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Stadtluft Macht Frei

Stadtluft Macht Frei

Titel: Stadtluft Macht Frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schwarz
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trügerisch. Die fränkischen Krieger, von denen viele ehemals im römischen Heer gedient hatten und wussten, wie man einen befestigten Ort einnimmt, belagerten die Stadt. Im November 355 nahmen die Franken die Stadt ein. Wie es genau gelang, ist unbekannt – sei es, dass sie die Mauern als Ganzes erstürmten, sei es, dass ihnen ein Durchbruch an einer einzelnen Stelle gelang oder auch, dass die Bewohner aufgrund von Nahrungsmangel gezwungen waren, den Feinden selbst die Tore zu öffnen. Zwar gelang es den Römern in den nächsten Jahrzehnten, die Franken wieder aus Köln zu vertreiben. Doch seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts war nicht nur das Umland der Stadt von fränkischen Siedlungen umgeben, es hatte auch ein fränkischer König die Macht innerhalb der Mauern der Stadt übernommen. Eine neue Zeit begann. Zwar hat auch nach der Eroberung Kölns durch die Franken die romanische Bevölkerung die Stadt keineswegs komplett verlassen; viele blieben. Sie verloren zwar ihre führende Stellung, vermochten sich aber mit den neuen Herren zu arrangieren. Doch im Praetorium, dem Sitz des höchsten römischen Amtsträgers in der Stadt, residierten fortan neue Herrscher, die fränkischen Könige. 508 ließ sich Chlodwig, einer der erfolgreichsten Herrscher in der Geschichte des Frankenreiches überhaupt, in Köln zum König aller Franken ausrufen.
    Von den fränkischen Königen zur
    Herrschaft der Erzbischöfe
    Auch nach dem Tod König Chlodwigs 511 behielt Köln seine politisch bedeutende Stellung im Frankenreich bei. Wenn sich die Nachfolger Chlodwigs im Osten ihres Herrschaftsgebietes aufhielten, so nahmen sie in der Stadt Quartier. Und auch weiterhin profitierte der Ort von |39| den Herrschern des Frankenreiches. Das waren freilich – lange vor dem offiziellen Machtwechsel in der Mitte des 8. Jahrhunderts – nicht mehr die Merowinger, sondern das Hausmeiergeschlecht der Arnulfinger/Pippiniden. Bei ihm lag die tatsächliche Macht. Die fränkische Adelige Plektrudis, die Ehefrau des Hausmeiers Pippin des Mittleren, gründete um 690 in Köln die Kirche St. Maria im Kapitol. Die Kirche wurde errichtet auf den Fundamenten eines Tempels der Götter der Kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva. Dort, in ihrer Gründung, ist Plektrudis auch begraben.
    Um 800 wurde Köln in den Rang eines Erzbistums erhoben – der Kölner Bischof besaß jetzt mehr Macht und Ansehen als ein einfacher Bischof. Es war Kaiser Karl der Große, der im Rahmen der kirchlichen Organisation der von ihm eroberten sächsischen Gebiete der Kölner Kirche, die seither eine Erzdiözese war, die Bistümer Bremen, Münster, Minden und Osnabrück sowie die bereits bestehenden Diözesen Lüttich und Utrecht zuordnete. Kölner Erzbischof wurde ein Mann namens Hildebold, ein enger Vertrauter Karls, der schließlich auch 814 dem sterbenden Kaiser in Aachen die Sakramente gespendet hat. Hildebold gründete an seiner Kirche eine Schule und eine Bibliothek. Die Bischofskirche ließ Hildebold baulich umgestalten, denn das Gotteshaus sollte nun größer und schöner werden – Zeichen der neugewonnenen Stellung der Kölner Kirche. Der Westchor der Kirche wurde erweitert, und nach Anlage eines Querhauses erhielt der Chor eine halbrunde Apsis.
    Der bedeutendste Repräsentant auf dem Kölner Erzbischofsstuhl im 10. Jahrhundert war Brun. 925 als jüngster Sohn König Heinrichs I. (919–936) geboren, war Brun der Bruder von Kaiser Otto dem Großen (936–973), dem Nachfolger Heinrichs auf dem Thron des ostfränkisch-deutschen Reiches. Dass Brun auf dem Kölner Erzstuhl landete, verdankte er der Entscheidung seines Bruders nach einer Reihe von Aufständen gegen ihn und seine Herrschaft, sich nicht mehr nur auf die Herzogtümer zu verlassen, sondern auch die Reichskirche in sein Herrschaftssystem einzubeziehen. Brun entfaltete eine rege Bautätigkeit – sie prägte das Kölner Stadtbild für Jahrhunderte.
    |40| So ließ er den alten, 870 geweihten karolingischen Dom erweitern, seine Bischofskirche; mit seinen fünf Seitenschiffen war er nun der römischen Peterskirche, dem angesehensten Gotteshaus der Christenheit, vergleichbar. Brun gliederte die Stadt in bürgerliche Sondergemeinden, die er den Pfarreien anglich – ein kirchliches Ordnungsprinzip wurde bestimmend für die politische Einteilung der Stadt. Und Brun sorgte für einen Aufschwung von Handel und Gewerbe. Bisher hatte es in Köln eine Warenmesse an Ostern gegeben, die Händler und Kaufleute in die

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