Stadt, Land, Kuss
Abtropffläche. Ich vermute, Izzy würde gern so schnell wie möglich damit anfangen, hier sauber zu machen.
»Es ist nur noch eine Kastration übrig«, sagt Izzy und deutet auf den Korb, in dem ich bei genauerem Hinsehen ein kleines schwarzes Kätzchen, fast noch ein Junges, entdecke, das von Spielzeug umringt auf einer Decke sitzt. »Darf ich vorstellen, das ist Fang.«
»Es dauert nur ein paar Minuten«, meint Emma und sieht mich entschuldigend an.
»Soll ich dir helfen? Dann kann Izzy schon mal mit dem Aufräumen anfangen.« Ich hebe Fang aus dem Korb, um ihn auf den Tisch zu setzen. Er will wegspringen, aber ich halte ihn fest an meine Brust gedrückt. Dabei bemerke ich einen schwachen blumigen Duft in seinem Fell. Noch ehe er überhaupt etwas bemerkt, hat Emma ihm schon ein leichtes Betäubungsmittel gespritzt.
»Wo soll er hin?«, frage ich mit einem Blick auf die Reihen blitzender Käfige aus rostfreiem Stahl an der gegenüberliegenden Wand, die vom Meerschweinchen bis hin zu einer ausgewachsenen Dänischen Dogge alle möglichen Patienten aufnehmen können. »Penthouse oder Parterre?«
Izzy nimmt eine Zeitung und legt einen leeren Käfig damit aus. Dann breitet sie eine Unterlage darauf aus, damit dem Kätzchen nicht kalt wird. »Da Emma ein bisschen kurz geraten ist, hat sie es am liebsten, wenn ich sie in der Mitte unterbringe«, antwortet sie.
Ich setze Fang hinein und schließe die Käfigtür. Er macht einen Buckel und faucht sein Spiegelbild an, dann weicht er mit erhobenem Schwanz zurück.
»Du kleiner Feigling.« Ich rede ihm gut zu, bis er sich umdreht und ich ihn durch die Käfigstäbe hindurch hinterm Ohr kraulen kann, um ihn zu beruhigen. Für ein so junges Kätzchen muss es ziemlich beängstigend sein, in einen Käfig gesperrt zu werden, in dem es nach Hunden und Desinfektionsmittel riecht, vor allem, wenn die Betäubung allmählich einsetzt und seine gesamte Umgebung zu verschwimmen beginnt.
»Fangs Besitzerin sagt, er sei immer länger von zu Hause weggeblieben«, erklärt Izzy. »Sie hofft, dass er nach der Kastration aufhört, in der Gegend herumzustreunen.«
»Mir fallen da noch ein paar andere Fälle ein, in denen eine Kastration hilfreich wäre«, sage ich, ohne die Verbitterung aus meiner Stimme heraushalten zu können, als ich daran zurückdenke, wie Mike ins Bett seiner Exfrau zurückgekrochen ist. »Vorzugsweise ohne Betäubung«, füge ich hinzu, während ich den benommenen Fang wieder aus dem Käfig nehme.
»Zieh dich um, ich rupfe ihn in der Zwischenzeit«, sagt Emma, nachdem Fang schließlich fest schlafend auf dem OP-Tisch liegt, und während ich zusehe, wie sie ihm die Haare aus dem Hodensack zupft, wünsche ich mir, es gäbe so etwas wie Voodoo. Sie säubert das Operationsfeld, sprüht etwas Desinfektionsmittel darauf, zieht eine Skalpellpackung auf und hält sie mir so hin, dass ich die sterile Klinge herausnehmen kann, ohne sie zu verunreinigen.
»Fertig, Hacker Harwood?«, fragt Emma. Hacker Harwood war mein Spitzname an der Universität.
Diesmal verläuft die Operation fast unblutig, ganz im Gegensatz zu Emmas heroischem Kampf um Robbies Leben, was mich daran erinnert, sie zu fragen, wie es ihm geht.
»Ich habe ihm vor ein paar Tagen die Fäden gezogen. In Anbetracht seines Alters und seiner Verletzungen geht es ihm fantastisch. Clive ist überglücklich. Auch wenn er einen kleinen Schreck bekommen hat, als er die Rechnung gesehen hat – wie hat er sich noch ausgedrückt, Izzy?«, ruft Emma in Izzys Richtung.
»So etwas wie, beim Metzger hätte er die Milz billiger bekommen, aber das war nur ein Scherz«, entgegnet Izzy, die grinsend den Kopf durch die Durchreiche zwischen OP-Raum und dem Vorbereitungsraum steckt, wo sie gerade die Instrumente säubert. Als wir fertig sind, erklärt sich Izzy bereit, Fang im Auge zu behalten, damit Emma mir zeigen kann, wie die Computer und die Telefonanlage funktionieren.
Zum Glück unterscheiden sich die Systeme im Otter House nicht sonderlich von denen in Crossways, sodass die Einweisung nicht sehr lange dauert. Zum Schluss gibt sie mir noch einen Ausdruck mit hilfreichen Informationen und Telefonnummern.
»Ich klebe noch ein paar Post-its an die Schränke, ehe ich heute Abend nach Hause fahre, damit du weißt, wo alles ist«, sagt sie. »Außerdem lasse ich dir für den Notfall Bens Handynummer und die Telefonnummer seiner Eltern da. Und du vergisst doch hoffentlich nicht, Miff zu füttern und mit ihr Gassi zu
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