Stadt der Toten
makellosen Formen zu bewundern. Er griff hinab und spielte mit dem Penis, indem er ihn gegen den Spiegel schüttelte. Trotz des schlaffen Zustands war er wohlproportioniert. Vielleicht würde er ihn später ausprobieren, um zu erforschen, was am Geschlechtsakt so besonders war, dass er den Menschen so wichtig schien.
Nach wie vor nackt durchsuchte er die Wohnung und stellte fest, dass tatsächlich keine Menschen anwesend waren. Leicht enttäuscht vom Fehlen jeglicher Beute ging er zur Tür. Mit beiden Händen griff er nach dem Brett darüber, dann hielt er inne. Sein Körper war in perfektem Zustand. Es schien widersinnig, ihn schon so früh zu beschädigen. Statt das Brett mit bloÃen Händen herunterzureiÃen, suchte er nach einem Hammer. Nachdem er einen gefunden hatte, entfernte er die Nägel und stapfte zur Tür hinaus.
Die Treppe war mit abgetrennten Körperteilen übersätâ gerinnenden Eingeweiden und willkürlich verstreuten GliedmaÃen. Er schritt durch das Schlachtfeld und rutschte beinahe in einer Pfütze halb getrockneten Blutes aus. Hinter ihm blieben rote FuÃabdrücke zurück.
In der Nähe des unteren Treppenendes richtete ein abgetrennter Kopf die Augen auf ihn. Die trockene, schwarze Zunge glitt aus dem dreckverkrusteten Mund wie ein Stück Leber und zuckte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ob bückte sich und hob den Kopf auf.
» Ach, armer Yorick. Ich kannte dich⦠«
Die Lippen des Kopfes bewegten sich zwar, aber es drang kein Laut über sie.
» Versuch nicht zu sprechen, Bruder. Deinem Körper fehlt es an den notwendigen Utensilien. Ich erlöse dich, damit du es erneut versuchen kannst. «
Die Augen blinzelten, dann formten die Lippen einen stummen Dank.
» Geh und such dir einen anderen Körper. «
Damit rammte Ob den Kopf gegen die Wand, dass der Verputz bröckelte. Er schlug ein zweites Mal zu. Der Schädel spaltete sich, und Gehirnmasse trat aus. Die Lippen hörten auf, sich zu bewegen.
Die Türen der Eingangshalle waren mit Ketten verschlossen. Damit hatte er gerechnet, da er es in der Erinnerung seines Wirts gesehen hatte. Also griff er sich den Feuerlöscher von der Wand, schlug die Fensterscheiben ein und säuberte den Rahmen von Glasscherben, damit er seine neue Gestalt nicht beschädigte. Dann kletterte er hinaus in die Nacht.
Die Stadt war lebendig von Totenâ es wimmelte nur so von ihnen. Sie glichen Ameisen, die durch die StraÃen, Gassen und Gebäude wuselten. New York City hatte einst eine Bevölkerung von über acht Millionen Menschen beherbergt. Nun war die Stadt der bevölkerungsreichste Friedhof der Welt. Zombies winkten von Balkonen und Feuertreppen und hupten einander zu, während sie in Autos und Taxis aneinander vorüberfuhren. Menschen, Ratten, Tauben, Katzen, Hundeâ die Untoten repräsentierten jede Lebensform, die in New York gehaust hatte. Die Luft war erfüllt vom Gestank der verwesenden Leichen und den Schreien der Wenigen, die noch lebten. Verrottender Müll übersäte die StraÃenâ der Unrat der früheren Zivilisation vermengt mit Gedärmen und Leichenteilen. Ein Graffiti, das sowohl aus der Zeit vor der Ankunft der Siqqusim als auch aus jener danach stammte, zierte ein Gebäude vor ihm: JESUS IST UNSER RETTER und WEST SIDE BOYZ neben ICH SUCHE NACH MEINER FRAU â DAWN WILLIAMS â ICH BIN IN UNSERER WOHNUNG und der Antwort der Untoten, die lautete: WIR HABEN DEINE FRAU , FLEISCH !
Auf der StraÃe waren vierzehn Menschen mit gespreizten GliedmaÃen auf die Motorhauben von Autos gefesselt worden. Eine Schar von Zombies schälte ihnen mit Rasierklingen, Stanley- und Fleischermessern langsam die Haut von den Leibern. Ein weiterer Mensch hing von einem Laternenpfahl und wurde als lebende Piñata verwendet, indem die Zombies mit nagelbewehrten Knüppeln auf ihn eindroschen, bis der Körper aufbrach und blutige Köstlichkeiten auf sie herabregneten. Andere Zombies beteiligten sich an profaneren Tätigkeiten wie dem Erkunden von Gebäuden, dem Fahren von Autos und dem Herumlungern auf Veranden. Einige zogen die Fenster eines heruntergekommenen Sandsteinbaus für Zielübungen heran, und ihr Jubel übertönte den Lärm der Feuerwaffen. Eine weitere Gruppe spielte auf der StraÃe FuÃball, wobei ein abgetrennter menschlicher Fuà als Ersatz für den Lederball diente. Andere
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