Stadt, Land, Kuss
ein anderer, wirklich süßer kleiner Hund, der ein schönes Zuhause braucht.« Ich zeige ihr Raffles, doch ich sehe ihr an, dass sie nicht sonderlich beeindruckt ist.
»Nein«, sagt sie, »das ist nicht gerade mein Typ Hund.«
Zum Glück. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bezweifle ich, dass Fifi Raffles Typ Mensch ist.
»Hallo, zusammen …« Ben kommt in einem knallgelben Poloshirt und einer modischen Hose zur Tür herein. »Emma hat mich angerufen.«
»Dann wird das hier ein Hausbesuch?«, fragt Izzy.
»Ein Otter-House-Besuch.« Ben lächelt. Sein Haar ist kurz geschnitten, und der Haaransatz weicht allmählich von seiner hohen gebräunten Stirn zurück. Außerdem hat er einen leichten Höcker auf der Nase, den er seiner Begeisterung fürs Rugbyspielen verdankt.
»Schön, dich wiederzusehen«, sagt Izzy und schenkt ihm eine feuchte Umarmung. »Wie war eure Reise?«
»Fantastisch – ich habe Hunderte von Fotos gemacht, mit denen ich euch später langweilen kann.«
»Dann können wir ja von Glück sagen, dass ihr es nur um die halbe Welt geschafft habt«, entgegnet Izzy.
»Lieber Dr. Mackie«, mischt sich Fifi ein, »Sie müssen mir versprechen, dass Sie uns nicht gleich wieder verlassen, um auf Weltreise zu gehen. Ich muss unbedingt mit Ihnen über meine …«, sie blickt auf ihre Füße, »mein kleines Problem reden.«
»Um Himmels willen, rette mich«, flüstert Ben, dann antwortet er lauter: »Nicht jetzt, Fifi. Ich muss Maz ins Krankenhaus bringen.«
»Ach wirklich? Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes, oder?«
»Das werden wir erst im Krankenhaus erfahren«, entgegnet Ben mit unbewegter Miene. Ich weiß nicht, wie er das schafft. Er hätte Schauspieler werden sollen. »Komm, Maz, gehen wir.« Er legt eine Hand auf meinen Rücken und lotst mich an ihr vorbei.
»Unsere Frau Bürgermeister tut immer so, als wären wir am Set von Street Doctor . Ich habe ihr gesagt, die Fußballenentzündung würde sich bessern, wenn sie endlich vernünftige Schuhe anzieht.«
»Keine Frau hört gern, dass sie vernünftige Schuhe anziehen soll«, gebe ich zu bedenken.
Ben lacht leise, aber seine gute Laune hält nicht lange an. Auf dem Weg zum Krankenhaus macht er mir Vorwürfe, weil ich so dumm war, mich mit Antibiotika aus dem Praxisarzneischrank behandeln zu wollen, und hält mir einen Vortrag über die richtige Dosierung von Paracetamol und Ibuprofen – anscheinend habe ich es zu gut gemeint.
»Ich habe für dich einen Termin bei Richard vereinbart. Wir spielen hin und wieder zusammen Squash«, meint Ben, als wir am Krankenhaus ankommen. »Er nimmt dich gleich dran. Hey, Maz, hörst du mir überhaupt zu?«
»Tut mir leid. Ich habe gehört, was du gesagt hast.« Zumindest einen Teil davon – meine Gedanken waren bei Alex. »Danke, Ben. Das ist sehr lieb von dir, auch wenn der ganze Aufwand vollkommen unnötig ist.«
»Das lassen wir lieber Richard entscheiden. Auf mich hörst du ja offensichtlich nicht«, bemerkt er trocken.
»Ich schaue erst noch kurz nach Alex.«
»Nein, das tust du nicht«, entgegnet Ben. »Richard erwartet dich in fünf Minuten. Danach kannst du Alex besuchen.«
Ich zögere.
»Versprochen«, sagt Ben unnachgiebig. »Und ich mache mich jetzt auf die Suche nach ein paar Laborergebnissen für einen meiner Kollegen in der Praxis. Wir sehen uns dann später.«
Nachdem Richard meine Verbrennungen untersucht und die Schwester mir einen neuen Verband angelegt hat, darf ich eine Stunde später, mit den passenden Antibiotika und stärkeren Schmerzmitteln ausgerüstet, nach Hause. Ich soll in regelmäßigen Abständen zurückkommen, um meine Verbände wechseln zu lassen, und darf nicht arbeiten. Nicht arbeiten? Genauso gut könnte er die Sonne auffordern, morgens nicht aufzugehen.
Ich frage mich durch zur Intensivstation.
Jetzt, wo sie weiß, wer ich bin, ist Debbie, die Schwester am Empfang, viel freundlicher als beim ersten Mal.
»Gibt es eine Veränderung?« Ich wage kaum zu fragen.
»Mr Summerson, der behandelnde Arzt, wird vielleicht im Laufe des Tages die Sedierung verringern. Alex atmet eigenständig, und sein Zustand ist stabil, mehr kann ich im Moment nicht sagen. Sie wissen ja selbst, so etwas braucht Zeit.«
Ich dränge die Tränen zurück. Ich hatte auf bessere Neuigkeiten gehofft.
»Darf ich …?«
»Gehen Sie nur durch.«
Eilig gehe ich auf die Tür zu, die den Flur vom Rest der Station trennt, aber ehe ich sie erreiche, lassen mich laute Stimmen zögern.
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