Stadt, Land, Kuss
umklammere, bis Chris mich ablöst und sie nach draußen zerrt, wo er die Schlaufe wieder ein wenig lockert, damit sie genug Luft bekommt. Wir gehen quer über die Koppel zu PC Phillips und Stewart Pitt, die auf uns warten, um uns dabei zu helfen, die Tiere auf die Ladefläche von Chris’ Transporter zu verfrachten. Stewart wendet sich Chris zu, und nicht mir, und ich muss zugeben, dass ich darüber erleichtert bin.
»Ich wollte gerade die Kühe zum Melken reinholen, als ich das Feuer bemerkt habe. Es ist meilenweit zu sehen, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass man es sogar von deinem Hof hinter dem Hügel aus erkennen kann.«
»Ich war nicht zu Hause«, antwortet Chris. »Aber frag jetzt nicht, warum, das ist eine lange Geschichte.«
»Ich bringe die Hunde zum Herrenhaus«, sagt Stewart.
»Das können Sie nicht machen«, mische ich mich ein.
»Ach, sieh mal an. Die Tierärztin, die meinen Hund hat sterben lassen.« Er flucht. »Ich glaube kaum, dass Sie mir zu sagen haben, was ich tun kann und was nicht.«
»Wir nehmen sie mit ins Otter House.«
»Kommt gar nicht in Frage.« Stewart starrt mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Das wäre ihr Todesurteil. «
»Sie können nicht ins Herrenhaus. Der alte Fox-Gifford ist in London, und Alex …« Bei seinem Namen versagt mir die Stimme.
Stewart tritt einen Schritt auf mich zu, sein Gesicht kommt meinem bedrohlich nahe. »Wo ist er?«
»In einem Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Wir sind ins Haus gegangen. Ich dachte, wir hätten noch genug Zeit, um Gloria rauszuholen, aber dann ist das Dach eingestürzt, und Alex … er hat mir das Leben gerettet.« Ich reibe mir die Augen und sehe zu, wie die letzte Asche davonweht und im Wind verglüht. Meine Arme, meine Lunge, meine Knochen, alles tut weh, und auch Stewarts Gesichtsausdruck versetzt mir einen schmerzhaften Stich. Jetzt wird er mir nie mehr verzeihen.
»Ich weiß nicht, wieso Sie alle ins Unglück stürzen müssen, denen Sie begegnen, doch ich wünschte, Sie würden das einzig Richtige tun und endlich wieder nach London zurückfahren«, bemerkt er schroff. »Ich will Sie hier nie wieder sehen.«
»Beruhige dich, Stew.« Chris packt ihn am Arm und zieht ihn zurück. Ich weiß nicht, was er zu ihm sagt, aber ein paar Minuten später kommen sie wieder zurück, und Stewart schließt die Ladeklappe hinter den Hunden, die jetzt ruhig und gehorsam dasitzen, nachdem sie ihrer gefängnisgleichen Zuflucht entronnen sind.
»Stewart fängt die Esel ein und bringt sie in Alex’ Transporter auf seinen Hof«, meint Chris, als wir vom Brandort wegfahren. Ich sehe, wie Izzy, die neben ihm sitzt, den Kopf an seine Schulter lehnt, und ich beneide sie. »Die Käfige hole ich später.«
»Was ist mit den Katzen?«, fragt Izzy. »Wir haben massenweise Transportboxen und alte Körbe im Otter House – wir müssen morgen zurückkommen und sehen, wie viele von ihnen wir einfangen können.«
Ich will gar nicht daran denken, doch ich befürchte, dass viele von Glorias Tieren im Feuer umgekommen sind, auch Mac und Tosh. Wer weiß, was aus Ginge geworden ist.
»Darf ich mir kurz Ihr Handy ausleihen, Izzy?«, bitte ich sie leise. »Ich habe meins anscheinend verloren – wahrscheinlich bei meinem Kampf mit Petra –, und ich muss unbedingt herausfinden, was mit Alex passiert ist.«
»Ja, natürlich«, antwortet sie. »Aber lassen Sie mich bei der Auskunft anrufen und nach der Nummer des Krankenhauses fragen. Und dann werde ich mit ihnen reden – Sie sind dafür nicht in der Verfassung.«
Izzy ruft im Krankenhaus an, allerdings gibt man dort Informationen über Patienten nur an Verwandte heraus, und jetzt ist es zu spät, noch zu behaupten, sie wäre Alex’ Schwester.
»Haben Sie Alex’ Handynummer hier?«, frage ich sie und bete, dass er es nicht nur eingeschaltet hat, sondern auch in der Lage ist ranzugehen.
»Ich glaube schon.« Izzy gibt mir das Handy. »Suchen Sie unter Fox-Gifford.«
Ich rufe Alex’ Handy an. Als er sich meldet, macht mein Herz einen Satz, aber es ist nur die Mailbox, die mir sagt, ich solle eine Nachricht hinterlassen, dann werde er mich so bald wie möglich zurückrufen. Ich versuche es in Talyton Manor, doch vom Festnetzanschluss werde ich wieder auf Alex’ Handy umgeleitet. Ich hinterlasse insgesamt sieben Nachrichten: Bitte, Alex, bitte geh ans Telefon.
17
Intensivstation
Was habe ich getan? Ich glaube nicht an Gott oder Engel, trotzdem bete ich wie verrückt.
Um
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