Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Glaube ich. Ich arbeite jetzt seit fast drei Monaten dort, also ist Eva seit fünf Monaten im Foot to the Ground .«
»Und Sie beide wohnen dort? Oder wo genau?«
»Oh, ja. Wir wohnen unter dem Dach. Wir haben ein gemeinsames Zimmer. Es ist groß, es zieht sich fast durch die gesamte Länge des Dachbodens, und an einem Ende gibt es eine kleine Dusche, die wir uns teilen. Es ist wirklich ganz nett dort.«
»Und wann genau haben Sie Miss Zelená zum letzten Mal gesehen?«
»Vergangene Woche, am Donnerstag vor dem Frühstück. Sie hatte ihren freien Tag. Sie war früh aufgestanden und wollte nach Cheltenham fahren. Ich habe sie gefragt, wie sie denn dorthin kommt. Verstehen Sie, das Foot to the Ground ist meilenweit abgelegen von allem. Es gibt nicht mal einen Bus!« Sie blickte entrüstet drein.
Es schien ihr natürlicher Gesichtsausdruck zu sein, dachte Morton. Trotzdem hatte er das Gefühl, sich für die unzureichenden Buslinien auf dem Land entschuldigen zu müssen. »Das ist heutzutage überall so, fürchte ich.«
»Jedenfalls, Eva hat gesagt, jemand würde sie mitnehmen. Ein Bekannter, der nicht weit weg wohne und ebenfalls nach Cheltenham wolle. Sie sollte um neun Uhr unten an der Straßenecke sein, wo dieser Bekannte sie aufsammeln würde. Das Foot to the Ground liegt an einer schmalen Straße, die nach ein paar Hundert Metern in eine breitere Straße mündet, die nach Cheltenham führt.«
»Ja …«, sagte Morton. »Ja, ich erinnere mich. Ich kenne die Stelle. Ja, ich kenne auch das Foot to the Ground . Aber ich war schon länger nicht mehr da. Ich habe Sie nicht dort gesehen. Und das tote Mädchen aus dem Kuhstall auch nicht .« Doch er war seit wenigstens einem halben Jahr nicht mehr in diesem Pub gewesen. Damals hatte noch keine der beiden jungen Frauen dort gearbeitet. Schade, dass er so lange nicht mehr dort gewesen war. Vielleicht hätte er Milada etwas weniger kratzbürstig kennen gelernt.
»Diese Person«, berichtete Milada weiter, »dieser Bekannte wollte sie auch am Abend wieder mit zurücknehmen und an der Straßenecke absetzen. Aber sie kam nicht, und Mr. Westcott ist sehr wütend deswegen. Er sagt, sie wäre einfach abgehauen. Aber ich weiß, dass sie nicht abgehauen ist.«
»Mr. Westcott?«
»Der Besitzer des Lokals. Ich habe ihm gesagt, ganz bestimmt ist Eva nicht abgehauen, weil sie mir erzählt hätte, wenn sie weggewollt hätte. Außerdem hat sie all ihre Sachen dagelassen und …« Milada kramte in ihrer Umhängetasche und brachte ein kleines Büchlein zum Vorschein. »… und ihren Pass. Sie hat ihren Pass dagelassen! Sie wäre bestimmt nicht ohne Pass weggelaufen!«
»Ah, was ist denn das?«, fragte Morton, indem er den Pass entgegennahm. »Das ist interessant. Tschechische Republik, wie? Sie kommen ebenfalls aus Tschechien?«
Sie nickte.
Er öffnete den kleinen Reisepass und studierte das Photo. Es konnte die Tote sein, doch das Bild stammte aus glücklicheren Zeiten, und das Gesicht der Toten in seiner Erinnerung war verzerrt und farblos gewesen.
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte er, »dann behalten wir diesen Pass. Ich werde Ihnen eine Quittung ausstellen, und falls Ihre Freundin wieder auftaucht, geben Sie ihr diese Quittung. Damit kann sie herkommen und sich ihren Pass zurückholen, einverstanden?«
»Behalten Sie den Pass!«, rief Milada ungeduldig. »Eva hat keine Verwendung mehr dafür. Sie ist tot, und sie kommt nicht zurück!«
»Ein paar Tage ohne Vorwarnung zu verschwinden ist eine Sache«, erwiderte Morton. »Aber tot … das ist eine ganz andere Geschichte. Hat sie einen Freund?«
Milada schürzte die Lippen und neigte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Vielleicht. Ich denke schon, ja. Aber ich weiß nicht, wie er heißt oder wer er ist. Sie hat es nicht gesagt. Aber sie ist ein paar Mal zu dieser Straßenecke gegangen, wenn sie ihren freien Tag hatte, und dieser Bekannte hat sie dort abgeholt.«
»Haben Sie den Wagen gesehen?«, fragte Morton hoffnungsvoll.
»Nur einmal. Ich war draußen vor dem Lokal und hab zur Straßenecke gesehen, weil es angefangen hatte zu regnen. Ich wollte sehen, ob Eva noch dasteht und wartet. Genau in diesem Moment kam ein silberner Wagen vorbei. Es waren zwei Leute drin. Ich glaube, Eva saß auf dem Beifahrersitz. Den Fahrer konnte ich nicht erkennen.«
»Was für eine Marke?«, fragte Morton drängend. »Wissen Sie vielleicht, was für eine Marke es war?«
»Nein. Ich kenne mich nicht aus mit Autos. Nur
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