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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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schließlich echt.«
    »Hören Sie«, brummte der Hauptmann. »Wir haben viel mehr getan, als nur Kampfhandlungen zu planen und auszuarbeiten. Wir waren auch für die Propaganda, die die Zivilisten einschloß, verantwortlich. Ich sagte doch, ›ich verstehe, was Sie meinen‹.«
    Jon starrte ihn erstaunt an. »Sie sind nicht der Ansicht, daß militärische Disziplin eine gute Erfahrung ist?«
    »Eine Erfahrung ist das, wozu Sie sie machen. Sehr tiefgründig, eh? Jungs zu Männern machen? Sehen Sie sich doch die Burschen an, die was für die Armee übrig haben, ja dort sogar etwas leisten. Burschen, die die Unberechenbarkeit ihrer Eltern so hassen, daß sie die Liebe aufgeben, um einen Vater zu bekommen, der seine Befehle nach genauer Dienstvorschrift verteilt, und die diese Befehle befolgen, selbst, wenn sie sie in den sicheren Tod führen. Sie täten besser daran, mit ihrem leiblichen Vater zurechtzukommen, als sich Ersatzeltern in der Armee anzuvertrauen.«
    Trotz seiner Betrunkenheit war der Mann absolut logisch. Also fuhr Jon fort. »Aber bietet einem die Armee nicht einen verhältnismäßig rigorosen Mikrokosmos, in dem man bestimmte Probleme – der Ehre und Moral beispielsweise – zumindest für sich selbst lösen kann?«
    »Oh natürlich«, knurrte der Offizier jetzt. »Ein absolut sicherer Mikrokosmos, völlig unwirklich, frei von Frauen und Kindern, wo Gott der General und der Teufel der Tod ist und wo man nicht mehr zurück kann – eine Entschuldigung, alles mit größter Ernsthaftigkeit zu tun. Er war dazu bestimmt, die destruktivsten und unlogischsten Handlungen so kontrolliert und unabhängig vom Zufall wie nur möglich erscheinen zu lassen. Bis die psycho-wirtschaftliche Lage Toromons einen Punkt erreichte, der einen Krieg unvermeidbar machte, mußten wir einen Platz für all die geistig Angeknacksten gefunden haben, deren seelische Stabilität eben gerade durch diese psycho-wirtschaftliche Situation gelitten hatte. Dieser Platz war die Armee. Unsere Aufgabe war es, euch anderen zu überzeugen, daß die Armee ruhmreich ist und gut für den einzelnen und die Allgemeinheit. Aber aus Jungs Männer machen? Disziplin, die nicht erst einmal Selbstdisziplin ist, nutzt überhaupt nichts. Ihre Hände …«
    Jon blickte auf sie hinunter. Sie lagen mit dem Rücken nach unten. Die Schwielen, die er sich in der Mine geholt hatte, waren durch die Übungen an Reck und Barren zurückgekehrt.
    »… können bestimmt etwas leisten. Ihre Worte verraten Intelligenz, also ist anzunehmen, daß Sie das, was Sie machen, auch gut machen. Das zu tun, was Ihnen diese Schwielen verursachte, dazu brauchen Sie zweifellos Disziplin. Ich kenne Ihren Beruf nicht, aber ich weiß, daß mehr Disziplin dazu gehört, diese Hände zu dem zu bringen, was sie geleistet haben, als ein Dutzend Männer besitzen, die nur in ihren Träumen töten. Wir mußten unsere ganze Anstrengung in unsere Lügen legen, um Sie glauben zu machen, daß die Armee Ihnen Hände wie diese geben könnte. Wir hatten es so sorgfältig geplant! Die Romane, Geschichten, Artikel, sie alle bejahten überzeugend die Fragen, die Sie gerade stellten. Und das Psychokorps brauchte sie nicht einmal selbst zu schreiben!
    Wir hatten unsere Propagandakampagne bereits gestartet und den Grundstein gelegt, daß alle zweifelnden und unsicheren Intellektuellen nun in unserem Sinne weitermachen konnten. Und sie taten es. Sie waren von der Realität des Krieges überzeugt und bejahten ihn, obgleich sie allein in der Lage gewesen wären, durch ihre Zweifel seine Unechtheit herauszufinden. Die Jungs zu Männern machen? Sehen Sie sich sie doch an! Schauen Sie sich um!« Er machte eine weitausholende Geste, die alle Soldaten in der Kneipe einschloß.
    Einer schlief mit dem Kopf auf dem Tisch in einer Ecke. Zwei hatten eine lautstarke Auseinandersetzung an der Tür. Ein vierter sah ihnen erwartungsvoll zu, in der Hoffnung auf eine tätliche Auseinandersetzung. Ein fünfter lachte hysterisch über etwas, das seine brünette Begleiterin ihm erzählte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, hielt seinen Bauch und kippte rückwärts um.
    Der Psychologe wankte ein wenig auf seinem Barhocker und drehte sich wieder um. »Oder sehen Sie bloß mich an!« Er starrte in seinen Krug. »Schauen Sie mich an!«
    »Sie glauben also, daß das Ganze ohne wirkliche Befreiung sinnlos war?« fragte Jon. Seine Gedanken wanderten zu Tel, der jetzt tot war. »Es war also sinnlos für sie alle?«
    Der Offizier

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