Stadt der Vampire
einen kleinen, metallisch glänzenden Gegenstand hinauf. Es war die Kugel irgendeiner Waffe!
»Sieht ganz so aus«, meinte Justus nachdenklich, »als wäre Zelea keines natürlichen Todes gestorben!«
Spurensuche
»Dann ist es …«, ächzend zog Peter zusammen mit Bob Justus aus der Grube, »… doch genau so, wie ich … das vorher gemeint habe. Zelea wurde … umgebracht, und zwar vor genau hundert Jahren!«
Justus stand mittlerweile wieder neben dem Grab und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Kugel.
»Und jetzt«, fuhr Peter fort, »ist er dank seines Vampirbluts aus seinem Grab hervorgekrochen und rächt sich nun an jedem einzelnen Bewohner von Yonderwood, weil ihn damals alle im Stich gelassen haben oder das ganze Dorf den Mörder gedeckt hat – oder so.«
Justus warf Peter unbemerkt von Pfarrer Clark, der gerade ängstlich in die Grube hinabsah, einen ernsten Blick zu. »Wir reden nachher drüber! Okay?«, sagte er streng.
Peter hob erstaunt die Augenbrauen, und auch Bob schaute den Ersten Detektiv irritiert an. Aus irgendeinem Grund wollte Justus die Sache im Augenblick nicht weiter diskutieren.
»Los, Kollegen!« Justus beugte sich zu der Grabplatte hinab. »Rücken wir dieses Monstrum wieder hin, und dann sehen wir uns mal die Kirche an.«
Peter und Bob packten mit an. Als die mächtige Platte wieder an Ort und Stelle lag, lächelte Justus Pfarrer Clark freundlich an und meinte: »Sie müssen uns nun aber wirklich nicht mehr weiter begleiten, Hochwürden. Wenn Sie sich nach diesen aufwühlenden Entdeckungen ein wenig ausruhen wollen, haben wir dafür vollstes Verständnis. Ich bin mir sicher, wir finden uns in der Kirche alleine zurecht.«
Pfarrer Clark nickte müde. »Das wäre mir durchaus lieb«, sagte er erschöpft. »Ich muss meine Brüder und Schwestern über diesen unfassbaren Fund informieren. Denn jetzt ist es gewiss: Wir haben gesündigt und werden dafür bestraft. Und dann werde ich für uns beten. Wenn ihr mich also entbehren könntet, wäre ich euch sehr dankbar.«
»Natürlich«, erwiderte Justus zögerlich. Er hätte die Informationen gerne zurückgehalten, konnte es aber dem Pfarrer nicht verbieten, sie weiterzugeben. »Und wenn wir Sie noch brauchen sollten, wissen wir ja, wo wir Sie finden.«
»Ja … ja, also«, murmelte der Geistliche. »Gott schütze euch, meine jungen Freunde, Gott schütze uns alle!« Dann schlich er mit hängenden Schultern davon.
Peter wartete, bis der Pfarrer außer Hörweite war, und fragte dann ungeduldig: »Was ist denn jetzt eigentlich los, Just? Gibt es irgendetwas, das du uns sagen willst, oder was sollte dieses«, Peter schaute besonders grimmig drein, als er Justus’ Satz mit tiefer Stimme wiederholte, »›Wir reden nachher drüber! Okay?‹«
Justus wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß noch nicht so genau, ob es wirklich etwas Wichtiges gibt. Dazu müsste ich erst in der Zentrale einiges überprüfen. Aber ich hielt es für besser, davon nicht zu sprechen, solange irgendjemand aus Yonderwood in unserer Nähe ist – auch nicht Pfarrer Clark.«
»Und was ist es jetzt?«, wollte Bob wissen.
»Sag ich euch, wenn wir in der Zentrale waren«, erwiderte Justus, »ich möchte mir erst sicher sein.«
Peter stöhnte entnervt auf: »War ja klar! Das ist jetzt mal wieder die Ich-lass-euch-zappeln-weil-ich-der-geniale-Oberhäuptling-bin-Tour!«
Justus hatte manchmal die Angewohnheit, seine Freunde länger als nötig auf die Folter zu spannen, wenn er irgendetwas wusste, was sie noch nicht begriffen hatten. Und Peter war der Meinung, dass er diese Marotte gerade jetzt wieder einmal auslebte. Aber dem war nicht so.
»Nein, ist es nicht«, lachte Justus. »Ich weiß es wirklich noch nicht.« Und augenzwinkernd fügte er hinzu: »Obwohl ich tatsächlich der geniale Oberhäuptling bin!«
»Du bist der –«, brauste Peter auf.
»Und jetzt sehen wir uns alle die Kirche an!«, fiel ihm Justus mit süßlicher Stimme ins Wort. Dann lief der Erste Detektiv lachend voraus in Richtung Kirchenportal.
In der Kirche war es kalt und ziemlich düster, denn die wenigen Spitzbogenfenster waren sehr schmal und lagen in relativ großer Höhe. Nur wenig Licht drang daher in das Gotteshaus. Außerdem roch es penetrant nach Weihrauch und verloschenen Kerzen.
Die Dorfkirche von Yonderwood war auch nicht besonders groß. Links und rechts des Mittelganges erstreckten sich etwa fünfzehn Bankreihen bis vor zum Altarraum. An dessen linker Wand führte eine
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