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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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ver…“
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Ich bin ein geduldiger Mensch. Ich habe so lange gewartet, und ich kann auch noch ein bisschen länger warten.“

24. KAPITEL
    Gwen Lancaster starrte auf die Titelseite der Mittwochsausgabe der Gazette. Ihre morgendliche Tasse Kaffee kühlte auf dem Nachttisch ab. Nicht der Aufmacher über Peggy Trumbles Gewinn des Backwettbewerbs beim Frühlingsfest erregte ihre Aufmerksamkeit, sondern eine kleine Mitteilung in der unteren Ecke: Auto aus Tillers Teich geborgen.
    Sie überflog den Artikel ein drittes Mal. Er war kaum mehr als eine Randnotiz und besagte, dass Avery Chauvin und Hunter Stevens ein verlassenes Auto in Tillers Teich entdeckt hatten, was daraufhin herausgezogen wurde und sich als leer erwies.
    Die letzte Zeile berührte sie besonders. Der Autobesitzer, Luke McDougal aus New Orleans, der sich auf dem Weg von Clinton nach St. Francisville befand, war vor drei Wochen von seiner Freundin als vermisst gemeldet worden. Jeder, der dazu eine Aussage machen könne, solle sich beim Sheriffbüro des Bezirks West Feliciana melden.
    Keine Leiche. Genau wie bei meinem Bruder.
    Bestürzt legte sie eine Hand vor den Mund und setzte sich auf die Bettkante. Ein Selbstmord, ein Mord und zwei Vermisste. Sie hatte keinen Zweifel, dass Die Sieben wenigstens für drei dieser Taten verantwortlich waren. Dr. Philip Chauvin war umgebracht worden, weil er zu viel wusste. Elaine St. Claire hatte man wegen ihrer Lebensweise ermordet. Und ihr Bruder Tom war der Gruppe durch seine Recherchen zu nahe gekommen.
    Aber was war mit diesem Luke McDougal? Laut Zeitungsbericht war er nur auf der Durchreise gewesen, als er verschwand, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Worin bestand seine Verbindung zu der Sieben, falls es eine gab?
    Es musste eine geben. McDougals Verschwinden ähnelte zu sehr dem ihres Bruders. Man fand das verlassene Auto, aber keinen Hinweis auf den Besitzer oder ein Verbrechen.
    Avery Chauvin und Hunter Stevens hatten das Auto gefunden. Sie stutzte und zog die Stirn kraus. Den Namen des Mannes hatte sie in einem anderen Zusammenhang schon gehört. Richtig.
    Er hat die Leiche von Elaine St. Claire entdeckt.
    Gerade für eine so kleine Gemeinde wie Cypress Springs war es ungewöhnlich, dass sich offenbar die merkwürdigen Zufälle häuften. Und die Leichen – auch wenn niemand außer ihr das so sah.
    Ich könnte die Nächste sein.
    Avery Chauvin hatte ihr dasselbe gesagt, aber zu dem Zeitpunkt hatte es ihr keine Angst gemacht. Jetzt fragte sie sich, ob es eine verkappte Warnung oder gar Drohung gewesen war.
    Gwen wehrte sich gegen den Drang zu fliehen und gegen das beklemmende Gefühl, in der Falle zu sitzen. Sie hatte Avery automatisch vertraut, da ihr Vater umgekommen und vor allem, weil sie erst kürzlich nach Cypress Springs zurückgekehrt war.
    Vielleicht war das unklug gewesen. Avery Chauvin konnte sehr wohl Sympathie für Die Sieben und ihre Sache empfinden. Und ihr Vater hatte vielleicht wirklich Selbstmord begangen. Das Gegenteil konnte sie nicht beweisen.
    Sie dachte an Averys Erstaunen und Skepsis, als sie ihr von der Gruppe erzählt hatte, und an ihre Reaktion, als sie ihre Zweifel am Selbstmord Dr. Chauvins äußerte. Sie hatte erleichtert gewirkt, eine Verbündete zu haben.
    Nein, eigentlich glaubte sie nicht, dass Avery mit der Sieben unter einer Decke steckte. Aber ganz ausschließen konnte sie es auch nicht.
    Gwen stand auf, ging zum Fenster, hob eine Jalousielamelle an und blickte in den strahlenden Morgen. Viele Leute waren schon auf den Beinen, man befand sich auf dem Weg zur Schule, Arbeit oder zum Einkauf. Stadtbedienstete entfernten die Dekorationen vom Frühlingsfest und kehrten den letzten Müll zusammen.
    Obwohl niemand auch nur in ihre Richtung blickte, fühlte sie sich beobachtet, als würden ihr Kommen und Gehen und ihre Gespräche genau vermerkt.
    Die planen etwas gegen mich.
    Fröstelnd wich sie vom Fenster zurück und presste die Handballen auf die Augen. Vielleicht hatte sie zu viel über Die Sieben geredet und zu vielen Leuten zu viele Fragen gestellt. Sie war nicht vorsichtig genug gewesen.
    In ihrem Eifer, das Schicksal ihres Bruders aufzuklären, hatte sie sich selbst in Gefahr gebracht. Genauso wie ihr Bruder durch seine Recherche. Würde sie einfach so verschwinden wie er? Wer würde nach ihr suchen? Oder würde sie als vermeintliche Selbstmörderin enden? Sie sah schon die Schlagzeile vor sich: Schwester nimmt sich aus

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