Stadt der Sterne strava2
Ewigkeit gebraucht, um einzuschlafen, so aufgeregt waren wir.«
Hinter ihr trat ein schlanker Junge mit schwarzen Locken ins Licht, der die weiten, fremdartigen Kleider der anderen Welt trug. Cesare erkannte ihn nicht, bis Falco seinen Namen sagte.
Und dann machte der Remaner das Zeichen der Glückshand. Denn das war ja tatsächlich Falco – ein älterer, größerer Falco, der ganz ohne Stöcke ging! Die andere Welt hatte Wunder an ihm vollbracht!
»Ich bin wieder da«, sagte Falco. »Erzähl mal, was im letzten Jahr alles los war.«
»Im letzten Jahr?«, sagte Cesare. »Es ist erst einen Monat her, dass ihr gegangen seid. Ich kann gar nicht glauben, wie du dich verändert hast. Und dass du ausgerechnet heute zurückkommst!«
»Warum?«, fragte Georgia. »Gibt es heute was Besonderes?«
»Es gibt eine besondere Stellata«, erklärte Cesare. »Und ich reite Arcangelo für den Widder. Sie wird Falco zu Ehren veranstaltet!«
»Ist ja toll!«, sagte Falco.
»Wir kommen und schauen dir zu«, sagte Georgia, »aber wir brauchen Kleider.«
Cesare rannte ins Haus, um Paolo und Teresa die Neuigkeiten zu überbringen.
Zu Ehren des toten Falco war der Festwagen der Jungfrau schwarz und in den Bezirksfarben Violett und Grün geschmückt. Er wurde von Rappen mit silbernem Zaumzeug und schwarzen Federn gezogen. Darauf stand ein leerer Sarg mit dem Wappen der giglianischen Chimici – der Lilie und dem Duftflacon – und Falcos Porträt, das von einem giglianischen Meister gemalt worden war. Einige Musiker saßen auf dem Wagen und spielten eine Trauerweise.
Die Fahnenträger hatten schwarze Bänder an die Spitzen ihrer Fahnenstangen gebunden und alle, die am Umzug der Jungfrau teilnahmen, trugen unter ihren violetten und grünen Schärpen Schwarz. Auf jeder Tribüne, an der sie vorbeikamen, nahmen die Zuschauer die Hüte ab und machten das Glückszeichen. Weinen war zu hören, sogar aus der Waage; die Geschichte war so traurig, selbst wenn sie einem Feind geschehen war.
Georgia saß mit Teresa und den Kindern auf der Tribüne des Widders. Sie trug ein rotes Kleid von Teresa und eine rot-gelbe Schärpe des Bezirks. Das Kleid, aber auch ihre Haare, zogen bewundernde Blicke auf sich und sie kam sich ganz anders vor als der junge Reiter, der beim letzten Mal das Rennen gewonnen hatte. Es war schwierig für Georgia, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie nicht mal lange genug fort gewesen war, um vermisst zu werden. Eine Woche lang hatten die Montalbani sie sowieso in Frankreich vermutet, auch wenn sie sich danach etwas gewundert hatten, dass sie noch nicht wieder aufgetaucht war.
Aber Sorgen gemacht hatten sie sich noch nicht.
Georgia ließ den Blick über die Menge gleiten und suchte nach Falco. Er war länger im Widder geblieben als sie. Zusammen hatten sie alle Pferde besucht und waren auch bei Merla gewesen, von der sich Falco einfach nicht trennen konnte.
Georgia nahm an, dass er es nicht riskieren würde, auf der Tribüne der Jungfrau zu sitzen oder sich bei den Zwillingen hineinzudrängen. Er war ja vielleicht ein Jahr älter und größer geworden, aber man konnte immer noch Falco in ihm erkennen. Hoffentlich war er in Sicherheit.
Der Umzug kam zum Stehen und die Glocke hörte auf und immer noch war nichts von Falco zu sehen. Georgia beschloss sich keine Gedanken mehr um ihn zu machen, sondern sich auf das Rennen zu freuen. Die zwölf Pferde betraten den Campo und bald schon entdeckte sie Cesare auf dem großen Braunen. Er sah elegant und zuversichtlich aus. Dem Siegerpferd der vergangenen Stellata wurde immer Ehrfurcht erwiesen und es war nicht so wichtig, ob ein anderer Reiter darauf saß.
Die Peitschen wurden ausgegeben und die Pferde bewegten sich an die Startlinie.
Herzog Niccolò selbst zog die Kugeln der Bezirke aus dem Beutel und die Reihenfolge wurde festgelegt. Es gab das übliche Gedränge und Geschubse und die Zuschauer beobachteten die Startlinie.
Dann, gerade als Rincorsa (diesmal für den Wassermann) sich in Position brachte, segelte das geflügelte Pferd durch die Luft. Es vollführte eine elegante Landung aus vollem Galopp, faltete die schwarzen Schwingen zusammen und gesellte sich als dreizehntes Pferd zu den anderen.
Die Menge tobte; wer war dieser Reiter in seinem fremdartigen Kostüm? Er trug keine bestimmten Farben eines Bezirks, sondern hatte die Tücher aller zwölf Bezirke an die Kleidung eines ganz normalen Stallburschen geknotet. Er trug keinen Helm und seine schwarzen Locken
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