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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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sah in die Richtung, in die Matt gegangen war.
    Sie klopfte mit der Hand auf die Decke. „Setz dich.“
    „Ich würde lieber tanzen. Hättest du Lust auf eine kesse Sohle mit einem alten Mann wie mir?“
    Liebevoll lächelte sie ihn an und stand auf. „Aber mit Vergnügen.“
    Er führte sie zur provisorischen Tanzfläche vor der Band und breitete die Arme aus. Sie nahm seine Hand, und sie bewegten sich zur Musik im Cajun Twostepp. „Ich habe auf eine Möglichkeit gewartet, allein mit dir zu reden. Matt ist dir ja nicht von der Seite gewichen.“
    „Er ist ein toller Mann geworden, du musst stolz auf ihn sein.“ Avery merkte, wie er traurig den Blick abwandte, und sie spürte, dass er an seinen anderen Sohn dachte. „Hunter fängt sich schon wieder, da bin ich sicher“, versuchte sie ihn zu trösten.
    „Danke, Avery. Das ist lieb von dir.“
    Der Rhythmus änderte sich, und Buddy passte sich mühelos an. Für einen so großen Mann war er leichtfüßig und graziös, und das sagte sie ihm.
    „Als ich mich um Lilah bemühte, stellte sie eine klare Bedingung. Wenn das etwas werden sollte mit uns, musste ich tanzen lernen. Also habe ich es gelernt. War nicht leicht, das kann ich dir sagen“, kicherte er. „Eigentlich habe ich nämlich zwei linke Füße.“
    Sie lächelte. „Wo ist Lilah heute Abend? Ich habe weder sie noch Cherry gesehen.“
    „Lilah ist zu Hause, sie leidet unter dem Wetter. Und Cherry ist freiwillig bei ihr geblieben.“
    „Tut mir Leid, dass sie sich nicht wohl fühlt.“
    „Zu dieser Jahreszeit leidet sie schrecklich unter ihren Allergien.“
    „Kann ich etwas tun?“
    „Besuch sie.“ Er lächelte sie an, ein Muster an väterlicher Zuneigung. „Ich freue mich so, dass du wieder zu Hause bist, Avery.“
    Sie küsste ihn auf die Wange. „Ich freue mich auch, Buddy. Mir war nicht klar, wie sehr ich diesen Ort und seine Menschen vermisst habe.“
    „Es ist ein guter Ort mit guten Menschen.“
    Jeder, dessen Verhalten nicht mit dem übereinstimmte, was man als gut, moralisch und nachbarschaftlich ansah, wurde aufs Korn genommen.
    „Was ist los?“ wollte er wissen, da ihr Lächeln schwand.
    „Buddy, darf ich dich etwas fragen?“
    „Aber sicher, kleines Mädchen.“
    „Hast du je von einer Gruppe namens Die Sieben gehört?“
    Er stolperte fast und zog die Stirn in Falten. „Als du dich nach ihr erkundigt hast, habe ich schon befürchtet, dass du irgendwann diese Frage stellst.“
    „Nach wem?“ „Gwen Lancaster.“ „Du kennst sie?“
    „Ich weiß nur von ihr“, korrigierte er sie. „Sie geht durch Cypress Springs und verbreitet Lügen und Gerüchte.“ „Dann hat es Die Sieben nie gegeben?“
    „Es hat sie schon gegeben, aber nicht in der von ihr dargestellten Art. Wenn man ihr Glauben schenkt, war die Gruppe eine Bande hasserfüllter Mörder.“
    Er atmete tief durch und fuhr fort: „Sie nannten sich: ,Sieben Bürger in Sorge’. Die Gruppe versuchte, die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen, unter denen die Stadt plötzlich litt. Sie wollten Kriminalität verhindern. Dazu organisierten sie eine Aufklärungskampagne über Drogen und Alkohol an den Schulen und eine, die sich ,geplante Elternschaft’ nannte. Sie arrangierten Beratungen für Familien in Krisensituationen, und sie begannen eine Kampagne, um die Leute wieder in die Kirche zu bekommen.“
    Avery erinnerte sich, dass sie in der zehnten Klasse plötzlich Sexualkundeunterricht bekommen und Aufklärungsfilme über Drogen und Alkoholmissbrauch gesehen hatten. Themen, die vorher in der Schule nicht behandelt worden waren.
    „Das waren keine profilierungssüchtigen Leute, die Ruhm und Anerkennung suchten, sondern schlichte Bürger, die sich für das Gemeinwohl verantwortlich fühlten. Lilah gehörte dazu und ebenso Pastor Dastugue.“
    „Ich komme mir idiotisch vor. Das wusste ich alles nicht.“
    „Ich wünschte, sie hätten stärker in der Öffentlichkeit agiert, dann könnten Leute wie Gwen Lancaster nicht solchen Unsinn verbreiten.“
    „Was geht denn hier vor, Dad? Willst du mir etwa mein Mädchen ausspannen?“
    Buddys Miene hellte sich auf. „Ich denke, da hätte deine Mutter auch noch ein Wörtchen mitzureden, Sohn.“
    Ein kleiner Aufruhr am Podium der Band unterbrach ihr Wortgeplänkel. Buddy sah hinüber und fluchte leise. „Entschuldigt mich, Kinder. Die Pflicht ruft.“
    Sie sahen ihm nach, und die Band begann wieder zu spielen. „Tanzt du mit mir?“
    Matt breitete die Arme aus, und

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