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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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sie schmiegte sich an ihn. Ihr Gespräch mit Buddy hatte alles verändert und ihr eine Riesenlast vom Herzen genommen. Wie hatte sie einer Fremden mehr glauben können als den Menschen, die sie kannte und liebte?
    „Hattest du ein nettes Gespräch mit Dad?“
    „Ein sehr nettes.“
    „Er liebt dich sehr, weißt du? Mindestens so wie mich und Cherry.“
    Aber nicht wie Hunter.
    „Du denkst an meinen Bruder, stimmt’s?“
    Wieso konnte er problemlos ihre Gedanken lesen? Kannte er sie noch so gut nach all den Jahren? „Ja“, bestätigte sie.
    „Avery, er hat sich das selbst angetan. Er hat sich abgekapselt.“
    „Aber warum? Ich … ich verstehe das einfach nicht. Wir haben uns alle so nahe gestanden.“
    „Ich wünschte wirklich, ich wüsste, was schief gelaufen ist. Du kannst dir nicht vorstellen …“ Kurz wandte er den Blick ab und sah sie dann bedrückt an. „Mir hat niemand näher gestanden als mein Bruder. Er ist meine zweite Hälfte. Als Kind hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir irgendwann nicht mehr die besten Freunde sind. Dass wir nicht mal mehr miteinander reden.“
    „Habt ihr versucht, euch zu versöhnen?“
    Er lachte angespannt. „Wir haben es alle bei Hunter versucht und sind abgeblitzt. Immer wieder.“
    „Hunter sagte etwas über die Beziehung zwischen Dad und Buddy. Sie hätten nicht mehr miteinander gesprochen. Es sei so schlimm geworden, dass Dad die Straßenseite gewechselt habe, um ihm nicht zu begegnen. Stimmt das?“
    „Verdammt!“ schimpfte er. „Dieser Mistkerl.“
    „Dann stimmt es also nicht?“
    „Nur teilweise. Das war nur in den letzten Monaten vor seinem Selbstmord so. Ich glaube, er ist Dad ausgewichen, damit der nicht merkt, wie schlimm es um ihn stand.“
    „Oh“, machte sie nur und kam sich naiv und gutgläubig vor.
    „Hat er sonst noch etwas über uns gesagt?“
    Nichts, was ich wiederholen werde. Sie schüttelte den Kopf. „Er wirkt so ernsthaft jetzt, als …“
    „Ich möchte nicht über meinen Bruder reden, Avery. Nicht heute Abend.“ Matt zog sie fester an sich. „Hat der heutige Tag Erinnerungen in dir geweckt?“
    Sie hielt ihm das Gesicht hin. „Ja, sehr schöne.“
    „Erinnerst du dich an das Frühlingsfest, als wir davongeschlichen sind, um zu knutschen? Wir waren gerade dreizehn.“
    „Dein Dad hat uns erwischt. Er war uns gefolgt, und du musstest dich bei mir entschuldigen.“
    „Das war eine Lektion, wie man eine Lady behandelt.“
    Sie lachte. „Woher sollte er wissen, dass es die Idee der Lady gewesen war?“
    Und drei Jahre später war es ebenfalls meine Idee, zu Tillers Teich zu schleichen. Und dort, unter einem sternenklaren Himmel, haben wir unserer Leidenschaft nachgegeben.
    „Wir waren so unartig“, sagte sie.
    „Wir waren verliebt.“ Er sah sie an, dass es ihr durch und durch ging. „Ich konnte nicht genug von dir bekommen, Avery. Ich wollte dich dauernd berühren und immer nur bei dir sein.“
    Hitze stieg ihr in die Wangen. Matt legte ihr in Taillenhöhe eine Hand in den Rücken und ließ die Finger in kleinen Bewegungen kreisen.
    Avery schmiegte sich an ihn, und die Erinnerung an Augenblicke wie diesen, an gierige Hände und Münder und an die Schwindel erregenden Gefühle der ersten sexuellen Erfahrungen überschwemmte sie.
    Den Mund an ihrem Ohr, raunte er: „Als ich dich gestern mit Hunter gesehen habe, bin ich fast verrückt geworden. Ich konnte dich kaum ansehen, weil ich fürchtete, dann auszurasten.“
    Wie würde es sein, mit Matt zu schlafen, ohne die Ungeduld der jungen Liebe, ohne den Rausch der soeben geweckten Sexualität? Sie waren keine Kinder mehr, sie hatten ihre Erfahrungen gesammelt, hatten verletzt und waren verletzt worden. Sie müssten keine Eile haben und keine Sorge, rechtzeitig heimzukommen. Und sie wussten einander Vergnügen zu bereiten.
    Mit Matt konnte sie sich zurückholen, was sie verloren hatte. Sie konnte wieder das Mädchen sein, das sie einmal war.
    Cherrys Warnung, die Finger von ihm zu lassen, wenn sie es nicht ernst meine, ging ihr durch den Kopf und ihre Behauptung, er habe immer nur sie geliebt. Nein, ehe sie selbst nicht wusste, was sie wollte, konnte sie sich auf nichts einlassen.
    „Woran denkst du?“
    „An früher, wie es so war mit uns.“
    „Das freut mich.“ Er neigte den Kopf, bis sein Gesicht nah an ihrem war. „Denn es war wunderbar, und es könnte wieder so sein.“
    „Ich bin mir da nicht so sicher, Matt. Es hat sich viel verändert. Wir haben uns

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