Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten
Sie vergessen. Nachrichten lassen sich nicht zurückhalten. Der Prozeß gegen Larry Layton läuft grade auf Hochtouren. Meinen Sie nicht, daß die Story einigen Einfluß haben könnte auf den Fall?«
»Kaum«, erwiderte Mary Ann. »Er steht vor Gericht, weil er den Kongreßabgeordneten auf der Landebahn umgebracht hat. Aber zu dem Zeitpunkt war DeDe gar nicht mehr da.«
»Ach … Ihr Treatment wird ja immer besser.«
In ihrer Verzweiflung schlug Mary Ann alle Vorsicht in den Wind. »Bambi … DeDes Kinder sind in großer Gefahr. Schon die kleinste Nachricht über die … Gegebenheiten könnte ihren Tod bedeuten. Ich würde Ihnen die Einzelheiten ja gern erklären, aber das geht nicht. Ich flehe Sie an … geben Sie mir bitte eine Woche …«
Die Nachrichtenmoderatorin lachte höhnisch.
»Dann drei Tage.«
»Wenn Sie im Nachrichtengeschäft je was werden wollen, Mary Ann … müssen Sie sich einen gewissen inneren Abstand zulegen. Falls die Kinder in Schwierigkeiten sind, ist das eine schreiende Ungerechtigkeit, aber die Öffentlichkeit hat ein Recht, davon zu erfahren. Nachrichten kann man suchen, aber man kann sie sich nicht aussuchen.«
Das war dämliches Gesabbel, und Mary Ann wußte es nur zu gut. Alle Journalisten, mit denen sie zu tun hatte, suchten die ganze Zeit bloß aus. »Können wir wenigstens drüber reden, bevor Sie Larry davon erzählen?«
»Wir reden doch schon drüber.«
»Ich meine persönlich.«
»Liebend gern. Aber Sie sind in Cleveland.«
»Mein Flieger geht morgen vormittag«, sagte Mary Ann. »Wir könnten uns in meiner Wohnung treffen … sagen wir, um drei. Das wär für Sie doch nur gut. Ich könnte die Sachen zurechtrücken, die Ihnen noch nicht so ganz klar sind, bevor Sie zu Larry gehen.«
»Na gut. Aber am Freitag erzähl ich’s ihm definitiv.«
»Okay. Ich weiß das zu schätzen, Bambi. Haben Sie was zu schreiben?«
»Legen Sie los.«
»Ich wohne in der Barbary Lane 28, Wohnung 3. Wenn mein Flieger Verspätung hat oder so, dann läßt mein Freund Brian Sie rein. Aber bitte verlieren Sie bis dahin kein Wort darüber. Okay?«
»Okay«, sagte Bambi.
Nachdem sie aufgelegt hatte, rief Mary Ann noch einmal Brian an.
»Hallo«, sagte sie grimmig, »ich muß dich um einen großen Gefallen bitten.«
Kirchliche Fehlbarkeit
Alser Prues Stimme erkannte, kicherte Pater Paddy und sagte durch das Sprechgitter des Beichtstuhls: »Wirklich, meine Liebe, wir können uns nicht immer hier treffen!«
Prue blieb sachlich. »Das ist ein … offizieller Besuch, Pater.«
»Das heißt, ich soll die Klappe halten, hm?«
»Was ich sage, muß vertraulich bleiben«, flüsterte Prue. »Ich hab Frannie Halcyon versprochen, niemand was zu erzählen. Es geht offenbar um Leben und Tod.«
»Mein Gott, Mädchen! Was ist auf dem Schiff denn passiert? Ich hab noch gedacht, daß es ein bißchen früh ist für Ihre Rückkehr. Erzählen Sie mir nicht, daß Luke und Sie sich …«
»Luke ist verschwunden, Pater!«
»Was!«
Sie hörte, wie der Geistliche im Beichtstuhl herumruckte.
»Was ist mit Ihnen?« fragte Prue.
»Ich such meine Zigaretten«, antwortete er. »Haben Sie Geduld mit mir, meine Liebe.« Nach weiterem Rucken hörte Prue das katzenhafte Fauchen von Pater Paddys Feuerzeug. »In Ordnung«, sagte er, als er schließlich den Rauch ausblies. »Erzählen Sie alles von Anfang an, meine Liebe.«
Sie brauchte zehn Minuten, um die Katastrophe in groben Zügen zu schildern. Als sie fertig war, ließ Pater Paddy ein leises ungläubiges Stöhnen hören.
»Und?« sagte Prue.
»Hat er meinen Ausweis noch?« erkundigte sich der Priester.
»Ja. Leider. Es tut mir leid, Pater … ich …«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, meine Liebe. Die blöde Idee war ja von mir. Aber, was ist mit Frannie Halcyon? Hat sie zwischen dem Sean Starr und mir eine Verbindung hergestellt?«
»Soweit ich weiß nicht«, sagte Prue. »Ich bezweifle, daß sie Ihren Vornamen kennt. Sie war wegen der Kinder völlig aus dem Häuschen und zu keinem geordneten Gedanken mehr …«
»Aber Mary Ann könnte es rauskriegen.«
»Sie kennen sie?« fragte Prue.
»Wir sind beim gleichen Sender. Ich nehme meine Honest-to-God -Show immer direkt nach ihrer Sendung auf. Als sie am Dienstag nicht auftauchte, mußte ich für sie einspringen. Niemand wußte, wo sie war, und ich wußte natürlich auch nicht, daß sie … mein Gott, das wird langsam heikel!«
»Mich beunruhigt«, sagte Prue, »daß DeDe Luke offenbar …
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