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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Jungs?«, sagt Jared, während er ein paar von ihnen mit einem mehrfachen Handschlag begrüßt, die mich, den ältlichen Eindringling, mit unverhohlenem Misstrauen beäugen. Ich zähle sechs von ihnen, Jared und mich selbst nicht eingerechnet.
    »Wer ist das denn?«, fragt ihn ein hoch gewachsener, fleischiger Junge mit schwarz gefärbtem Haar und einem blonden Ziegenbart.
    »Das ist mein umstrittener Onkel Joe«, sagt Jared, wobei er mit einer Handbewegung auf mich zeigt. »Er wird heute Abend Gordys Platz einnehmen.«
    »Sie sind der Autor?«, meldet sich ein anderer Jugendlicher zu Wort.
    »Der bin ich«, sage ich. Auf einmal komme ich mir merklich älter vor, und mein Merinopullover und die Brooks-Brothers-Hose sind mir fast peinlich. Die Jungen sind alle mehr oder weniger gleich angezogen, mit schwarzen T-Shirts oder Sweatshirts, dunklen, ausgebeulten Cargohosen und Turnschuhen. Alle Gesichter sind mit den Schrapnellstücken der Rebellion übersät, als sei in ihrer Mitte eine Granate der Entfremdung explodiert und hätte jedes weiche Stück Fleisch - von Ohrläppchen und Nasenlöchern bis hin zu Augenbrauen, Lippen und Zungen mit Metallknöpfen und - ringen durchbohrt.
    »Der Autor wovon?«, will irgendjemand anders wissen, und eine kurze Diskussion meiner Referenzen entspinnt sich.
    »Er hat diesen Film über Falls geschrieben, Mann. Wo dieser Junge mit seiner Mutter vögelt.«
    »Er hat das Buch geschrieben, Blödmann. Und dann haben sie den Film gemacht.«
    »Ist doch egal, Mann.«
    »Er vögelt mit seiner Mutter?«
    »Es ist die Mutter von seinem Freund, du Schwachkopf. Und sie vögeln nicht. Er ist nur scharf auf sie.«
    »Oh. Dann ist es ja okay. Ich bin auch scharf auf Jareds Mutter.«
    »Halt deine verdammte Schnauze, Mikey!«
    »Wieso, findest du nicht, dass deine Mutter heiß ist? Sei ehrlich.«
    »Leck mich.«
    Nachdem all diese Punkte geklärt sind, tritt der ziegenbärtige Junge, der, wie ich inzwischen weiß, Mikey heißt, vor. »Hey, Jared, haben wir nicht gesagt, wir bringen keine Erwachsenen mit zum Spiel?«
    »Er ist cool«, sagt Jared leichthin. »Er wird es nicht weitersagen. Und es ist nur das eine Mal, wo wir Gordy ersetzen müssen.«
    Sie alle betrachten mich einen Augenblick lang, legen nachdenklich die Stirn in Falten, und ich komme mir vor wie der Klassentrottel, der in einer immer kleiner werdenden Gruppe steht und darauf wartet, dass er von einem der Völkerballteams gewählt wird. Schließlich tritt Mikey vor und schüttelt mir die Hand. »Okay, Mann«, sagt er. »Solange Sie nicht, Sie wissen schon, ein schwaches Herz oder irgendwas haben.«
    »Ich bin gesund«, sage ich trocken.
    »Okay«, sagt Jared und wirft mir ein anerkennendes Lächeln zu. »Es geht los.«
    Es erweist sich als Farbball. Mike öffnet die Heckklappe seines Jeeps, und ein lautes Geschrei erhebt sich, als er eine Hand voll pneumatischer Luftgewehre verteilt, die dem Design nach topmodernen Terroristenwaffen überzeugend ähneln sollen. Die Jungen machen sich eifrig ans Werk, ihre Waffen auszurüsten, wobei sie in einem technischen Jargon von Schnellladern, Laufstopfen, Stoßplatten, Kolbenkappen und 20-Unzen-CO2-Flaschen sprechen. Es hat etwas fast Professionelles, diese leichte Vertrautheit, mit der sie von Spannhähnen und Biberschwänzen sprechen, und falls sie sich über die sexuellen Anspielungen dieser Begriffe einmal amüsiert haben, dann ist diese Zeit auf jeden Fall längst vorbei. Jared reicht mir meine Waffe, einen Autococker 2000, und erklärt mir rasch, wie ich meine vertikale CO2-Flasche laden und mein zylinderförmiges Magazin mit Farbbällen in den Lauf einlegen soll. Er reicht mir einen schwarzen Tornister, der eine Schutzbrille, zusätzliche Munition und CO2-Flaschen enthält.
    Sobald jeder von ihnen Gewehr und Ausrüstung mit Velcrogurten und Schulterriemen sicher an seinem Körper befestigt hat, beginnen sie nacheinander über den Maschendrahtzaun zu klettern, wobei sie sich leicht über die Oberkante schwingen und sanft auf dem Porter's-Gelände landen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal über einen Zaun geklettert bin, und als ich an der Reihe bin, werfe ich mich mit einer geballten Ladung körperlicher Kraft dagegen, entschlossen, mich nicht allzu lächerlich zu machen, indem ich womöglich hängen bleibe oder mir die Eier zerquetsche, wenn ich mich über die Oberkante schwingen muss. Als wir alle auf der anderen Seite angekommen sind, traben wir schweigend durch den

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