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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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und Klebeband. Dann wandte er sich an uns.
    »Marek. Ben. Ihr wart heute echte Freunde. Ihr habt euch in Gefahr begeben. Und dieses Mal nicht nur für euch. Der Kampf in der Wohnung hat es gezeigt. Das ist selten in meiner Branche. Leider ist die Zeit für Freundschaften vorbei. Nehmt das Koks und was auch immer ihr aus meiner Wohnung haben wollt und geht. Ich habe eine Rechnung zu begleichen und muss dies allein tun.«
    Wir nickten.
    »Können wir noch etwas tun?«
    »Ja, Marek. Das könnt ihr. Du kannst es.«
    Egor hielt mir seinen gesunden Arm hin. Er krempelte das Hemd hoch und deutete auf seinen muskulösen Unterarm.
    »Beiß mich.«
    »Was?«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Aber wozu?«
    Egor lächelte. »Darum mag ich dich, Marek. Du bist trotz allem rein in deiner Seele.«
    »Aber ich verstehe nicht.«
    Ben legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Aber ich. Er will warten, bis er zum Totenmann mutiert und Andrej muss ihm dabei zuschauen. Und wenn es so weit ist, wird Andrej sein erstes Opfer. Richtig, Egor?«
    »Korrekt. Er wird leiden. Vor Angst schlottern. Er wird betteln, flehen, weinen. Und dann wird er qualvoll sterben. Vielleicht sieht er sogar, wie ich Teile von ihm esse. Das ist meine Rache.«
    Ich schaute Egor forschend in die Augen. »Ist das wirklich, was du willst?«
    »Mein Leben ist mit Dimitri gestorben. Es war immer er und ich. Im Sandkasten, in der Schule, in der Armee, im Leben. Schon immer. Jetzt ist er tot und ich werde es auch sein. Auf eine gewisse Art. Wirst du es tun?«
    Ich überlegte. Ich fand die Idee idiotisch, aber es war schließlich nicht mein Leben. Also biss ich zu. Der Geschmack von Blut war gut. Verdammt, er war gut. Ich würde bald wieder koksen müssen.
     

 
     
     
     
    14 ZWEI BEERDIGUNGEN
     
     
    Wir verabschiedeten uns von Egor und suchten in der Wohnung nach nützlichen Dingen. Im Büro fanden wir einen Waffenschrank. Unser erster Impuls war es, Handfeuerwaffen einzustecken. Wir entschieden uns jedoch dagegen. Welchen Nutzen hatte eine Pistole in unserer Situation? In einschlägigen amerikanischen Filmen verfügen selbst normale Zivilisten über einen unermesslichen Vorrat an Munition und jeder Normalbürger ist in der Lage, einem beweglichen Ziel auf 20 Meter Entfernung gezielt in den Kopf zu schießen. Ich wusste nicht einmal, ob mir das aus fünf Metern gelingen würde. War das Magazin leer, war eine Pistole ein relativ nutzloses Spielzeug. Zudem machten Schusswaffen viel Lärm, während wir die Erfahrung gemacht hatten, dass die Stille unser Freund war. Wir entschieden uns stattdessen für nützlichere Dinge: Armschienen und Handschuhe aus Leder, um Beißern weniger Angriffsfläche zu bieten. Wir tauschten unsere Knüppel gegen unauffälligere Schlagstöcke, die mit Sicherheit aus Armee- oder Polizeibeständen stammten. Nach kurzem Überlegen packte ich meinen Knüppel wieder ein. Irgendwie war er ein Teil meines neuen Ichs geworden. Wir fanden Armeestiefel und ganze Kampfanzüge in unterschiedlichen Größen. Egor war offensichtlich für den Fall eines Bandenkrieges bestens ausgerüstet. Ich fragte mich, warum er uns nicht vorher etwas aus seinem Schrank angeboten hatte. Ich trug es ihm nicht nach, schließlich wog sein Verlust größer als der Schmerz in meinem Bein. Nach einer Weile verließen wir die Wohnung mit einem prall gefüllten Rucksack. Wir hatten auch kleine Tütchen und andere Utensilien für den Umgang mit dem Kokain eingepackt.
    Auf dem Weg zum Friedhof bewies Ben, dass er Gedanken lesen konnte.
    »Fühlst du dich gut?«
    »Was meinst du?«
    »Wegen dem Biss.«
    Ich zuckte mit den Achseln, war aber froh, dass er es angesprochen hatte.
    »Falls du dir Sorgen machst: Es war seine Entscheidung. Hättest du es nicht gemacht, hätte er einen Weg gefunden. Ich glaube nicht, dass Egor von einem bereits gefassten Plan abweichen würde.«
    Das glaubte ich auch nicht. Ben machte weiter.
    »Ich habe mich im Totenhaus komisch verhalten, oder?«
    Ich nickte.
    »Ich glaube, ich mag sie sehr.«
    »Was hast du nun vor? Ihr Koks geben und sie zu uns holen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie kennt mich überhaupt nicht. Vielleicht mag sie mich nicht.«
    Ich schmunzelte. Derartige Anflüge von Unsicherheit seine Wirkung auf Frauen betreffend waren in der Tat selten bei Ben. Er bemerkte meine Belustigung.
    »Nein Mann, ich meine es ernst. Ich will mich nicht als Retter aufspielen, sie ficken und dann wegwerfen, falls du das denkst. Ich will, dass sie mich mag.«
    »Dann

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