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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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lang dachte sie, sie würde gleich heulen. Statt dessen sagte sie vergnügt: »Es wird toll, wenn ich erst mal Mrs. Hawkins bin!«
    »Ja?«
    »Und ob!«
    »Du brauchst meinen Namen nicht anzunehmen, weißt du.«
    »Vergiß es«, sagte sie. »Ich bin doch aus Cleveland.«
    Endlich lachte er. »Komm nach Hause, hörst du?«
    »Ja, klar. Bald. Wie geht’s den anderen?«
    »Gut, glaub ich. Michael sagt, daß er momentan keinen Sex hat. Aber wer hat den schon? O Gott … das hätt ich fast vergessen. Dieses Arschloch vom Sender hat angerufen. Er hat gesagt, daß du … ich zitiere wörtlich … (fliegst), wenn du am Freitag nicht da bist.«
    »Larry Kenan?«
    »Mhm. Ich glaub, er meint es ernst.«
    »Mhm. Das bricht mir das Herz.«
    »Ich hab erwartet, daß du das sagst. Außerdem hat Bambi Kanetaka angerufen und gesagt, daß du im Sender ein paar Notizen vergessen hast. Sie läßt dir bestellen, daß sie damit zu Larry geht, wenn du sie nicht sofort anrufst. Worum geht’s denn überhaupt?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Mary Ann die Katastrophe begriff. »O nein« ,stöhnte sie. »Es geht um meine Notizen zu DeDe und der ganzen … o Gott, das ist furchtbar, Brian. Hör zu, ich muß sie auf der Stelle anrufen. Ich melde mich bald wieder bei dir, okay?«
    »Klar, aber …«
    »Ich liebe dich. Tschau-tschau.«

Im Clinch
    Es war so ein dämlicher Fehler – so ein dämlicher, klischeehafter, vernichtender Fehler. Selbst wenn sie besorgt und aufgeregt gewesen war – wie hatte sie sich nur nach Alaska davonmachen können, ohne die verräterischen Notizen aus dem Sender mitzunehmen?
    Wenigstens hatte nicht Larry sie gefunden. Das war ein gewisser Trost. Bambi war natürlich schon schlimm genug, aber bei ihr bestand die Hoffnung, daß man ihre Beschränktheit und/oder Eitelkeit nutzen konnte, um zu verhindern, daß sie die Geschichte an die große Glocke hängte.
    Mary Ann wälzte das Problem ein paarmal hin und her, schlug dann in ihrem Adreßbuch Bambis Nummer nach und rief unter ihrer Durchwahl an.
    »Hallo.« Bambis Stimme, flott und geistlos wie immer, wurde im Hintergrund von Andy Gibbs Falsett untermalt.
    »Bambi, hier ist Mary Ann.«
    »Aha! Sind Sie noch in Cleveland?«
    Cleveland? Hatte Brian ihr das erzählt? »Äh … ja … was gibt’s denn?«
    »Hat Ihnen Ihr Freund das nicht gesagt?«
    »Na ja … er hat von irgendwelchen Notizen geredet, aber daraus bin ich nicht recht klug geworden.«
    »Klingelt’s denn, wenn ich Jonestown sage?«
    Mary Ann zählte. Eins … zwei … drei … vier. »Ach so«, rief sie, »mein Treatment. Wie peinlich! Ich hoffe, Sie haben es nicht gelesen. Es ist noch schrecklich abgedroschen im Moment.«
    »Ihr Treatment?«
    »Für einen Film. Mir ist da so eine dumme Idee für einen Thriller gekommen, und eine Freundin von mir, die einen Agenten aus Hollywood kennt, hat gemeint, ich soll mir ein paar Sachen aufschreiben, bevor ich damit anrücke.«
    »Oh.«
    »Ich fürchte, daß so was als Schwarzarbeit gilt. Deshalb wär ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Larry nichts …«
    »Die Geschichte über Jim Jones haben Sie sich ausgedacht?«
    »Warum nicht?« sagte Mary Ann. »Viele Autoren denken sich Geschichten über … sagen wir mal Jack the Ripper aus. Er war das Schreckgespenst seiner Zeit; und unseres ist Jones.«
    »Und das Ding mit seinem Doppelgänger …?«
    »Ziemlich doof, was?«
    Schweigen.
    »Ach, na ja«, sagte Mary Ann seufzend, »es ist mein erster Versuch. Ich werd sicher besser mit der …«
    »Aber Ihre Besetzung gefällt mir«, sagte Bambi.
    »Hm?«
    »DeDe Day als die Frau, die mit ihren Zwillingen im Schlepptau aus Guyana entkommt. Wie raffiniert, eine Person aus dem realen Leben so einzusetzen. Das ist so ausgefallen, daß es fast schon wieder wahr sein könnte, nicht?«
    Schweigen.
    »Nicht, Mary Ann?«
    Das Spiel war wohl aus. »Bambi, hören Sie mal zu …«
    »Nein, Sie hören mir zu. Es ist meine Pflicht, Larry die Notizen zu geben, Mary Ann. Ich wollte, daß Sie das wissen. Offen gesagt, bin ich überrascht, daß Sie so eine dicke Story an der Angel hatten und sich nicht von einem Profijournalisten Rat geholt haben.«
    Sie meinte natürlich sich. »Ich hatte vor, mit der Nachrichtenredaktion zu reden«, sagte Mary Ann. »Ich fand nämlich, daß Sie ideal wären als …« Die Lüge blieb ihr im Hals stecken wie eine verdorbene Auster. »Die Story gehört Ihnen, Bambi. Das versprech ich Ihnen. Nur müssen sie noch … ein bißchen warten.«
    »Das können

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