Stadt, Land, Kuss
die Dunkelheit und laufe geradewegs Izzy in die Arme, die meine Tasche und einen Fangstab in der Hand hält. Chris neben ihr hat eine zusammengerollteTrage unter dem Arm.
»Das ist unglaublich. Ich habe noch nie so viele Feuerwehrwagen auf einem Haufen gesehen«, staunt Izzy mit großen Augen. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Maz?«, fügt sie hinzu, als sie meine Verbände bemerkt.
»Mir geht es gut«, antworte ich.
»Was ist mit Gloria? Und mit Alex?«
»Alex ist auf dem Weg ins Krankenhaus – mehr weiß ich nicht.« Ich schlucke die Tränen herunter und konzentriere mich auf meine Aufgabe, Glorias Tiere zu retten. »Wir müssen uns beeilen. Hier lang.« Ich packe Izzy am Arm. »Haben Sie eine Taschenlampe mitgebracht? «
»Ich habe alles außer einer Taschenlampe und dem Spülbecken«, sagt Izzy, »und das hätte ich auch noch eingepackt, wenn Sie mich darum gebeten hätten.«
»Ich habe eine im Wagen«, entgegnet Chris. »Ich hole sie.« Er gibt mir die Trage und joggt zurück in die Nacht. Kurz darauf ist er mit einem großen Handscheinwerfer wieder zurück. »Wir müssen uns beeilen. Wenn PC Phillips uns bemerkt, pfeift er uns sofort zurück hinter seine Absperrung.«
Wir überqueren die Koppel und schleichen uns dicht an der Hecke entlang, bis wir ein Tor finden. Chris öffnet es, und wir schlüpfen hastig hindurch.
»Wenn ich mich recht erinnere, kommt man von hier aus zum Katzenhaus. Ich habe Gloria mal ein paar Schafe geliehen, die das Gras auf der Koppel kurz halten sollten. Aber es war ein Drama, als ich sie wieder abholen wollte. Sie wollte sie einfach nicht gehen lassen. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie im Schlachthaus enden sollten.« Chris leuchtet mit seiner Lampe eine Tür neben uns an. »Ist es das hier?«
»Nein, die Tiere sind im nächsten Gebäude untergebracht, gleich hinter dem Haus. Da, wo das ganze Jaulen herkommt.« Ich fühle mich unwohl. Es behagt mir nicht, so dicht beim Feuer zu sein. Ich kann es schmecken, kann es riechen, ich spüre, wie es an meinen Armen zerrt … Erschauernd zwinge ich mich weiterzugehen.
Chris bricht das Schloss an der Tür zum Katzenhaus auf und öffnet sie.
»Ich gehe als Erste rein«, sage ich. »Ich weiß ungefähr, welche Tiere wo untergebracht sind.«
Wir bringen die kleinen Käfige nach draußen auf die Koppel, dann lassen wir die Katzen frei. Wir öffnen die Türen zu ihren Käfigen und scheuchen sie hinaus in der Hoffnung, dass sie sich draußen auf den Feldern in Sicherheit bringen oder in dem kleinen Wäldchen Zuflucht suchen. Schließlich holen wir die Hunde und legen ihnen Leinen an. Allen außer Petra, der weißen Schäferhündin.
Petra will nicht vorkommen. Wie ein in die Enge getriebener Wolf drückt sie sich an die Rückwand ihres Zwingers. Ihre Augen sind dunkel vor Angst, die Zunge hängt ihr aus dem Maul, und ihre Zähne glitzern im Halbdunkel. Ich kann mir vorstellen, wie ihr Herz gegen ihre Rippen schlägt und das Adrenalin durch ihr Blut rauscht. Genau wie bei mir. Flucht oder Kampf? Aber der Fluchtweg ist versperrt …
»Petra«, sage ich beruhigend, als ich in den Zwinger trete. Chris folgt mir leise schnalzend. Petra knurrt und macht einen Satz auf uns zu. Chris rettet sich hastig auf die andere Seite der Drahttür, doch ich weiche nicht von der Stelle.
»Wir müssen sie hierlassen«, erklärt Chris. »Es ist zu gefährlich.«
»Hier.« Izzy gibt mir den Fangstab, und ich versuche, die Schlaufe über Petras Schnauze zu schieben, aber sie schnappt nach dem Draht und packt ihn mit den Zähnen.
»Wer ist da? Ist hier drinnen jemand?« Schnelle, schwere Schritte nähern sich uns durch den Flur, und aus dem Halbdunkel tauchen zwei Feuerwehrmänner auf. »Wir räumen das Gebäude. Kommen Sie, wir bringen Sie nach draußen.«
»Geben Sie uns noch eine Minute«, bitte ich sie und versuche ein weiteres Mal erfolglos, die Schlaufe um Petras Hals zu legen.
»Sie kriegen eine halbe«, antwortet einer der Feuerwehrmänner.
»Los, Petra, das ist deine letzte Chance«, murmele ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich strecke den Stab aus, und Chris nähert sich ihr von vorn wie ein Köder für einen Hai. Gerade als sie zum Sprung ansetzt, gelingt es mir, die Schlaufe über ihren Kopf rutschen zu lassen und sie festzuziehen. Sie wehrt sich, scharrt mit den Pfoten daran herum, bis sie bluten, windet sich hin und her, weicht immer wieder zurück und springt unvermittelt nach vorn, während ich mit aller Kraft die Stange
Weitere Kostenlose Bücher