu unternehmen, Vater. Die Duchessa hat ihren Titel hingegen erst seit einem Jahr; das muss sie doch verunsichern.«
»Es wird Zeit, dass wir alle in unsere eigenen Städte zurückkehren«, sagte Niccolò. »Wichtige Dinge müssen geplant werden: eine Beisetzung, Hochzeiten und ein genereller Feldzug gegen alle Stravaganti.«
»Warum?«, fragte Gaetano und nahm dafür all seinen Mut zusammen. »Weil wir Falco verloren haben? Das hat doch kaum etwas mit den Stravaganti zu tun.«
Niccolò sah ihn verständnislos an.
»Bitte, Vater«, sagte er sanft. »Falco hat
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