Stadt der Sterne strava2
noch nicht genau, um was für ein Geheimnis es sich handelte, nur dass die Antwort in Santa Fina zu finden war und dass er sie bald herausfinden würde.
Die Wasser-Bezirke hatten noch nicht von dem Gerücht erfahren, doch das war nur eine Frage der Zeit. Irgendjemand aus den Zwillingen oder der Jungfrau würde die Kunde einem der drei Wasser-Bezirke zukommen lassen, vorzugsweise den Fischen, allein schon wegen der Gegnerschaft zu Bellezza. Das diesjährige Rennen würde also für den Widder besonders schwierig werden, da drei Viertel der Stadt aus dem einen oder anderen Grund Komplotte gegen seinen Reiter zu schmieden begann.
Cesare, der darauf wartete, als der diesjährige Reiter für den Widder nominiert zu werden, wusste von all den herannahenden Gefahren noch nichts. Falcos Ankündigung hatte ihn so umgeworfen, dass er gar nicht an seine eigene Zukunft dachte.
Lucien kämpfte mit seinen eigenen Gefühlen. Er wusste, dass Falco nicht verstand, was er da sagte, dass er keinen Begriff von den Gefahren einer Stravaganza hatte. Selbst wenn die Ärzte aus seiner alten Welt ihn heilen konnten, reichte dazu nicht ein einziger Besuch aus. Falcos Plan würde also nicht funktionieren, es sei denn, er gab sein Leben in Talia freiwillig auf.
Alle sahen Lucien an und warteten auf seine Reaktion. Er warf Georgia einen raschen Blick zu; sie konnte es vielleicht besser verstehen als die anderen, aber sie war ja auch noch eine ganz neue Stravagante.
Falco versetzte ihn jedoch in Staunen. Er wandte sich nämlich an seinen Bruder und sagte: »Gaetano, es gibt nur eine Möglichkeit, das zu bewerkstelligen. Es fällt sehr schwer, schwerer als sterben, aber ich entscheide mich dafür. Ich werde in die Welt der Zukunft reisen und dort weiterleben.«
Sein älterer Bruder schlang heftig die Arme um ihn und die anderen sahen, dass er Tränen in den Augen hatte. »Nein«, sagte er, »das lasse ich nicht zu. Du kannst uns nicht verlassen. Wie könntest du ohne die Familie leben? Ohne mich?«
Falcos Stimme klang gebrochen. »Lieber würde ich mein ganzes Leben anderswo verbringen, auch wenn es ohne dich wäre, mein Bruder, als für den Rest meiner Tage nur als halber Mensch dahinzusiechen.«
Dann wandte er sich wieder an Lucien und Georgia. »Ich habe gewählt«, sagte er. »Was muss ich jetzt machen?«
Kapitel 11
Der Klang der Trommeln
Für Georgia verging fast der ganze Montag wie im Traumzustand. Sie hatte einen Punkt erreicht, wo ihr das normale tägliche Leben unwirklich vorzukommen begann, und in Gedanken war sie immer in Remora.
Nach Falcos Ankündigung in der Kutsche und Gaetanos anhaltender Ablehnung dieses Plans hatte Lucien ihnen etwas Luft verschafft, indem er verkündete, sie müssten alle noch ein wenig darüber nachdenken. Georgia war erleichtert gewesen, denn sie war völlig verwirrt und die Atmosphäre war äußerst angespannt gewesen. Die Kutsche hatte angehalten und sie an einem Ort namens Belle Vigne aussteigen lassen. Am Fuß eines wiesenbedeckten Hügels lag ein Dörfchen. Laut Gaetano lagen oben auf der Spitze die Reste einer rasennischen Siedlung. Nach einiger Zeit kam Georgia dahinter, dass »rasennisch« etruskisch heißen musste, und sie hätte sich die Siedlung zu gerne angesehen, doch selbst dieser sanfte Anstieg war zu steil für Falco. Die jungen Leute hatten sich im Gras niedergelassen und versucht von anderen Dingen zu sprechen. »Wie ist es in Bellezza?«, wollte Gaetano von Lucien wissen. »Ich muss demnächst hinfahren und die junge Duchessa abholen.«
»Es ist die schönste Stadt der Welt«, sagte Lucien schlicht.
»Ah, aber dann warst du wohl noch nicht in Giglia, nicht wahr?«, sagte Gaetano.
Falco nickte und Cesare setzte hinzu: »Und was ist mit meiner Stadt? Es gibt doch bestimmt nichts Schöneres als Remora?«
»Wir alle müssen doch unsere eigenen Städte allen anderen vorziehen«, sagte Lucien diplomatisch und Georgia versuchte sich London unter diesem Aspekt vorzustellen. »Bellezza ist ganz silbern und schwebt über dem Wasser«, fuhr Lucien fort. »Kleine Kanäle durchziehen die Stadt kreuz und quer – sie ist eigentlich eine Ansammlung von über hundert kleinen Inseln. Und die Bellezzaner lieben das Leben – ständig haben sie einen Vorwand, um zu feiern. Und sie lieben auch ihre Duchessa. Sie waren verzweifelt, als die letzte starb.«
Er hielt inne, denn dieses Thema war in der Gegenwart von zwei Chimici zu heikel.
»Wie ist denn die neue Duchessa?«, wollte Falco wissen
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