Stadt der Sterne strava2
Kriegsführung zu kommen. Damals war es ihm so viel unheimlicher vorgekommen als jetzt, wo der ernste junge Prinz nach einer Heilung für seinen Bruder suchte.
»Ich kann nicht über Rodolfos Geheimnisse reden«, sagte Lucien. »Das könnt Ihr nicht von mir erwarten. Aber er ist einer der klügsten und mächtigsten Männer, die ich kenne, und in ein paar Wochen kommt er hierher. Ich bin sicher, Ihr wisst, dass die Duchessa zur Stellata eingeladen wurde – sie und ihr Stellvertreter, der Regent, reisen also demnächst an. Mein Ziehvater und ich sind von Bellezza hergekommen, um den Bezirk des Widders aufzusuchen. Wir wollen sicherstellen, dass sie hier nicht in Gefahr sind. Ihr werdet mir vergeben, dass ich Euch daran erinnere, dass die Mutter der Duchessa in ihrer eigenen Stadt einem Anschlag zum Opfer fiel, daher müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn sie einen Ort besucht, der von ihren… ihren Gegnern beherrscht wird.«
Gaetano schluckte, aber er hielt sich zurück. »Ich bin überzeugt, dass Ihre Gnaden hier so sicher sein wird wie sonst irgendwo in Talia«, sagte er abweisend.
»Und wir sind nicht ihre Gegner. Über den Mord an ihrer Mutter wissen wir nichts und wir sind darüber genauso entsetzt wie der Rest des Landes. Mein Vater hat sogar vor mich zu ihr zu schicken, damit ich sie hierher begleite, und ich kann Euch versichern, dass ich ihrer Sicherheit und ihrem Wohlergehen alle Aufmerksamkeit widmen werde.«
Das war nun wieder neu für Lucien und er war sich gar nicht sicher, ob es ihm gefiel. Er glaubte Gaetano, dass er nichts über den Anschlag wusste, aber er fragte sich, wie dieser hässliche, wenn auch liebenswürdige junge Mann wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, dass die alte Duchessa überhaupt nicht getötet worden war, sondern höchst vergnüglich in Padavia lebte und von dort aus ein wachsames Auge auf ihre Tochter hatte. Aber er sagte nur: »Dann werdet Ihr meinem Meister ja selbst begegnen und könntet persönlich mit ihm über Euren Bruder reden.«
Gaetano war nicht so leicht abzuspeisen. Er sah Georgia an. »Und was ist mit dir? Wenn du das bist, was du behauptet hast, und nicht nur damit prahlst, dann kannst du mir vielleicht etwas erzählen?«
Im Innenhof eines bequem ausgestatteten Hauses am Rande von Padavia saß eine auffallend schöne Frau mittleren Alters. Ihr grünes Satinkleid war ganz nach der bellezzanischen Mode geschnitten und ihr Haar war kunstvoll frisiert. Sie spielte abwesend mit der Rubinkette um ihren Hals und sah mehrfach zur Tür hinüber, als erwarte sie Besuch.
Ein großer rothaariger Diener brachte eine andere Frau in den begrünten Innenhof. Sie war etwas älter als die erste und viel rundlicher, doch auch sie wirkte begütert. Die beiden Frauen umarmten sich wie alte Freundinnen, obwohl sie sich erst wenig mehr als ein Jahr kannten.
»Silvia!«, rief die Besucherin aus. »Du siehst so schön und jung wie eh und je aus.«
Die mit Silvia Angesprochene lachte. »Das war schon immer meine Spezialität, wie du dich wohl erinnerst. Hier muss ich mich allerdings selbst darum kümmern.
Guido, sag Susanna, dass sie uns die Erfrischungen hier herausbringt.«
Sie saßen an einem Steintisch unter einer rankenden Glyzinie. Der blumengefüllte Innenhof war still und wirkte fast wie ein Klostergarten. Beide Frauen bemerkten es. Sie hatten gefährliche und aufregende Tage in Bellezza durchlebt und nun war Silvia in Sicherheit. Doch war sie eine Überlebende oder eine Frau im Exil?
Ihre Besucherin sprach den Gedanken aus.
»Wird dir hier denn nicht langweilig?«
»Ich weiß nicht, was du meinst, Leonora«, sagte Silvia spöttisch. »Ich habe doch meine Stickereien und meine Wohltätigkeitsarbeit und die Aufsicht über meinen Gemüsegarten. Ich denke sogar daran, eine Olivenfarm zu erwerben – hat Rodolfo dir das nicht erzählt? Ich bin immer beschäftigt.«
Ihrer Freundin blieb eine Erwiderung erspart, weil die Zofe Susanna ein Tablett mit gekühlter Limonade und Gebäck brachte. Der Diener, Guido, folgte und blieb in der Nähe des Eingangs stehen. Es war unübersehbar, dass er die Seite seiner Herrin nie für längere Zeit verließ.
Den beiden Frauen machte es nichts aus, vor ihren Bediensteten zu plaudern.
Susanna hatte ihrer Herrin viele Jahre gedient, und was Guido anging – nun, er war auf Umwegen zu ihrem ergebenen Sklaven geworden. Er würde es seiner Herrin nie vergessen, dass sie Geld zur Verfügung gestellt hatte, damit er sich um seinen kranken
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