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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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Nachricht hinterlassen, sie sei unten bei den Jungs. Kein Wort über Ben, aber ich hatte so eine Ahnung, wo er steckte. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte meine Theorie: Murats Wagen war weg. Nachdem ich mich mit Kaffee und Toast gestärkt hatte, überlegte ich gerade, ebenfalls zu Marty hinunter zu gehen, als es an der Tür klingelte. Ich schaute durch den Türspion und fand einen leeren Hausflur vor. Ich wagte es nicht, den Türsummer zu drücken und vielleicht Feinde ins Haus zu lassen, daher zog ich mir Schuhe an und ging in Jeans und T-Shirt nach unten. Dort wartete Peter Hiob. Er sah schlecht aus. Der ewig souveräne Zyniker hatte sich in einen Haufen Elend verwandelt.
    »Peter! Was ist passiert?«
    »Du kommst besser mit. Ich brauche deine Hilfe.«
    Alarmiert folgte ich ihm in seine Wohnung. Dort fand ich Spuren eines Kampfes. Einige Möbel waren zerbrochen, auf dem Teppich klebte Blut. Peter geleitete mich in die Küche. Auf den Fliesen lag die Leiche eines Mannes aus der Nachbarschaft, den ich flüchtig kannte. Er war mutiert.
    »Was ist geschehen?«
    Peter seufzte.
    »Er kam gestern an und klingelte Sturm. Ich ließ ihn herein. Er sagte, er habe sich die letzten Tage bei Freunden verschanzt, doch die seien nun alle tot. Und nun könne er nicht in seine Wohnung, da seine Frau evakuiert sei und keinen Schlüssel hinterlegt habe. Verdammt, Marek! Ich wusste nicht, dass er infiziert war! Er war total am Ende und da hab ich ihm einen Schlafplatz auf dem Sofa angeboten. Nachts fing er an zu randalieren. Schließlich kam er in unser Schlafzimmer, nachdem er hier alles umgeworfen hatte. Er war nicht mehr er selbst. Er griff uns an. Ich musste ihn schließlich…«
    Er verstummte. Ich beendete den Satz für ihn.
    »Du musstest ihn töten.«
    »Ja.«
    »Scheiße.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Wie kann ich dir helfen?«
    »Wir müssen ihn beerdigen.«
    Ich nickte. Ich mochte die Vorstellung nicht, einen Toten im Garten zu verscharren, aber die Leiche musste definitiv weg, bevor sie verweste. Also holten wir Spaten aus dem Keller und begannen zu buddeln. Ich fühlte mich dabei verletzlich und unwohl, obwohl der Garten im Hinterhof lag und von der Straße nicht einsehbar war. Aber ausgeschlossen war es nicht, dass eine Horde Totenmänner den Weg hierhin fand. Schließlich hatten wir ein tiefes Loch gegraben und warfen den Körper hinein. Während wir ihn mit Erde bedeckten, murmelte Peter einige hebräische Sätze, die wie ich vermutete Teil einer jüdischen Begräbniszeremonie waren. Dann klopften wir die Erde fest und gingen ins Haus zurück. Dort schruppten wir Boden und Teppich, bis alle Blutspuren beseitigt waren. Nach getaner Arbeit bot Peter mir einen Tee an, den ich dankend annahm. Da fiel mir Trudi ein.
    »Was ist mit Trudi?«
    »Er hat sie gebissen.«
    »Oh mein Gott.«
    »Gott hat damit nichts zu tun.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Es ging ihr schon besser.«
    »Hast du Angst?«
    »Ja. Ich will sie nicht verlieren.«
    »Du musst Vorkehrungen treffen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Falls sie sich verwandelt. Ihr könnt nicht mehr in einem Bett schlafen, es sei denn, du willst sie fesseln.«
    »Oh mein Gott.«
    Ich verkniff mir eine entsprechende Retourkutsche und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Peter würde sie nicht töten wollen. Mir würde es mit Katie auch nicht anders gehen.
    »Musik! Mach ihr Musik an. Am besten ihre Lieblingsmusik. Den ganzen Tag. Das wird sie beruhigen, ihr Frieden geben.«
    Er nickte erleichtert.
    »Was kann ich noch tun?«
    »Es gibt einen Weg, dies alles zu umgehen.«
    Hoffnungsvoll und erstaunt starrte Peter mir in die Augen.
    »Wie umgehen?«
    »Es gibt eine Art Medizin.«
    »Hast du sie bei dir?«
    »Oben bei mir.«
    »Was ist es?«
    »Kokain. Wir haben es per Zufall herausgefunden. Gib ihr ab und zu was davon, und sie wird sich nicht verwandeln.«
    Peters Gesicht verfinsterte sich.
    »Raus aus meinem Haus.«
    »Peter, ich…«
    »Raus sag ich!«
    »Aber…«
    »Das hätte ich dir nicht zugetraut. Drogen! Und ich hielt dich für einen ehrbaren Mann!«
    »Das bin ich auch, nur…«
    »Ein Dreck bist du. Dreck! Bietest mir Drogen an.«
    »Aber Peter, denk doch mal an…«
    »Ich werde Trudi nicht mit Drogen vergiften! Und jetzt raus, oder ich vergesse mich! Raus!«
    Er meinte es ernst. Ich hatte meinen Bonus bei ihm verspielt. Dumm von mir. Ich hätte es wissen müssen, schließlich waren wir seit Jahren Freunde. Peter hasste Drogen, ließ sogar

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